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Vom Himmel hoch

Vom Himmel hoch

Titel: Vom Himmel hoch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Branstner
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unangenehmer, da habe ich das kleinere Übel auf mich genommen.‹
    ›Das kann ich verstehen‹, sagte der Beamte.
    ›Es eilt‹, sagte der Mann.
    ›Wir werden Ihre Frau in Schutzhaft nehmen‹, sagte der Beamte. ›Ist Ihnen das recht?‹
    ›Ich denke schon‹, sagte der Mann.
    Der Beamte beauftragte die Polizisten, die Frau auf der Stelle in Schutzhaft zu nehmen.
    ›Da ist sie aus aller Gefahr‹, sagte er, ›und wir können in Ruhe den Nothelfer einfangen. Gehen wir systematisch vor. Da ist als erstes zu klären, weshalb Ihr Nothelfer, nachdem er an Ihrer Stelle den Arzt aufgesucht hatte, nicht zu Ihnen zurückgekehrt ist. Was kann ihn dazu bewogen haben?‹
    ›Da er darauf eingestellt ist, mein äußeres und inneres Wesen bis in alle Einzelheiten anzunehmen‹, erklärte der Mann, ›wird der Arzt an ihm meinen heruntergekommenen Zustand festgestellt haben. Und da dieser Zustand von der Vermeidung aller Schwierigkeiten herrührt, wird er ihm oder vielmehr mir empfohlen haben, künftig den Schwierigkeiten des Lebens nicht mehr auszuweichen.‹
    ›Das leuchtet ein‹, sagte der Beamte, ›und es erklärt auch das Verschwinden Ihres Nothelfers. Denn wenn er mit diesem Rat des Arztes zu Ihnen zurückgekehrt wäre, hätten Sie ihn vermutlich abgeschafft.‹
    ›Das versteht sich‹, sagte der Mann.
    ›Bleibt nur die Frage, weshalb er ohne Ihren Auftrag Ihrem Chef die Scheiben eingeschmissen und Ihren Schwager verdroschen hat.‹
    ›Vermutlich wollte er sich bei mir beliebt machen‹, sagte der Mann.
    ›Und wenn er auch noch Ihrer Frau den Hals umgedreht hätte‹, sagte der Beamte, ›hätte er sich beliebt genug gemacht, um von Ihnen in Gnaden wieder aufgenommen zu werden.‹
    ›Das wird er wohl gedacht haben‹, sagte der Mann.
    ›Dann ist alles klar‹, sagte der Beamte. ›Und da wir überdies genau wissen, wie der Kerl aussieht, werden wir ihn gewiß einfangen.‹
    ›Die Schwierigkeit‹, sagte der Mann, ›ist nur, daß Sie dauernd mich einfangen werden, da ich doch genauso aussehe wie er.‹
    Der Beamte beäugte den Mann und rieb sich die Nase.
    ›Das ist wahr‹, sagte er, ›aber so eilig ist es jetzt ja auch nicht mehr. Ihre Frau ist in Sicherheit, und darauf kam es Ihnen doch wohl vor allem an.‹
    ›Das ist richtig‹, sagte der Mann.
    Der Beamte rechnete es sich hoch an, aus einem besorgten Mann einen unbesorgten gemacht zu haben. Und der Mann«, schloß Fontanelli seine Geschichte, »rechnete es sich hoch an, ein schwieriges Problem gelöst zu haben.«
    Der Raumkoch öffnete die Augen, blinzelte ein wenig und sagte: »Ganz hübsch die Geschichte, wirklich ganz hübsch. Sie hatte ebensogut von mir sein können. Ich habe auch einmal eine ganze Zeit keine Schwierigkeiten gehabt und bin dabei ganz auf den Hund gekommen. Mir blieb nichts andres übrig, als mir selber welche zu machen. Das ist zwar nur ein Ersatz, aber wenn man nichts Besseres hat, ist es besser als nichts. Und als ich wieder auf die Beine gekommen war, bin ich den richtigen Schwierigkeiten geradezu nachgelaufen. Und als ich die erste erwischt und zur Strecke gebracht hatte, fühlte ich mich wie neugeboren.«
    »Das hast du schön gesagt«, meinte der Himmelsgärtner, »und wenn ich die Sache richtig sehe, wird der Mensch bis in alle Ewigkeit der Schwierigkeiten bedürfen, um seine besten Kräfte auszubilden.«
    »Das ist die eine Sache«, sagte jetzt Kraftschyk, »eine andere ist die Geschichte unseres Automatendoktors.«
    »Hat sie dir etwa nicht gefallen?« fragte Stroganoff. »Es war doch wirklich eine hübsche Geschichte.«
    »Und eine Lügengeschichte dazu«, sagte Kraftschyk.
    »Das war doch abgemacht«, erwiderte der Raumkoch, »Fontanelli hat sich nur an unsere Abmachung gehalten.«
    »Nicht nur er«, sagte Kraftschyk und grinste.
    »Wer denn noch?« fragte Stroganoff verblüfft.
    »Die Geschichte hat doch nur Fontanelli erzählt.«
    »Und der Mann in der Polizeistation«, entgegnete Kraftschyk, »hat der etwa keine Geschichte erzählt?«
    »War das etwa auch eine Lügengeschichte?« rief der Raumkoch. »Dann hat es den Nothelfer also gar nicht gegeben?«
    »Wenn es ihn aber gar nicht gegeben hat«, folgerte der Himmelsgärtner, »kann ihn die Polizei auch nicht finden. Und die arme Frau bleibt bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag in Schutzhaft.«
    »War das etwa deine Absicht?« fragte Stroganoff den Automatendoktor.
    »Meine nicht«, erklärte Fontanelli, »aber die des Mannes.«
    »Das hat er aber raffiniert

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