Vom Himmel das Helle
endete. Er lutschte ihr den Saft heraus. Sie spreizte dabei die Beine so weit, dass sie manchmal glaubte, sie nie wieder ordentlich zusammenzubekommen. Sich selbst stellte er immer zurück. »Erst kommst du dran, dann wieder du, noch mal du, und dann sehen wir weiter.« Das war sein Motto. Almut hielt sich an der Schranktür fest und betrachtete sich im Spiegel. Eine Frau mit Vergangenheit, mit einem großen Geheimnis, das seit Kurzem zur Last geworden war. Ja, das war sie. Doch wie wurde sie dieses Geheimnis wieder los?
Nach all den Jahren mit Friedrichs Fünf-Minuten-Sex, bei dem sie so gut wie nichts von ihm spürte, außer etwas Waberndes in sich drin, war das, was sie mit ihrem Liebhaber erlebte, wie eine Welle der Empörung. Vor allem, weil ihr klar wurde, worauf sie all die Jahre verzichtet hatte. Als das erledigt war, ließ sie zu, in einer Brandung zu enden, einer, die trug, erfrischte und einen neuen Weg wies, alles zugleich.
An Friedrich hatte sie geliebt, dass er Antworten auf die seltsamsten Fragen wusste, dass er verlässlich war und sie ohne Abgründe liebte. Schneller Sex reichte ihm, ab und zu mal einen längeren Kuss, einen Klaps auf seinen Po – die Rolle übernahm sie – und ihr zufriedenes Lächeln. Zehn Jahre waren so vergangen, in denen er ihr jeden Wunsch von den Augen abgelesen hatte. Immer in dieser Pose verharren wie auf einem Schwarzweißfoto, das nur ein Schnappschuss war und keine Kunst, so hatte Almut es empfunden. Rundum Glück, hatte ihr Mann dazu gesagt. Keine Klagen aus seinem Mund, stattdessen wachsende Umsätze, Einladungen überallhin und ansonsten das Nichts in einem Universum, von dem sie etwas anderes wollte, aber nicht genau wusste, was es war, wie es hieß und wie dranzukommen war. Rausch wäre vermutlich das nächstliegende Wort gewesen. Aber wie buchstabierte man das in der Realität und zwar so, dass niemand beim Buchstabieren zuhörte oder zusah?
»Vollrausch, Baby. Das oder gar nichts!«, hatte Bogdan versprochen, und ihr sein unersetzliches Teil nach einem langen Vorspiel endlich hineingeschoben.
Dazu wild gewordene Finger in jeder Ritze und jedem Spalt ihres gut erhaltenen Körpers. Sie hatte seine Stöße zu ihren gemacht und es genossen wie lange nichts mehr. Er war nie rigide, immer supersoft und erst nach ihrem ersten Aufseufzen wurde sein Tun härter. Sie liebte diese Mischung, dieses Nichtgenauwissenwann, weil es die Spannung dermaßen hielt, dass sie hätte juchzen können. Sein Schwanz richtete sich auch dann noch eifrig auf, nachdem er sich aus ihr zurückgezogen hatte. Eifrig wie eine Kobra, die auf die Töne eines Flötenspielers horchte. Er liebte es, sie zu vögeln, aufzuhören, sich irgendwann erschlaffen zu lassen, dazwischen eine zu rauchen, als sei er beim Poker mit Freunden, sich erneut an sie zu wenden und an ihr zu reiben, wie man sich die Hände warm rieb, bevor man loslegte und dann, endlich, weiterzumachen. »Gib Gas auf zweihundertsechzig«, gurgelte er dann, als hätte er ihren Porsche unterm Hintern und fünf Bourbonschlucke im Hals, wovon ihm selbstverständlich einer am Kinn hinunterlief, nur, um kurz darauf auf ihren Melonen zu landen. Eine Leckpartie der Extraklasse. Danach konnte sie sich nie an etwas erinnern, denn sie hatte nicht gewusst, dass es so etwas gab. Sie wusste nur eins. Sie lebte ein Leben voll schriller Leidenschaft. Sagenhaft faszinierend. Sie streckte ihm ihren Körper entgegen wie eine Offenbarung des Willens. Ich will. Ich will. Ich will.
Natürlich schwor sie sich, niemals wie eines dieser dummen Weiber zu werden, die einem jüngeren, mittellosen Typen das Ruder in die Hand drückten, ohne nach dem Kurs zu fragen und klarzumachen, dass man der Eigner des Schiffes war und die Tankfüllungen zahlte. Daran hatte sie sich gehalten und ignoriert, dass er seinen eigenen Plan hatte. Einen, für den man keine Worte fand.
Almut löste sich von ihrem Spiegelbild und ging zur Tür. Seit dem Tag der Tat, als Friedrich erschossen worden war, erschien alles in anderem Licht, oder besser ausgedrückt, alles war in tiefer, fahler Dunkelheit versunken, die an undurchdringliches Moor erinnerte. Eine Masse, in die man besser nur ansatzweise hineinstieg, wollte man heil aus ihr herauskommen.
Wenn sie jetzt auf seine Schritte horchte, war sie froh, keine zu hören. Er war der Ableger ihres Lebens, der plötzlich bei genügend Dünger und Licht wuchs und sich mehr und mehr Raum verschaffte. Er war dabei, selbst der Ursprung zu
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