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Vom Geist der Dorsai

Vom Geist der Dorsai

Titel: Vom Geist der Dorsai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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ließ mich ein. Es gibt auf Ihrem Planeten nicht so viele Exoten, als daß er mich nicht erkannt hätte.“
    Ich stürzte die Hälfte des Glases mit nur einem Schluck hinunter und trug den Drink dann mit mir, als ich mich in dem Sessel ihm gegenüber niederließ. Die gedämpfte Beleuchtung des Apartments hatte sich automatisch eingeschaltet, als die Fenster von der anbrechenden Nacht verdunkelt worden waren. Es war ein weiches Licht, das aus den Ecken der Decke und kleinen, hier und dort angebrachten Wandblenden und -nischen tropfte. Eingehüllt von diesem Schein, mit der blauen Robe und seinem zeitlosen, sanften Gesicht, wirkte Padma wie das Abbild eines Buddhas – jenseits aller gewöhnlichen menschlichen Mühsal, unbehelligt von allen Stürmen des Schicksals.
    „Was machen Sie hier?“ fragte ich. „Ich habe Sie überall gesucht.“
    „Deshalb bin ich hier“, erwiderte Padma. „So wie die Situation derzeitig beschaffen ist, haben Sie sicher die Absicht, mich um Unterstützung zu bitten. Deshalb wollte ich Sie an einem Ort treffen, an dem Sie nicht unter Druck stehen und mir wegen meiner Ablehnung, Ihnen Hilfe zu leisten, keine Vorwürfe machen.“
    „Ablehnung?“ sagte ich. Vielleicht bildete ich es mir auch nur ein, aber der mit Soda verdünnte Brandy, den ich getrunken hatte, schien mir bereits zu Kopf gestiegen zu sein. Meine Gedanken waren umnebelt, und ich fühlte mich wie in einem Traum gefangen. „Sie wollen mir nicht einmal zuhören, bevor Sie eine solche Entscheidung treffen?“
    „Ich hatte die Hoffnung“, entgegnete Padma, „Sie würden zunächst mir zuhören, Tom, bevor Sie das ablehnen, was ich Ihnen zu sagen habe. Sie glauben, ich könnte soweit Druck auf Ian Graeme ausüben, daß er seine Truppen möglichst weit von Blauvain zurückzieht, auf die andere Seite des Planeten vielleicht … oder aber, daß ich zumindest zu einer Entschärfung der gegenwärtigen kritischen Phase der Lage beitrage. Die Wahrheit ist aber, daß ich dazu nicht in der Lage bin. Aber selbst wenn ich es könnte, so würde ich dennoch nicht eingreifen.“
    „Nicht eingreifen …“ wiederholte ich benommen.
    „Nein. Das würde ich nicht. Aber nicht deshalb, weil das meine persönliche Entscheidung ist. Seit vier Jahrhunderten nun schon, Tom, erzählen wir Studenten der Exotischen Wissenschaften all den Männern und Frauen auf den anderen Welten, daß die menschliche Rasse aufgrund ihrer geschichtlichen Entwicklungsstruktur auf eine bestimmte Zukunft zusteuert. Es stimmt, wir Exoten verfügen nun über eine Art Berechnungstechnik, Ontogenetik genannt. Sie hilft uns dabei, alle gegenwärtigen und zukünftigen Faktoren in das größere, historische Gefüge einzuordnen. Wir haben kein Geheimnis daraus gemacht, eine solche Kalkulationsmethode zu besitzen. Aber das bedeutet nicht, daß wir eine Kontrolle darüber haben, was geschehen wird, insbesondere da andere Menschen noch immer die Tendenz aufweisen, genau der Sache entgegenzuarbeiten, mit der wir beschäftigt sind – dem Konzept eines umfassenden, zur Adaption fähigen Ereignismusters, das uns alle und unser Leben berücksichtigt.“
    „Ich bin Katholik“, sagte ich. „Ich glaube nicht an Vorherbestimmung.“
    „Wir auf Mara und Kultis auch nicht“, erwiderte Padma. „Aber wir glauben an eine bestimmte Gesetzmäßigkeit bei Handlungen von Menschen und ihren Wechselwirkungen; unserer Meinung nach weisen diese Aktionen in eine gewisse Richtung, auf ein bestimmtes Ziel, von dem wir nun annehmen, daß es weniger als hundert Jahre in der Zukunft liegt – wenn wir es nicht sogar schon erreicht haben. Mindestens seit den letzten tausend Jahren strebt alles auf dieses Ziel zu, und das Bewegungsmoment dieser Kräfte ist inzwischen erheblich. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt kann weder eine einzelne Person noch eine Gruppe von Menschen soviel Masse an Einfluß entfalten, um diese Bewegung zu stoppen oder in eine andere Bahn zu lenken. Das kann nur von jemandem bewerkstelligt werden, der weit über das hinausragt, als was sich uns der heutige Mensch präsentiert.“
    „Sicher“, sagte ich. Das Glas in meiner Hand war leer. Ich konnte mich nicht daran erinnern, den restlichen Brandy getrunken zu haben, aber der Alkohol verschaffte mir eine gewisse Linderung in Hinsicht auf die Müdigkeit und Anspannung in mir. Ich stand auf, trat erneut an die Bar heran und kehrte mit einem vollen Glas zurück, während Padma schweigend wartete. „Sicher, ich verstehe. Sie glauben, hier

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