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Vom Geist der Dorsai

Vom Geist der Dorsai

Titel: Vom Geist der Dorsai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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in Anspruch nehmen und die Patrouillen am Ende dieser Zeit wieder nach Foraliestadt und ihr Lager zurückführen.
    „Offenbar rechnen sie nicht mit Zwischenfällen“, sagte Myron Lee, der Alte einer der anderen Gruppen, zu Amanda, als sie hinter einem Gebüsch standen und auf eine dieser Patrouillen hinabsahen. Myron war so schlank, daß er fast ausgezehrt wirkte. Mit seinen fünfzig Jahren war er physisch kaum stärker als Amanda, doch er erweckte den Eindruck von unerschöpflicher Kraft.
    „Andererseits aber“, fuhr er fort, „sind sie auch nicht gänzlich unvorbereitet ausgezogen.“
    Die Patrouille, die sie beobachteten, bestand aus einer einzelnen Abteilung unter dem Befehl eines einzelnen Offiziers – so wie auch alle anderen, die Amanda bisher überprüft hatte. Doch die Mannschaften saßen in Stabswagen und Gleitern, so wie es auch bei der Eskorte von deCastries der Fall gewesen war. Und hier war jeder Stabswagen mit einer aufmontierten schweren Ergschleuder ausgerüstet. Die Soldaten, die sowohl in diesen Fahrzeugen als auch den Gleitern hockten, verfügten darüber hinaus über Konusgewehre und Seitenwaffen.
    „Wie verhalten sie sich, wenn sie eine Heimstatt erreichen?“ fragte Amanda.
    „Sie notieren sich die Namen der Bewohner und fertigen Bilder sowohl von ihnen als auch der Heimstatt selbst an“, antwortete Myron. „Eine Art Volkszählung.“
    Amanda nickte. Auf diese Weise war es ihr immer beschrieben worden, ganz gleich, über welche Patrouille sie Erkundigungen eingezogen hatte. Es war kein ungewöhnlicher militärischer Vorgang, Daten über die Bewohner und Infrastruktur einer Region zu sammeln, in der eine Streitmacht ihr Lager aufgeschlagen hatte – aber die Art und Weise dieser speziellen Inspizierung schien darauf hinzudeuten, daß die überprüften Menschen und Gebäude irgendwann in der Zukunft mit Gewalt bezwungen werden sollten.
    Als der Abend dämmerte, befand sie sich wieder hinter der Kuppe des Höhenzugs, von dem aus man die Wiese mit den Quartieren der Besatzungstruppen überblicken konnte. Lexy, Tim und Ramon warteten bereits auf sie, als sie ankam. Sie blieben noch eine Weile an Ort und Stelle, bis das Zwielicht völliger Dunkelheit gewichen war. Die Wolkendecke war diese Nacht noch dichter, und als das letzte Licht der Dämmerung verblaßte, konnten sie nicht einmal mehr die Hand vor Augen sehen.
    „Brecht jetzt auf“, wies Amanda die beiden Kinder an. „Und denkt daran: Es gibt zwei Dinge, an denen ich ganz besonders interessiert bin – Nachrichten über Cletus und irgendwelche Neuigkeiten über Vorgänge in der Stadt.“
    Im hohen Gras war ein kaum hörbares Rascheln zu vernehmen, dann war sie mit Ramon allein.
    Eine gute halbe Stunde später kehrten die beiden Gruppenmitglieder zurück.
    „Da unten ist praktisch nichts los“, berichtete Lexy. „Nichts Neues über Cletus oder seine Ankunft hier. Sie hätten selbst gern Informationen darüber, wie lange sie hierbleiben müssen und was sie zu erwarten haben. Über die Stadt sagen sie nur, sie sei langweilig. Sie fragen sich, was es schon für einen Sinn hätte, wenn sie sie besuchen könnten. Es gäbe keine Kneipe, keine Möglichkeit, irgendwo etwas zu trinken, keinen Platz zum Austoben. Sie sprachen von einer alten Frau, die erkrankt sei, nannten aber nicht ihren Namen.“
    „Berthe Haugsrud ist die älteste“, meldete sich Ramons Stimme aus der Finsternis.
    Amanda seufzte spöttisch.
    „Wenn man so jung ist wie diese Soldaten“, sagte sie, „dann sind alle über dreißig alt. Na schön. Morgen abend treffen wir uns hier wieder und versuchen es noch einmal.“
    Sie verließ die Späher und flog nach Osten in Richtung der Heimstatt von Aras. Sie wollte in Erfahrung bringen, ob der einzige Arzt des Distrikts – Doktor Ekram Bayar –, der sich zur Zeit dort aufhalten sollte, etwas über einen Krankheitsfall in Foraliestadt wußte.
    „Er hat sich auf den Weg nach Foralie gemacht“, erklärte ihr die zierliche Tochter Tosca Aras’. „Melissa rief an und sagte, Bettas Wehen hätten eingesetzt. Ekram meinte, er rechne nicht mit Komplikationen. Doch da keiner der Sanitäter schneller zur Stelle sein konnte als er, ging er selbst. Aber er kommt hierher zurück. Möchten Sie kurz einmal durchrufen?“
    Amanda zögerte.
    „Nein“, sagte sie dann. „Ich habe mich die ganze Zeit über nirgends gemeldet – welche Ortungsgeräte sie dort unten im Truppenlager auch einsetzen, sie können meine Position nicht mit

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