Vom Daemon verweht
weiße Farbe der Wand und bildete kleine Rinnsale, während Kabit mit einem lauten Miauen aufsprang und wie ein geölter Blitz ins Wohnzimmer raste.
»Okay«, sagte ich nach einer Weile. »Wenigstens hast du das nicht gemacht, nachdem ich aufgeräumt hatte.«
Für einen Moment glaubte ich, den Anflug eines Grinsens in seinem Gesicht zu erkennen. »So wie du deinen Haushalt führst, glaube ich kaum, dass das jemandem aufgefallen wäre.«
»Jetzt werde bloß nicht frech«, entgegnete ich, aber ich glaube, er wusste, wie froh ich war, den alten Eddie wiederzuhaben.
Ich hörte Schritte, und einen Augenblick später stand Allie in der Küchentür. Sie trug Timmy auf ihrem Arm. »Was war das denn?«, fragte sie.
»Viel laut!«, kreischte Timmy begeistert. »Viel, viel laut!«
»Eddie hat seinen Becher fallen lassen«, erklärte ich trocken.
Allie sah von mir zu Eddie und dann zu der Wand mit dem Teefleck. »Verstehe«, sagte sie. »Kann ich dann auch etwas fallen lassen?«
»Na klar – ist auch schon egal.« Ich reichte ihr meinen Becher, den ich inzwischen allerdings leer getrunken hatte. »Viel Vergnügen!«
Das hatte sie auch, als sie den Becher mit einer solchen Schnelligkeit gegen die Wand schleuderte, dass sie wahrscheinlich ins Mädchen-Softballteam der Schule aufgenommen worden wäre, wenn das einer ihrer Lehrer gesehen hätte.
Der Becher zerbrach, und sie klatschte mit Eddie ab. Dann sah sie mich mit strahlenden Augen an. »Ich glaube, jetzt fühle ich mich schon etwas besser.«
»Gut«, erwiderte ich.
»Ich auch, Mami! Ich auch!«
Eddie lachte, und ich überlegte. Wenn ich Timmy jetzt erlaubte, einen Becher kaputt zu schlagen, würde dann nicht bald unser gesamtes Geschirr zerschmettert auf dem Küchenboden liegen?
Letztendlich war mir das für den Moment jedoch egal. »Also gut – du auch«, sagte ich. Ich stand auf und holte zwei besonders hässliche Becher aus dem Geschirrschrank. »Und ich mache auch mit.«
Also reichte ich Timmy einen der Becher, zählte bis drei, und dann gaben wir beide unser Bestes. Mein Becher krachte nur wenige Zentimeter vor der Wand auf den Kachelboden, wobei ich das klirrende Geräusch diesmal als besonders befriedigend empfand. Timmys Becher schaffte es etwa zehn Zentimeter weit und landete vor seinen Füßen. Der Henkel brach ab, und ein Riss entstand. Das Ergebnis war lange nicht so befriedigend wie meine tausend Stücke, aber trotzdem sprang er begeistert auf und ab und rief: »Noch mal! Noch mal!«
»Einmal ist genug«, erklärte ich. Und ehe er auf die Idee kommen konnte, diese Absage zum Anlass zu nehmen, loszuplärren, fügte ich rasch hinzu: »Wie wäre es, wenn du mit Allie den Schaumstoff im Wohnzimmer wegräumst?«
»Machen wir«, erklärte meine Tochter und zuckte nicht einmal mit der Wimper, obwohl ich sie gerade dazu verdonnert hatte, die Schaumstofffüllungen der zerfetzten Kissen und des kaputten Sofas zu beseitigen. »Und danach bade ich ihn.« Sie legte den Kopf zur Seite. »Wo soll er heute Nacht eigentlich schlafen?«
»Wir schlafen heute alle in meinem Zimmer«, erklärte ich. »Wir legen einfach ein paar Decken auf die Matratze, dann fallen uns die Schnitte gar nicht auf.«
»Alle zusammen?«, hakte Allie nach und sah mich überrascht an.
»Ohne mich«, erklärte Eddie. Er zeigte mit dem Daumen auf mich. »Die schnarcht nämlich.«
»Herzlichen Dank«, sagte ich, während Allie lachte. »Du hast meine Erlaubnis, zu schlafen, wo du willst.«
»Dann werde ich wohl wie immer in meinem Zimmer schlafen.«
»Hol Eddie auch ein paar Decken, damit er sie über seine Matratze legen kann«, sagte ich zu Allie. »Und dann fangt mit dem Wohnzimmer an.«
»Ich kann meine eigenen verdammten Decken holen«, erklärte Eddie. »Das werde ich ja wohl noch schaffen.«
»Eddie…« Ich fasste nach seiner Hand, aber er war bereits aufgestanden und winkte ab.
»Schon in Ordnung. Ich gehe jetzt ins Bett.«
Ich sah ihm nach. Es quälte mich ein wenig, dass er sich so schuldig fühlte, doch leider wusste ich nicht, was ich noch dagegen tun konnte.
Allie zog einen Stuhl heraus und setzte sich an den Tisch. Timmy behielt sie auf ihrem Schoß. »Dein Bett wird also ziemlich voll werden, was?«
»Ich würde das eher ziemlich gemütlich nennen«, entgegnete ich.
»Stuart ist doch eigentlich derjenige, der schnarcht«, gab sie zu bedenken.
»Stimmt.«
»Bisher ist er ja noch gar nicht nach Hause gekommen.«
»Nein«, erwiderte ich. »Bisher ist er das noch
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