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Vom Ego zum Selbst: Grundlinien eines spirituellen Menschenbildes

Vom Ego zum Selbst: Grundlinien eines spirituellen Menschenbildes

Titel: Vom Ego zum Selbst: Grundlinien eines spirituellen Menschenbildes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvester Walch
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muss es wahrgenommen, gespürt und erkannt werden, um seine volle Wirkung entfalten zu können.

    Von nun an achten Sie bitte immer darauf, was Ihnen gegenwärtig wird, auch wenn Sie es vielleicht nicht sofort verstehen. Vertiefende Übungen werden ihren Bewusstseinsprozess unterstützen. Dafür ist es günstig, sich ein Heft anzulegen, in das Sie Ihre Erkenntnisse schreiben. Dazu auch einen Zeichenblock und Wachsmalstifte. Wenn Sie malen möchten, tun Sie es, ohne lange nachzudenken, und greifen sie in den Farbkasten: alles, was kommt, Formen oder Farben, ohne sich blockieren zu lassen. Wenn möglich, wäre es auch sinnvoll, sich einen Ort vorzubereiten, an dem Sie sonst vielleicht meditieren würden und sich gerne auf Selbsterforschungsexperimente einlassen. Das wird dann auf Dauer ein Ort der Kraft, der die Begegnung mit sich selbst erleichtert. Manche Übungen sind etwas komplexer, deshalb wäre es günstig, wenn Sie sich vorher damit vertraut machen oder wenn Ihnen jemand die einzelnen Schritte vorliest. Sie können die vorgeschlagenen Experimente normalerweise gut im Sitzen oder im Liegen durchführen. Dabei achten Sie bitte darauf, dass Sie entspannt und aufmerksam sind. Die Augen können in vielen Fällen geschlossen sein und die Augenlider sanft auf den Augäpfeln ruhen. Den Atem lassen Sie einfach tiefer und ruhiger werden.
1. Für die nächsten Minuten spüren Sie, was gerade in Ihrem Inneren abläuft, an Gefühlen, Gedanken, Bildern etc. Bitte nur registrieren, ohne zu interpretieren, zu kommentieren oder zu bewerten!
 
2. Bevor Sie nun weiterlesen, schreiben Sie Ihre Erfahrungen auf. Wenn Sie möchten, können Sie aber auch etwas malen.
    Jeder Selbstverwirklichungsweg beginnt damit, zunächst alles, was ist, zu würdigen. Wenn ich verleugne, dass ich wütend bin oder in Gedanken jemandem etwas Schlechtes wünsche, werden diese Impulse dennoch ihre unbewusste Wirkung haben, ohne dass ich darauf einwirken kann. Deshalb ist es wichtig, Einstellungen, Gefühle und Gedanken so, wie sie angetroffen werden, offen zu benennen. Radikale Offenheit sich selbst gegenüber ist heilsam und fördert die Entwicklung. Sie sollte immer der Ausgangspunkt eines Befreiungsweges sein, denn dadurch findet eine Standortbestimmung, Reinigung und Zentrierung statt. Manchmal treten dabei schwerwiegende Hindernisse auf. Stelle ich fest, dass ich einen anderen Menschen hasse, können sofort Schuldgefühle die Klarheit verstellen, denn es darf nicht sein, was nicht sein soll. Wenn ich bemerke, dass ich mich abwerte oder auf ein anderes Thema ausweiche, ist es wichtig, einfach zurückzukehren und leise vor sich auszusprechen: Auch wenn es mir schwerfällt, bin ich bereit, bei mir anzuerkennen, dass ich Peter hasse.
    In einem anderen Fall hatte jemand einen Vertrag für eine Arbeitsstelle unterzeichnet. Im Nachhinein bereute er diesen Schritt. Nun begann er Gründe aufzuzählen, die für diese Entscheidung sprachen, bis das unangenehme Gefühl beseitigt war. Für einen Weg der Bewusstheit ist es jedoch sinnvoll, die innere Spannung auszuhalten, indem ich beispielsweise sage: Auch wenn ich den Vertrag schon unterschrieben habe, spüre ich eine Unruhe.
    Jeder von uns hat sicherlich seine ganz eigenen und speziellen Strategien. Radikale Aufrichtigkeit ist immer das beste Argument und der erste Schritt zu einer guten Lösung. Natürlich können auch andere Aspekte in den Vordergrund treten. Ich fühle mich unruhig, krank, werte mich und andere ab. Ich sehne mich nach Glück, Zufriedenheit und Wärme. Auch hier sind die Möglichkeiten wieder außerordentlich vielfältig. Das Motto lautet: Einfach wahrnehmen, was ist, und anerkennen, dass es so ist, wie es ist. Auch wenn ich jemandem gegenüber Unrecht begangen habe, geht es nun zunächst nicht darum, das wiedergutzumachen, sondern es sich selbst gegenüber aufrichtig zu bezeugen. Wenn ich mir selbst ein ehrlicher Betrachter bin, bin ich wie ein guter Freund, auf den man sich verlassen kann. Das schafft Sicherheit und Vertrauen zu mir selbst. Nur so können sich Lösungen entwickeln und neue Spielräume eröffnen. Was nehme ich wahr, was denke ich, und was fühle oder spüre ich? Auf dieser Ebene der Selbsterkenntnis werden Haltungen, Einstellungen, Bedürfnisse und Umgangsweisen geklärt, so dass ich deutlicher spüren kann, was meiner Entwicklung dient und was nicht.
    Das ist jedoch nicht immer so einfach, denn unbemerkte geistig-seelische Prozesse können mich durchaus in die Irre

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