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Vom Himmel hoch

Vom Himmel hoch

Titel: Vom Himmel hoch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Branstner
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ist es ja«, sagte Wirsing, »ich habe es glatt vergessen.«
    »Und wann hast du es noch gewußt?« fragte der Schwerenöter.
    »Als ich den Titel nannte«, erklärte Wirsing nach einigem Zögern. »Irgendwie muß das, worauf es mir ankam, hinter dem Titel stecken.«
    »Wenn mich nicht alles täuscht«, sagte Kraftschyk und grinste nicht schlecht, »hast du einen ganzen Misthaufen hinter dem Titel versteckt. Oder so was Ähnliches.«
    »Richtig«, rief der Himmelsgärtner und schlug sich gegen die Stirn, »wie konnte ich das nur vergessen! Als sich seinerzeit herumsprach, daß ich die Kulturerde per Kometenpost befördert hatte, nannte man sie spaßeshalber Kometenposterde, was bald zu dem ernsteren Kompost verkürzt wurde. Eben deshalb habe ich meine Geschichte erzählt. Sie allein gibt uns den verbürgten Aufschluß darüber, wie der Kompost zu seinem Namen gekommen ist.«
    »Das ist doch immerhin etwas«, meinte Stroganoff, »und es wäre nicht recht gewesen, wenn du die Menschheit weiterhin im unklaren darüber gelassen und ihr deine Geschichte vorenthalten hättest, womit wir nichts weiter über sie sagen wollen.«
    »Das ist nett von dir«, bedankte sich der Himmelsgärtner und atmete erleichtert auf. »Und auch unserem Schwerenöter habe ich zu danken. Wenn er mich nicht mit der Nase daraufgestoßen hätte, wäre ich wohl kaum auf den Kompost gekommen.«
    Nach diesen Worten griff der Himmelsgärtner nach der Flasche, stellte fest, daß sie leer war, und rief nach dem Bedienungsautomaten.
    Der Automat brachte eine neue Flasche und piepte: »Könntet ihr nicht mal’ eine wahre Geschichte erzählen? Lügengeschichten machen mir Schwierigkeiten.«
    »Das ist dein Schicksal«, sagte Fontanelli, »und unser Glück.«
    »Und die Flaschen sind auch dauernd leer«, fuhr der Automat fort. »Das Lügen scheint durstig zu machen.«
    Die philosophische Bemerkung löste allgemeine Heiterkeit aus, die ihrerseits eine unernste Betrachtung über die erkenntnistheoretischen Quellen des Durstes auslöste. Endlich erinnerte Fontanelli daran, daß es angesichts der fortgeschrittenen Stunde an der Zeit sei, die letzte Geschichte des Abends zu erzählen. »Ich will ihr«, begann er auch sogleich, »den Titel
     
     
    Der durchgebrannte Nothelfer
     
    geben. Die Geschichte ging vor sich, als sich auf unserer alten Dame, der guten Mutter Erde, noch einige fragwürdige Existenzen herumtrieben, weshalb es auch noch so etwas wie Polizei gab. Bei dieser nun erschien an einem frühen Vormittag ein ungeheuer aufgeregter Mann und erklärte, eine äußerst eilige Suchanzeige aufgeben zu müssen.
    ›Ihnen ist demnach etwas abhanden gekommen‹, sagte der zuständige Beamte. ›Handelt es sich um einen Menschen, ein Tier oder einen Gegenstand?‹
    ›Um einen Menschen‹, sagte der Mann, ›gewissermaßen.‹
    ›Aha‹, sagte der Beamte. ›Geschlecht?‹
    ›Männlich‹, sagte der Mann, ›gewissermaßen.‹
    Der Beamte rieb sich die Nase und beäugte den Mann. ›Es ist eilig‹, sagte der Mann, ›es geht um Leben und Tod.‹
    ›Alter?‹ fragte der Beamte.
    ›Sechsundvierzig‹, sagte der Mann.
    ›Größe, Haarfarbe, Kleidung?‹ fragte der Beamte.
    ›Mittelgroß, blond, grauer Anzug.‹
    ›Besondere Kennzeichen?‹ fragte der Beamte.
    Der Mann dachte nach.
    ›Vielleicht ein erbsengroßer Leberfleck auf der Nase?‹ fragte der Beamte.
    ›Natürlich!‹ rief der Mann. ›Aber woher wissen Sie das?‹
    Der Beamte erhob sich auffallend langsam, und die übrigen im Zimmer befindlichen Polizisten stellten sich hinter den Mann.
    ›Das ist unerhört‹, rief der Beamte, ›da kommt einer am frühen Morgen daher und gibt eine Suchanzeige auf sich selber auf! Oder wollen Sie leugnen, daß die von Ihnen gegebene Beschreibung haargenau auf Sie zutrifft?‹
    ›Keineswegs‹, sagte der Mann.
    ›Dann gibt es nur zwei Möglichkeiten‹, erklärte der Beamte. ›Entweder haben Sie eine Irreführung der Polizei vor. In dem Falle sind Sie hier richtig. Oder Sie sind geisteskrank. In dem Falle haben Sie sich in der Tür geirrt. Wofür entscheiden Sie sich?‹
    ›Es ist zum Verrücktwerden‹, sagte der Mann, ›aber ich bin ganz normal.‹
    ›Das kennen wir‹, sagte der Beamte. ›Also der zweite Fall, schafft ihn zum Arzt.‹
    Die Polizisten packten den Mann an den Handgelenken.
    Der Mann überlegte kurz, dann sagte er: ›Der Arzt wird Sie schön auslachen. Ich war nämlich schon bei ihm. Sie können ja anrufen.‹
    ›Können wir‹, sagte

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