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Vom Daemon verweht

Vom Daemon verweht

Titel: Vom Daemon verweht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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musste, der eine Herzattacke erlitten und sich beim Sturz eine Metallstange durch das Auge gerammt hatte.
    Diese Bemerkungen veranlassten mich, noch einmal über all das nachzudenken, was in den letzten Tagen geschehen war. Es gab so vieles, was ich noch nicht einzuordnen vermochte. Als ich schließlich zu Cutters Studio fuhr, war ich bereit, Dampf abzulassen.
    »Ich hoffe, der Kerl ist gut«, sagte ich. »Ich bin nämlich in der Laune, so richtig loszulegen.«
    »Ich bin gut«, erwiderte eine mir inzwischen bekannte Stimme. Ich sah verblüfft auf, und tatsächlich trat David Long hinter dem Vorhang hervor, der sich zwischen den Umkleidekabinen und dem Studio befand. »Oder zumindest war ich das früher einmal.« Er hielt seinen Gehstock hoch. »Mal sehen, ob ich Ihnen gewachsen bin.«
    Fassungslos starrte ich ihn an. Ich atmete kaum und bemerkte erst nach einer Weile, dass ich ihn misstrauisch musterte.
    »Kate?« Cutter sah mich stirnrunzelnd an. »Was ist los mit dir?«
    »Nichts«, antwortete ich. Außer, dass ich David am liebsten auf der Stelle an seinem Dämonenhals gepackt hätte. Welches Spiel trieb er? Zuerst näherte er sich meiner Tochter, dann baute er eine Vertrauensbasis mit mir auf, und jetzt sollte ich ihm als Gegner dienen?
    Diese verdammten Dämonen benahmen sich wirklich von Tag zu Tag eigenartiger.
    »Das sieht mir aber nicht nach nichts aus«, sagte David. Er trat einen Schritt auf mich zu. Ich machte daraufhin einen zurück. »Geht es Ihnen gut?«
    »Es geht mir ausgezeichnet. Und Ihnen? Wie geht es Ihrem Bein nach dem Unfall?«
    »Welchem Unfall?«, wollte Cutter wissen. Er sah uns fragend an.
    »Mr. Long hatte vor einiger Zeit einen schlimmen Autounfall. Seine Kniescheibe wurde zertrümmert. Und sein Schienbein wurde dabei gebrochen.«
    »Das ist schon eine Weile her«, gab David zu bedenken. »Inzwischen geht es mir wieder gut. Ich hinke noch leicht und habe immer meinen Stock dabei, falls die Beine plötzlich müde werden.«
    »Mir war nicht klar, dass ihr beide euch bereits kennt.«
    »Oh, ja«, antwortete ich kalt. »David und ich sind alte Bekannte. Nicht wahr? Das sind wir doch.«
    »Sicher«, antwortete er, wobei seine Augen mich fixierten. »Das sind wir.«
    Mir lief ein Schauder über den Rücken. Gänsehaut stellte mir die Härchen auf, während ich mich darauf konzentrierte, nicht aus dem Studio zu rennen. Ich konnte meinen Finger nicht darauf legen – irgendetwas in seinen Worten, in seiner Stimme…
    Ich schüttelte mich und zwang mich dazu, ruhig zu bleiben. »Ich glaube nicht, dass dieser Kampf eine so tolle Idee ist«, sagte ich zu Cutter. »Ich kämpfe nur äußerst ungern mit Leuten, die einen Stock brauchen.«
    David wirbelte den Stock elegant durch die Luft und warf ihn dann zu Boden, so dass er einige Zentimeter vor meinen Füßen landete. »Und warum nicht? Befürchten Sie etwa, im Nachteil zu sein?«
    »Nun beruhigt euch«, mischte sich Cutter ein. Seine Stimme klang entschlossen, auch wenn er mir einen verständnislosen Blick zuwarf. Ich verzog jedoch keine Miene und wandte bewusst die Augen ab. »Kate, David wird mit dem Stock kämpfen.«
    »Ich finde nämlich, dass es keine schlechte Idee ist, dieses blöde Ding zu meinem Vorteil zu nutzen und es als Waffe einzusetzen, solange ich es mit mir herumschleppen muss«, fügte David hinzu.
    »Es ist deine Entscheidung, Kate. Aber ich glaube wirklich, dass dir ein Kampf guttun würde.«
    »Also gut«, sagte ich. Ich hatte sowieso vorgehabt, mal wieder mit Stöcken zu üben.
    Ich trat auf die Trainingsmatte. »Fangen wir an.«
    David musterte mich von oben bis unten. »Wollen Sie sich nicht umziehen?«
    »Ich werde meine Tasche beiseitelegen«, erklärte ich. »Aber ich kann durchaus in Jeans kämpfen. Außerdem glaube ich kaum, dass jemand, der mich in einer dunklen Gasse angreift, wartet, bis ich nach Hause gelaufen bin und meine Sportklamotten angezogen habe.«
    Für einen Moment schien sich sein Gesicht zu verdüstern, und er nickte. »Stimmt natürlich.«
    Ich nickte ihm ebenfalls kurz zu und ging dann zu einem Stuhl, um meine Tasche abzustellen. Aufmerksam beobachtete ich die beiden Männer im Spiegel, der die Wand des Studios bedeckte. Als David sich abwandte, um mit Cutter zu sprechen, holte ich rasch meine Flasche mit Weihwasser heraus und steckte sie in die Hosentasche. Dann steckte ich meine Haare mit meiner Lieblingsspange hoch – jener Sorte Spange, die ein langes, scharfes Metallstück besitzt.
    Sobald ich

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