Vom Geist der Dorsai
befeuerten, großen, steinernen Kamin auf der anderen Seite des Zimmers zu. Schweigend nippte er dann und wann an seinem Glas.
„Das Abendessen ist in ein paar Minuten fertig“, sagte Mene und ging fort.
Beim Essen gab sich Ekram wieder etwas aufgeräumter. Doch am folgenden Morgen begann das Telefon wiederholt zu klingeln; es meldeten sich andere Haushalte, und sie gaben Informationen weiter, die sie durch Gespräche mit Leuten erhalten hatten, die nach wie vor in der Stadt weilten – und danach waren nun zwei oder drei der Älteren dort erkrankt.
„Es hat sich nicht ein einziger von denen gemeldet, die angeblich krank sein sollen“, gab Mene während des Frühstücks zu bedenken.
„Das käme ihnen auch nie in den Sinn. Stolz und selbstlos … ja, sie sind alle so verdammt stolz und selbstlos! Und ihr ebenfalls. Es tut mir leid, Amanda …“ Seine Stimme klang ernst, und seine Miene war eingefroren. „Ich muß in die Stadt.“
„In Ordnung“, sagte Amanda.
Sie hatte früh aufbrechen wollen, jedoch immer wieder gezögert, da sie genau diese Entscheidung Ekrams befürchtet hatte. Sie mußte ihren festen Standpunkt zum Teil aufgeben. Aber es war nicht erforderlich, ihm gänzlich seinen Willen zu lassen.
„In Ordnung“, wiederholte sie. „Aber erst heute abend. Erst dann, wenn wir einen Überblick über die heutigen Erfordernisse gewonnen haben.“
„Nein“, widersprach Ekram. „Ich muß jetzt los.“
„Ekram“, sagte Amanda. „Es ist Ihre Pflicht, sich um alle zu kümmern. Nicht nur um diejenigen, die in der Stadt zurückgeblieben sind. Vielleicht werden Sie später noch viel dringender gebraucht. Sie sind unser einziger Arzt. Und bevor dies alles vorbei ist, müssen wir möglicherweise eine Art Feldlazarett einrichten.“
„Sie hat recht“, stimmte Tosca zu.
„Verdammt!“ platzte es aus Ekram heraus. Er erhob sich von dem Tisch, schob seinen Stuhl mit einem Ruck an seinen Platz zurück und verließ die Küche mit gesenktem Kopf. „Diese ganze Sache widert mich an!“
„Es ist sicher nicht leicht für ihn“, meinte Tosca. „Aber Sie brauchen sich seinetwegen keine Sorgen zu machen, Amanda.“
„Gut“, antwortete Amanda. „Dann mache ich mich jetzt auf den Weg.“
Sie verbrachte den ganzen Tag im Gelände und überprüfte die Aktivitäten der Patrouillen. In ein oder zwei Fällen, in denen Abteilungen zum dritten Mal ein bestimmtes Gebiet durchstreiften, bestand die Mehrheit der Soldaten zumindest einer speziellen Patrouille aus den Mannschaften, die auch am ersten Kontrollgang teilgenommen hatten. Das fiel nicht nur Amanda auf, sondern auch der schärferen Beobachtungsgabe jener Gruppenmitglieder, die den Weg dieser Patrouillen verfolgt hatten. Mittels eines Fernabtasters beobachtete Amanda sie eingehend und versuchte herauszufinden, ob es irgendwelche Anzeichen von Nachlässigkeit oder Unachtsamkeit in Hinsicht auf die Ausübung ihres Dienstes gab. Aber sie war nicht in der Lage, sichere Hinweise dafür zu finden.
In einem anderen Punkt war sie mit der Unterstützung der Gruppenangehörigen weitaus erfolgreicher: Sie vermochte Verhaltensmuster auszumachen, die in der Art und Weise deutlich wurden, wie die Soldaten ihre Patrouillengänge durchführten. Ihre Annäherung an eine Heimstatt zum Beispiel hatte bereits begonnen, sich zu einer Routine zu entwickeln. Das war das beste Anzeichen dafür, wie die Soldaten der Kampfeinheiten jene Bewohner Dorsais einschätzten, die sich derzeit im Foralie-Distrikt aufhielten. Amanda fragte sich kurz, wie man in all den anderen Distrikten der verschiedenen Kantone Dorsais mit den Verteidigungsvorbereitungen zurechtkam und wie man es dort mit den jeweiligen Besatzungstruppen aufzunehmen gedachte. Einige der anderen Regionen würden größeren Erfolg gegen die Soldaten der Erde haben, manche weniger – das lag in der Natur der Sache und war eine sich aus der Lage ergebende Konsequenz.
Sie übersandte den Haushalten eine Botschaft: Die Angehörigen der jeweiligen Heimstätten sollten wann immer möglich bei jedem Kontakt mit einer Patrouille die gleichen Reaktionen zeigen, damit das Verhalten der Soldaten eine weitere Tendenz zur Gewohnheit und damit Einschätzbarkeit entwickelte.
Am frühen Nachmittag meldete sich ein Kurier bei Amanda. Er hatte eine Nachricht zu überbringen, die per Fernruf von einer Heimstatt zur anderen unter dem Deckmantel von nachbarschaftlichem Klatsch für sie weitergeleitet worden war.
„Ekram hat das
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