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Vom Geist der Dorsai

Vom Geist der Dorsai

Titel: Vom Geist der Dorsai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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einen geschichtlichen Trend entdeckt zu haben. Und Sie wollen deshalb nicht eingreifen, weil Sie fürchten, ihn zu beeinträchtigen. Eine ziemlich dürftige Entschuldigung dafür, einfach die Hände in den Schoß zu legen.“
    „Es ist keine Entschuldigung, Tom“, sagte Padma. Und seine Stimme klang nun ein wenig anders, schien wie von einem tiefen Gong zu vibrieren, der die Nebel des Brandys aus meinen Gedanken wehte und mich veranlaßte, ihn anzusehen. „Ich erzähle Ihnen hier nicht, daß ich nicht die Absicht habe, in die Situation einzugreifen. Ich will Ihnen damit sagen, daß ich keine solche Einwirkungsmöglichkeit habe. Selbst wenn ich versuchte, irgend etwas zu unternehmen – es wäre vergeblich. Die Lage entzieht sich nicht nur Ihrer Kontrolle allein – sie stellt sich auch für alle anderen so dar.“
    „Woher wollen Sie das wissen, wenn Sie es nicht versuchen?“ fragte ich. „Beweisen Sie mir auf diese Weise, daß es nicht geht. Dann glaube ich Ihnen vielleicht.“
    „Tom“, sagte er, „können Sie mich aus diesem Sessel heben?“
    Ich blickte ihn verwirrt an. Ich bin kein Dorsai – wie ich an anderer Stelle bereits erwähnt zu haben glaube –, aber nach den Begriffen meiner Heimatwelt bin ich groß, was in diesem Fall bedeutete, daß ich Padma um einen Kopf überragte und sicher auch um ein Viertel schwerer war als er. Außerdem war ich ganz sicher jünger, und ich habe mein ganzes Leben lang auf gute körperliche Kondition geachtet. Ich hätte ohne Schwierigkeiten jemanden aus dem Sessel heben können, der genausoviel wog wie ich, und Padma war leichter.
    „Wenn Sie nicht gerade daran festkleben …“ erwiderte ich.
    „Das ist nicht der Fall.“ Er stand kurz auf und setzte sich dann wieder. „Versuchen Sie mich hochzuheben, Tom.“
    Ich stellte mein Glas ab, trat an seinen Schwebsessel heran und stellte mich hinter ihn. Dann schob ich die Arme unter seine Achseln, schlang sie um seinen Brustkasten und zog behutsam erst, dann mit ganzer Kraft.
    Ich konnte ihn nicht einmal von der Stelle rühren, geschweige denn hochheben. Ich hätte selbst dann eine größere Reaktion und zumindest ein wenig Bewegung auf meine Bemühungen erwartet, wenn er eine lebensgroße Statue aus massivem Marmor gewesen wäre.
    Schließlich gab ich keuchend auf und trat von ihm zurück.
    „Was wiegen Sie?“ fragte ich.
    „Nicht mehr als Sie glauben. Nehmen Sie wieder Platz, Tom …“
    Ich setzte mich. „Lassen Sie sich davon nicht ins Bockshorn jagen. Es ist natürlich ein Trick. Nein, kein mechanischer, ein physiologischer – aber nichtsdestotrotz nur ein Trick, der zumindest während der letzten vierhundert Jahre hin und wieder auf der Bühne vorgeführt wurde.“
    „Stehen Sie auf“, sagte ich. „Lassen Sie es mich noch einmal versuchen.“
    Er stand auf. Ich versuchte es wieder. Er war erneut völlig unbeweglich.
    „Und jetzt“, sagte er, als ich erneut aufgab, „versuchen Sie es noch einmal; Sie werden feststellen, daß Sie mich nun anheben können.“
    Ich wischte mir über die Stirn, schlang die Arme um ihn und setzte meine ganze Kraft ein. Ich hätte ihn beinah an die Decke über uns geschleudert. Benommen ließ ich ihn wieder hinab.
    „Sehen Sie?“ sagte er und ließ sich wieder in seinen Sessel sinken. „Ebenso wie ich weiß, daß Sie mich nur dann hochheben können, wenn ich Ihnen das erlaube, weiß ich auch, daß ich den Strom der Ereignisse hier auf Santa Maria nicht aus seiner gegenwärtigen Richtung lenken kann. Sie aber sind dazu in der Lage.“
    „Ich?“ Ich starrte ihn an. Dann platzte es aus mir heraus: „Um Himmels willen, dann sagen Sie mir doch, wie!“
    Er schüttelte langsam den Kopf.
    „Es tut mir leid, Tom“, erwiderte er. „Aber das ist genau das, was ich nicht kann. Ich weiß nur, daß, in ontogenetischen Begriffen ausgedrückt, die hiesigen Situationsfaktoren auf Sie als eine zentrale Person hindeuten. Mit Ihrer Hilfe kann das Bündel menschlicher Einwirkungskräfte, das sich hier konzentriert hat und von einer anderen solchen Zentralperson auf Zerstörung hin ausgerichtet worden ist, vielleicht wieder in Richtung des allgemeingeschichtlichen Entwicklungsmusters zurückgelenkt werden, ohne daß es zu großem Schaden kommt. Ich sage Ihnen dies, damit Sie sich der Problematik bewußt werden und nach Möglichkeiten Ausschau halten können, diese Umlenkung vorzunehmen. Mehr kann ich nicht tun.“
    Und bei diesen Worten erhob er sich und schritt auf die Wohnungstür

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