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Vom Himmel das Helle

Vom Himmel das Helle

Titel: Vom Himmel das Helle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Diechler
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im Netz und die bittersüße Angst im Nacken, man könne für dieses schnelle Highlight irgendwann zur Kasse gebeten werden, machte es erst perfekt. Scheiß drauf!, hatte sie sich gedacht und ab und zu jemanden mitgenommen.
    Das seichte Gewässer, in dem sie sich üblicherweise treiben ließ, ohne Tiefen, durchschaubar, verwandelte sich endlich wieder in einen reißenden Fluss.
    Als ihr Bogdan begegnete, hatte sie wieder nach einer Aufstockung ihres Daseins gesucht und in ihm scheinbar etwas vorübergehend Passendes gefunden. Doch Bogdan sorgte dafür, dass die Luft wie karamellisiert schmeckte. Süßer als die Male zuvor. Sie genoss so leidenschaftliche Stunden wie noch nie in ihrem Leben.
    Auf die Gunst des Lebens war wieder Verlass, das Glück hatte sich ihr zugewandt. Es war, als ließe das Leben die Hosen runter.
    Doch mit der Leidenschaft und dem Glück war es vorbei, als sie die Zustimmung zu seinem Plan gegeben hatte und nun ängstigte sie sich sogar vor dem Mann, von dem sie lange angenommen hatte, dass sie ihn liebe. Ihre Gefühle für ihn waren erloschen und jetzt musste sie die Erinnerungen, die sie zu zerstören drohten, loswerden.
    Almut merkte, dass sie sich die ganze Zeit über mit der einen Hand die andere getätschelt hatte. Verstört und erschrocken hielt sie inne und vergrub beide in der Fülle ihrer Seidenkissen.
    Plötzlich gab es diese Leute von der Polizei in ihrem Leben. Frank Kastein und Lea Einsiedel. Eine Notfallpsychologin, die niemals Halt machen würde, weil sie die unendliche Wiederholung bis in alle Ewigkeit beherrschte. Das hatte Almut sofort begriffen. Irgendwas an dieser Frau bereitete ihr Unbehagen. Sie stank ihr gewaltig. Ihr kompromissloser Blick und das ungelenke Umgehen mit ihrem Körper kam ihr bekannt vor. Als habe sie sie schon mal irgendwo gesehen. »Ich muss was tun, um sie mir vom Hals zu schaffen«, murmelte Almut vor sich hin. Sie wusste, dass Lea wiederkommen würde, um ihre Seele mit falschen Versprechungen aufzuweichen. Sie hoffte darauf, sie doch noch zum Reden zu bewegen. Und dann würde sie auf das kleinste Zeichen lauern, das sie verriet.

    Vor der Tür horchte Norma Thata, die Pflegerin mit den unhörbaren Schritten. Das Teetablett, das sie in Händen hielt, schwankte nur einen kurzen Moment lang.

Zweiundzwanzig

    Frank Kastein setzte seine Ermittlungen in der Firma des Verstorbenen fort. Er wollte die Spuren aller Gerüchte zurückverfolgen, bis er endlich auf Fakten stieß. Was Frank die ganze Zeit über stutzig machte, war die Tatsache, dass ein erfolgreicher Mann wie Friedrich Lohmann keine Geliebte hatte. Es deutete auch nichts auf regelmäßige oder zumindest mäßige Besuche in einem Bordell hin. Der Mann war entweder grundsolide gewesen oder langweilig, möglicherweise ein Workaholic oder, was selten in unserer Welt geworden war, er hatte immer noch Interesse an seiner eigenen Frau gezeigt auch nach über zehn Jahren Ehe.
    Das Gespräch mit der Steuerabteilung hatte ebenfalls keine gravierenden Unregelmäßigkeiten ergeben. Bis auf die üblichen Zahlungen, die garantiert hinter vorgehaltener Hand vorgenommen wurden, gab es nichts zu entdecken. Keine Geldtransfers nach Liechtenstein oder auf das Konto einer Bank in der Karibik. Zumindest konnte man Lohmann nichts nachweisen. Ernstzunehmende Feindschaften in der Branche waren in diesem Fall Fehlanzeige. Ein Erfolgsmensch wie Friedrich Lohmann hatte erbitterte Mitkonkurrenten und Neider, aber er hatte offenbar keine wirklichen Feinde.
    »Ihr Boss hätte glatt den Wettbewerb zum vernünftigsten Unternehmer gewinnen können. Keine steuerlichen Leichen im Keller, keine wirklich ernstzunehmenden Feinde und der kleine Lohmann in der Hose hat ihm das Leben wohl auch nicht ungehörig schwer gemacht. Von wegen andere Weiber und so. Kam der von ’nem bisher noch unentdeckten Planeten oder war der tatsächlich von hier?« Frank versuchte Irene Rudik, Lohmanns Assistentin, die weit in den Fünfzigern war, aber noch ganz passabel aussah, aus der Reserve zu locken. Mit mangelhaftem Erfolg. »Das sehen Sie richtig, Herr Kastein. Herr Lohmann war unser aller Vorbild.« Frank merkte, dass Lohmanns Angestellte sich zusammennahm, um nicht von Emotionen niedergerungen zu werden. Sie stand auf und wässerte seelenruhig die weiße Orchidee auf der Fensterbank, um nicht selbst eingewässert zu werden. Unnötige Handlungen, um Emotionen umzulenken, wusste Frank, sagte aber nichts dazu. Das hatte er von Lea gelernt. »In

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