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Vom Himmel hoch

Vom Himmel hoch

Titel: Vom Himmel hoch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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mit ihm. Nicht der Hauch einer Veränderung
in ihrer Sprache oder Gestik verriet etwas.
    Dann schien ihm, als wenn der Hauch eines feinen
Lächelns um ihre Mundwinkel spielte, während sie ihn beobachtete.
    Ihr war nicht entgangen, dass Mommsen zunehmend
nervöser wurde. Das lag daran, dass sich ihr Bein jetzt sehr vorsichtig an
seinem Oberschenkel rieb.
    »Wie ist der Ermittlungsstand insgesamt?«, versuchte
er abzulenken.
    »Es ist noch zu früh, um etwas zu veröffentlichen«,
wich sie geschickt aus.
    »Darf man erfahren, was die anderen Kollegen bei ihren
Ermittlungen gefunden haben?«
    Sie war nicht bereit, Mommsen ihrerseits einen
Überblick zu geben. Auch seine Frage, ob inzwischen erste Laborergebnisse
vorliegen würden, ließ sie unbeantwortet.
    »Haben Sie eine erste Idee, wie der Tote auf den
Marktplatz gelangt ist?«, fragte er schließlich.
    »Es kann nicht unsere Aufgabe sein, unbewiesene
Vermutungen zu veröffentlichen. Es zählen nur beweisbare Fakten. An
Spekulationen beteilige ich mich nicht. Und das erwarte ich auch von meinen
Mitarbeitern«, wies sie ihn zurecht.
    Nicht nur fachlich zeigte sie ihm, dass er kein
adäquater Gesprächspartner für sie war, sie ließ ihn auch deutlich den
Unterschied in der Dienststellung spüren. Eine Erfahrung, die er in Husum in
dieser Weise nicht gemacht hatte.
    Den Vorteil ihrer herausgehobenen Position spielte sie
dadurch aus, dass sie ihm Informationen vorenthielt. Ein Phänomen, von dessen
Verbreitung im Berufsleben er schon häufig gehört hatte; er wusste, dass sich
auf dem Informationsvorsprung sehr häufig die Macht und Kontrolle von
Management und Vorgesetzten aufbauten.
    Obwohl sie mindestens zehn Jahre älter war als er und
auf den ersten Blick eher unscheinbar wirkte, zog sie jetzt alle Register ihrer
Erfahrung. Nicht nur der beruflichen.
    Mommsen sah sich in die Ecke gedrängt.
    Mit keinem Wort, keiner Miene hatte sie oberhalb der
Tischplatte ein anderes Thema behandelt als die Fragen, die sich um den
rätselhaften Todesfall drehten. Ihr Verhalten gegenüber einem Untergebenen war
absolut korrekt. Alles andere spielte sich ausschließlich in seiner Phantasie
ab.
    Er konnte schwerlich von diesem Tisch aufstehen,
während eine Vorgesetzte mit ihm dienstliche Themen erörterte.
    Das also ist sexuelles Mobbing der intelligenten Art,
stellte er für sich selbst fest. Und du kannst darüber weder reden noch dich
beschweren. Und das Schlimmste ist die Unglaubwürdigkeit, die man dir
unterstellen würde. Gesellschaftlich schenkte niemand einem Mann Glauben, der
behauptete, von einer Frau genötigt worden zu sein. Ganz zu schweigen davon,
dass die wahrheitsgemäße Wiedergabe dieser Begegnung keiner nachprüfen könnte.
Es war ja nichts geschehen.
    Schließlich wurde es Mommsen zu heikel. Er murmelte
etwas von »… den ganzen Tag stillgesessen …« und suchte sich jetzt doch eine
andere Sitzposition.
    Abrupt wechselte sie das Thema. Befragte Mommsen nach
seinen Urlaubsplänen und leitete das Gespräch bedächtig auf neue Techniken und
Verfahren der Kriminaltechnik über.
    Interessiert hörte er zu, bis sie mit einem Ruck ihren
Stuhl um die Tischecke drehte und jetzt direkt neben ihm saß.
    »Pass einmal auf«, flüsterte sie und legte ihm als
Zeichen großer Vertrautheit ihre Hand auf den Oberschenkel.
    Mommsen warf einen Blick auf seine Uhr. »Es ist schon
spät«, sagte er schwach, »und wir müssen beide noch fahren.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe mir in diesem
kleinen Hotel ein Zimmer genommen.«
    Er machte Anstalten, sich zu erheben. »Mir steht aber
noch die Heimfahrt bevor.«
    Nachdem sich auch die Oberarme berührten, deutete sie
vorsichtig an: »In unserem schwierigen und nicht alltäglichen Beruf ist gute
Teamarbeit unerlässlich.«
    Natürlich verstand Mommsen den doppelten Sinn ihrer
Worte.
    »Diese Erfahrung habe ich auch schon oft in meiner
Lebenspartnerschaft gemacht. Mein Schatz wird sicher schwer enttäuscht sein,
wenn ich heute wieder so spät heimkomme.«
    Sie lächelte ihn weise an, um mit gurrender Stimme
fortzufahren: »Ich bin schon seit langem verheiratet. An diesem Zustand möchte
ich auch nichts ändern. Deshalb nehme ich mir aber dennoch die Freiheit,
gelegentlich auswärts zu essen.«
    Nun war die Katze aus dem Sack. Und um ihren Worten
den richtigen Nachdruck zu verleihen, spürte Mommsen die Finger ihrer Hand auf
der Innenseite seines Schenkels.
    Er stand auf, vielleicht ein wenig zu heftig.
    »Ich mache mich jetzt auf

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