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Vom Himmel hoch

Vom Himmel hoch

Titel: Vom Himmel hoch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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geklopft, damit er meine Karte
wieder hergibt.«
    Der Oberkommissar lehnte sich zurück und schlug sich
mit der flachen Hand gegen die Stirn. »Bist du total bescheuert?«, giftete er
den verschreckten jungen Mann an. »Glaubst du wirklich, du kannst dein Plastik
da wieder rausprügeln?«
    Sein Besucher schüttelte heftig den Kopf und wich
zurück, als Große Jäger in einer Art Drohgebärde ausholte, als wollte er Simon
Doktor heftig etwas hinter die Ohren geben.
    »Sieh zu, dass du mit deiner Bank sprichst. Wenn ich
dich noch einmal hier in Husum erwische, sperre ich dich für eine Woche bei
Wasser und Brot in den Bunker. Hast du das verstanden?«
    Eifrig nickte der jung Mann.
    »Jetzt aber nix wie raus!«, schrie ihn Große Jäger an,
um in schallendes Gelächter auszubrechen, nachdem der Jüngling wie der geölte
Blitz das Büro verlassen hatte.
    *
    Auf dem Hof des »Friesischen Metallbaus« schien der
Alltag wieder Einzug gehalten zu haben. Fahrzeuge rangierten, ein Muldenkipper
schob mit viel Getöse einen leeren Container über das Pflaster, und dazwischen
mischten sich die Rufe der Arbeiter.
    Durch die geschlossenen Fenster drang dieser Lärm nur
gedämpft bis in das Büro.
    »God Dag.«
    »Moin, Anders«, wurde der Gruß erwidert. Der große
blonde Mann mit dem braunen Gesicht und dem Zentimeterschnitt auf dem Kopf
durchquerte das Büro und nahm am hinteren Schreibtisch Platz.
    »Hast du schon gehört?«, überfiel ihn der dicke Carsten
Fröhlich.
    Anders Sørensen nickte. »Selbstverständlich. So etwas
bleibt doch kein Geheimnis.«
    Er sprach mit der unverkennbar dänischen Klangfärbung,
die sich anhört, als würde jemand mit einer zu heißen Kartoffel im Mund diese
aus Angst vor Verbrennungen mit der Zunge drehen und gleichzeitig sprechen.
    Die schon anwesenden Mitarbeiter im Büro scharten sich
um den Arbeitsplatz des Neuankömmlings. Selbst der schüchterne Volker Schwarz
gesellte sich dazu, vermied es aber, sich in die Unterhaltung einzumischen.
    Mitten in die aufgeregte Runde platzte Hausmeister
Schädlich hinein. Er hielt die örtliche Zeitung vor sich und schlug mit der
anderen Hand klatschend auf die Titelseite:
    »Habt ihr schon gelesen?«, fragte er. »Gleich auf der
vorderen Seite. Mit Bild!«
    Der alte Seifert winkte ab. »Das überrascht doch
nicht. Eine solch mysteriöse Geschichte ist doch eine willkommene Abwechslung
zwischen den Schlagzeilen über Steuerreform und anderen Meldungen aus Berlin
und Brüssel, die keiner mehr lesen mag.«
    Der Hausmeister war durch diesen Einwurf nicht
abzulenken. Aufgeregt erklärte er der Versammlung, dass die Polizei noch im
Dunkeln tappte, ob es ein Unfall oder Fremdverschulden war.
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass Banzer bei seiner
unbestreitbaren Cleverness auf solch dumme Weise ums Leben kommt.«
Offensichtlich hatte sich der alte Seifert zum Wortführer gegen den Hausmeister
erhoben. »Da wird jemand nachgeholfen haben.«
    Anders Sørensen sah den älteren Kollegen an. »Du
meinst, er ist ermordet worden?«
    Seifert nickte. »Da bin ich mir fast sicher.«
    »Aber wie soll jemand ermordet worden sein, wenn er
mitten auf dem Marktplatz liegt und die Polizei vermutet, dass er abgestürzt
ist?«
    »Das ist eben ein großes Rätsel«, holte sich der
Hausmeister das Wort zurück. »Und wie steht es mit dem Motiv?«
    Volker Schwarz entfuhr ein verächtliches »Phhh!«,
worauf ihn alle anblickten. Doch statt einer Erklärung schwieg der ruhige Mann
beharrlich.
    »Geschieht ihm ganz recht«, mischte sich jetzt Ellen
Heckert ein.
    »So solltest du nicht von einem Toten sprechen«,
mahnte Sørensen, aber die junge Frau ließ sich nicht beirren.
    »Der hat nur Stress gemacht. Harald … Banzer war so ‘n
Typ Mann, der diese Welt anzündet.«
    »Er hat gewiss manchem von euch Feuer unterm Hintern
gemacht«, gab der Dicke seinen Kommentar dazu, »aber du, Ellen, hast ganz
andere Beweggründe. Dein Hass wird getrieben von der Enttäuschung einer Frau,
die Banzer von der Bettkante gestoßen hat. War er wenigstens im Bett genauso
gut, wie er sich im Berufsleben dargestellt hat?« Zur Untermauerung seiner
Frage leckte sich Fröhlich mit der Zungenspitze über die Lippen.
    Ellen holte tief Luft, wollte zur heftigen Erwiderung
ansetzen, als ihr Sørensen die Hand auf den Unterarm legte und statt ihrer
antwortete:
    »Carsten, jetzt reicht es. Du bist entschieden zu weit
gegangen. Im Büro unter Kollegen solltest du dich zurücknehmen. Hier gibt es
niemanden, der

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