Vom Finden der Liebe und anderen Dingen (German Edition)
Traurig sagte sie zu Brian: »Was sind wir dir schuldig?«
»Keine Manning zahlt bei mir fürs Essen«, sagte Brian. »War super, dich zu sehen. Und ich erzähl allen, dass du wieder am Start bist. Du musst zu meinem Barbecue am Sonntag kommen.«
»Ich versuch’s«, sagte Julia. »Grüß alle von mir.«
Als wir wieder fuhren, war es Spätnachmittag, und der Himmel hatte sich zugezogen. »Es gibt so viele Leute, für die ich einfach keine Zeit habe«, sagte sie. »Und Brian hat mir so eine gute Geschichte über meinen Dad erzählt.«
Die Geschichte handelte davon, wie Brians Dad eine Lagerfirma hatte, und da brach eines Tages ein Feuer aus, und wie Mr Manning mit ein paar wichtigen Freunden redete, die dafür sorgten, dass die Sache nicht allzu bekannt wurde. Brian sagte, er habe das Familienunternehmen gerettet. Er hielt Mr Manning für einen großen Mann. Und das Gespräch mit Brian hatte Julia daran erinnert, dass sie das auch fand.
»Wohin fahren wir?«, fragte ich sie erneut.
»Ich finde, wir müssen dich so weit weg wie möglich bringen. Vom Hotel würde niemand bei der Polizei aussagen, trotzdem solltest du für eine Weile verschwinden.«
»Und du?«
»Ich kann ja nicht wegrennen. Fändest du es nicht ein bisschen verdächtig, wenn auch ich verschwände?«
»Wo soll ich hin?«
»Hast du jemandem erzählt, dass du aus Los Angeles bist?«
»Nein.«
»Warum dann nicht dorthin?«
»So weit kann ich nicht allein fahren. Außerdem habe ich keine Ahnung, wie ich da hinkommen soll.«
»Deshalb fahren wir jetzt auch zum Busbahnhof.«
»Ach ja?«
»Du solltest sowieso nicht mit Alvins Wagen fahren. Sobald ich dich abgesetzt habe, muss ich ihn irgendwie loswerden.«
»Wann komme ich zurück?«
»Das müssen wir erst noch sehen«, sagte Julia. »Wir haben das jetzt ja nicht gerade durchgeplant, oder?«
Ich hatte keine besonderen Pläne, aber ich hätte nie im Leben gedacht, dass ich allein weggehe. Hätte ich das gewusst, dann hätte ich was ganz anderes gemacht. Aber im Moment fiel mir nichts anderes ein, und alles passierte auch so schnell.
»Ich hab uns ein paar Kekse in die Tasche gepackt«, sagte Julia. »Gibst du mir bitte einen?«
Ich holte die Kekse raus, gab ihr einen und nahm auch selbst einen. Die Kekse waren ziemlich lecker. Sie waren voller großer Schokostückchen, und manchmal war auch ein dicker Klumpen brauner Zucker drin, der sich nicht ganz untergemischt hatte. Vielleicht aß ich sie ja so schnell, weil ich keine Ahnung hatte, was ich sonst machen sollte. Als Julia ihren zweiten Keks gegessen hatte, hatte ich schon fast die ganze Tüte leer gemacht, und als sie das merkte, wurde sie ziemlich sauer. Sie wickelte den letzten Keks ein und legte ihn ins Handschuhfach. »Iss den nicht auch noch«, sagte sie zu mir. »Den heb ich mir für später auf.«
Ich versprach es ihr, aber als wir tankten und Julia reinging, um zu bezahlen, roch ich, wie der Keks im Handschuhfach schmolz. Ich stieg aus und ging ein bisschen um den Wagen rum, versuchte, den Keks zu vergessen, und streckte den Rücken, aber dann konnte ich einfach nicht anders. Ich stieg wieder ein und wickelte den Keks vorsichtig aus, nur um einmal dran zu lecken – nur um ihn noch mal ein kleines bisschen zu schmecken –, dann tat ich ihn wieder dahin zurück, wo er hingehörte.
Julia kam zurück und setzte sich ans Steuer. Wir waren noch keine Minute gefahren, als sie mich auch schon fragte: »Hast du den Keks gegessen, Joe?«
»Nein.«
»Ich habe ihn für mich aufgehoben. Ich habe dich extra gebeten, ihn nicht zu essen.«
»Ich schwöre, ich habe den Keks nicht gegessen, Julia.«
Sie langte über meine Knie hinweg und klappte das Handschuhfach auf. Sie nahm den Keks heraus und betrachtete ihn argwöhnisch. »Was hast du gemacht? Du hast überall Schokolade am Kinn. Hast du an dem Keks
geleckt
?«
Ich konnte ihr nicht antworten. Ich schämte mich so.
»Joe, hast du diesen Keks wirklich abgeleckt?«
Normalerweise musste Julia über so etwas lachen, aber jetzt lachte sie nicht. Einen Moment lang hielt sie das Lenkrad so fest umklammert, dass ihre Arme zitterten. »Du hast den Keks ausgewickelt und abgeleckt.«
»Bloß den Teil, der geschmolzen war.«
Sie riss das Lenkrad hin und her. Wir schlingerten über die ganze Straße. Es war extrem gefährlich. Dann trat sie voll auf die Bremse und fuhr rechts ran. Ich hatte meinen Sicherheitsgurt nicht an, daher knallte ich irgendwie so gegen meine Tür.
»Wir können uns nicht
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