Vom Finden der Liebe und anderen Dingen (German Edition)
allmählich ein bisschen vertraut. Ich erinnerte mich, dass ich einen Kaugummi von ihr aus dem Müll geklaubt hatte, und an die Konturen ihres BH -Trägers unter jeder Bluse, die sie trug, und dann fiel mir auf einmal Susan Porter selbst ein. Dass ich ihre fette braune Katze entführen sollte, hatte Alvin vorgeschlagen. Ich hatte die Katze zwei Tage bei mir im Zimmer gehabt und versucht, sie zu versorgen. Susan hängte in der ganzen Nachbarschaft Fotokopien von ihr aus, und als ich ihr die Katze dann zurückgab, umarmte sie mich beim Briefkasten vor ihrem Haus. Während ich sie umklammert hielt, steckte ich die Nase in ihren Pulli, und sie rieb mir eine Weile kreisförmig den Rücken. Danach vergaß ich sie für sechs Jahre, aber jetzt fiel sie mir wieder ein, und ich vermisste sie ein ganz klein wenig, jedoch nicht besonders.
»Von diesen anderen Mädchen zählt keine.«
»Erinnerst du dich noch an Olivia Tory?«
»Wer ist das?«
»Entscheidend ist, dass du dich nicht mehr an sie erinnerst. Warum glaubst du, dass es bei Julia anders sein wird?«
»Weil ich sie nicht vergessen werde.« Ich weiß nicht, warum ich so wütend wurde, aber wenn ich mit Alvin über Julia redete, brachte mich das immer auf einen sehr hässlichen Tilt. »Manchmal wünschte ich, du würdest nicht mehr kommen und mit mir reden.«
»Sag das nicht, wenn du’s nicht auch meinst.«
»Komm schon. Sag mir einfach, was ich machen soll.«
»Mach dir nicht solche Gedanken, Joe. Wenn du nicht so viel nachdenkst, wird die Antwort klar sein.«
»Willst du mir wirklich nicht helfen?«
»Was weiß ich schon? Ich kapier ja nicht mal, warum ich die ganze Zeit so müde bin.« Alvin rieb sich die Augen und lächelte mich an. »Dieser Anzug steht dir echt. Da will ich dir gleich eine Stelle mit einem hervorragenden Paket Zusatzleistungen anbieten.«
Das war das erste Mal, dass ich irgendwie froh war, als Alvin verschwand. Ich lief weiter bis zu McDonald’s, wo ich so viele Cheeseburger aß, wie ich schaffte, und kam dann viel später nach Hause als je zuvor. Das Hotel war total still, als ich mich in Julias Zimmer schlich. Sie schlief noch immer friedlich, und die Decken sahen noch gut aus. Sollte sie also während meiner Abwesenheit im Schlaf gesprochen haben, musste es ziemlich ruhig gewesen sein. Ich weiß noch, dass ich mir beim Hereinkommen ganz heftig das Knie am Couchtisch anschlug, weil ich Angst hatte, sie könnte aufwachen, wenn ich Licht machte. Es war extrem schmerzhaft, aber ich hielt mir einfach das Knie und hüpfte lautlos rum. Ich glaube, so kann Liebe manchmal auch sein: Man stößt sich das Knie am Tisch, macht aber kein Geräusch, weil jemand schlafen will. Als der Schmerz dann weitgehend weg war, merkte ich, dass ich die kleine Teekanne zerbrochen hatte; sie war vom Tisch gefallen, als ich mir das Knie angeschlagen hatte. Ich las die Scherben auf und warf sie, so weit ich konnte, aus dem Fenster. Als ich zu Julia ins Bett kroch, schnurrte sie ein bisschen und wachte gerade lange genug auf, um mich zu fragen: »Wie viele Cheeseburger hast du gegessen?«
»Drei.«
»Wärmst du mich bitte?«
Ich legte die Arme um sie und wärmte sie. Als Nächstes erinnere ich mich, dass mich morgens die ersten warmen Sonnenstrahlen weckten, und da hatte ich mich wohl grundsätzlich entschieden, was ich machen würde. Ich ging ans Fenster, schaute auf die Sonne und ließ mir noch mal alle Gründe durch den Kopf gehen, nur um sicher zu sein. Danach duschte ich rasch und zog meinen Anzug an. Nachdem ich mich gekämmt und abgebürstet hatte, stahl ich mich aus Julias Zimmer, ohne dass mich jemand sah. Dann ging ich nach dem Pool sehen und wartete darauf, dass der Tag begann.
7 . Kapitel
Julia und ich waren den ganzen Dienstag verliebt, und am Abend sahen wir uns im letzten verbliebenen Autokino von Tennessee einen ziemlich guten Reisefilm an, und am Mittwoch waren wir auch verliebt. Das Hotel war weitgehend leer, also war Julia den Nachmittag meistens am Pool, und wir schwammen sogar ein bisschen zusammen. Inzwischen konnte ich so gut schwimmen, dass wir sogar ein ordentliches Wettschwimmen machen konnten.
In der Stadt fand wohl so eine Art Kongress statt, deshalb war Houstons Hotel gerammelt voll, und ich sah ihn erst wieder am Donnerstag. Er kam rechtzeitig zum Mittagessen vorbei, und wir saßen eine Stunde oder so da und versuchten, Zeitung zu lesen. Als Julia mit Tee und Keksen vorbeikam, beobachtete ich ihn genau, um zu sehen, wie er sich
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