Vom Daemon verweht
nicht.« Ich warf einen Blick auf das Telefon, das noch immer nicht geklingelt hatte, obwohl ich Stuart bereits zwei Nachrichten hinterlassen hatte. Man hätte mich als verärgert bezeichnen können, aber das wäre dann die größte Untertreibung des Jahrhunderts gewesen.
»Also… Äh… Schläft er dann heute Nacht auch im selben Bett wie wir?«
Unsere Blicke trafen sich. Meine sensible Tochter wurde wirklich viel zu schnell erwachsen. »Nein«, sagte ich. »Das tut er nicht.«
Als ob er es gerochen hätte, dass wir von ihm sprachen, begann in diesem Moment das Knarzen des Garagentors, das wie immer Stuarts Kommen ankündigte.
»Wenn man vom Teufel spricht«, sagte Allie.
»Nicht vom Teufel«, korrigierte ich sie. »Aber in Teufels Küche wird er garantiert kommen.«
Ich stand auf. »Wie wäre es, wenn du das Wohnzimmer vergisst und Timmy gleich nach oben bringst? Geht schon mal zu Bett. Ihr könnt auch einen Film ansehen, der für Timmy geeignet ist. Ich komme bald nach.«
»Okay«, erwiderte sie und hob ihren Bruder hoch. »Stuart wird ganz schön was erleben – nicht wahr?«
»Das kannst du wohl laut sagen«, erwiderte ich. »Es wird nicht schön für ihn werden.«
Als Stuart die Küche betrat, wartete ich bereits auf ihn. Ich hielt die Arme über der Brust verschränkt, und mein Zorn stieg wie Quecksilber in mir hoch. Er sah mich schuldbewusst an und streckte mir eine rote Nelke entgegen.
»Die Blumenläden hatten schon geschlossen«, sagte er. »Aber im Supermarkt habe ich wenigstens noch die hier auftreiben können.«
»Du hast mir eine Blume gekauft«, erklärte ich lapidar, wobei meine Stimme auf einmal so scharf wie eine Messerklinge klang.
»Wenn ich dir Pralinen gekauft hätte, wärst du sicher auch nicht erfreut gewesen. Wegen deiner Taille und so.«
Der Mann kannte mich.
»Und ist es nicht der Gedanke, der zählt?«
Ich lehnte mich gegen die Arbeitsplatte und schüttelte den Kopf. »Diesmal nicht.«
Er sah mich stirnrunzelnd an, und dann wanderte sein Blick durch den Raum. In der Küche herrschte noch immer ein Chaos, das aber nicht viel schlimmer war als das, das ich normalerweise während des Kochens anrichtete. Als er an den Tisch trat, konnte er jedoch die zerschlagenen Becher und einen Teil des Wohnzimmers sehen. Dort herrschte ein Chaos, das sich nicht leugnen ließ. Man konnte es auch nicht auf meine Fähigkeiten als Hausfrau schieben, so schlecht diese auch sein mochten.
»Mann!«, sagte er verblüfft. »Was ist denn hier passiert?«
»Wenn du die Güte gehabt hättest, alle paar Stunden die Nachrichten auf deiner Voicemail abzuhören, hättest du vielleicht eine Ahnung«, erklärte ich eisig.
»Der Akku war leer«, erwiderte er. »Und ich kann dieses verdammte Ladegerät für das Auto nicht mehr finden. Das letzte Mal, als ich Timmy zum – «
Ich hob warnend eine Hand. »Oh, nein! Du wirst deine Nachlässigkeit nicht auf deinen Sohn abwälzen. Wage es bloß nicht.«
»Kate…«
»Bei uns wurde eingebrochen, Stuart! Und du suchst nach irgendeiner Ausrede, warum du dein Ladegerät nicht finden konntest!«
Die Farbe war aus seinem Gesicht gewichen. »Wo sind die Kinder?«
Ich ballte die Fäuste, um meinem Zorn nicht freien Lauf zu lassen. Am liebsten hätte ich Stuart eine Ohrfeige verpasst. Ich weiß, das wäre kleinlich und ausgesprochen fies gewesen, aber genau danach war mir zumute. Sobald mir das bewusst wurde, schien die Luft raus zu sein. Ich rang nach Atem. Trotz meiner Ausbildung zur Dämonenjägerin, trotz meiner Wut und dieser ganzen blödsinnigen Selbstbeherrschung, die ich in den letzten Monaten so übermäßig praktiziert hatte, begann ich zu weinen.
»Mein Gott, Kate«, sagte Stuart und fasste mich an den Schultern. »Die Kinder? Wo sind die Kinder?«
»Alles in Ordnung«, brachte ich mühsam zwischen meinen Schluchzern hervor. Ich vergrub mein Gesicht an seiner Brust und erlaubte ihm, mich festzuhalten. Auf einmal bestand ich nur noch aus einer Woge von Gefühl und spürte, wie diese das Adrenalin aus meinen Adern verdrängte. »Sie sind oben. Es geht ihnen gut.«
»Es tut mir so schrecklich leid«, murmelte er. »Ich habe versucht, das Chaos in unserer Abteilung ein wenig in den Griff zu bekommen. Ich wusste ja, dass du heute Abend mit Allie am Strand bist, und machte mir deshalb keine Sorgen, weil ich wieder so spät nach Hause kommen würde. Ich dachte nicht einmal daran, dich vom Büro aus anzurufen. Und als ich dann im Auto saß, fiel mir auf,
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