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Vom Himmel hoch

Vom Himmel hoch

Titel: Vom Himmel hoch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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schleppt.«
    »Ich habe Sie nicht um Ihren Kommentar zur Weltlage
gebeten«, kanzelte ihn Roth ab und wandte sich dann an Doris Landwehr.
    »Wenn Schönborn eintrifft, möge er sich umgehend bei
mir melden.« Er drehte sich zu Volker Schwarz um. »Ich hatte schon gestern die
Zusammenfassung sowie die Matrix mit der Kostenauswertung erwartet. Warum haben
Sie mir die Unterlagen nicht vorgelegt? Ich erwarte Sie in zehn Minuten in
meinem Büro.«
    Der junge Mann lief rot an. »Da … da … ist ein
Problem«, stammelte er.
    »Was für ein Problem?«
    »Die Ausarbeitung ist weg.«
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Ich habe vorgestern den ganzen Tag daran gearbeitet.
Als ich am späten Nachmittag nach einem kurzen Gang zur Toilette an meinen
Bildschirm zurückkehrte, war alles gelöscht.«
    »Wie kann das geschehen?«, fragte Roth. »Wir haben
doch die Weisung, den Rechner grundsätzlich beim Verlassen des Arbeitsplatzes
mit Passwort vor unberechtigtem Zugriff zu sichern.«
    »Ich weiß«, stotterte Schwarz und versuchte eine
schwache Rechtfertigung, »ich war doch nur mal eben …«
    »Sie glauben doch nicht im Ernst, dass jemand aus dem
Kreis Ihrer Kollegen Arbeitsergebnisse löscht und damit Ihnen und dem Betrieb
einen Schaden zufügt?«
    Hilflos zuckte Schwarz mit den Schultern. »Der Herr
Banzer hat manchmal zu drastischen Mitteln gegriffen, um das Bewusstsein der
Mitarbeiter zu sensibilisieren«, antwortete er leise.
    »Das ist doch Quatsch«, erwiderte Roth ungehalten.
»Darüber müssen wir noch einmal ernsthaft miteinander reden.«
    Damit verließ der kaufmännische Leiter das Büro.
    Ellen beugte sich über ihren Schreibtisch und sah
Anders Sørensen an. »Erzähl, wie war deine Familienfeier?«
    Glanz trat in die Augen des blonden Mannes. »Wenn wir
Dänen einen runden Geburtstag wie den meines Großvaters feiern, dann kommen
viele Gäste, auch von weit her. Vor dem eigenen Haus und anderen des Dorfes, wo
Menschen wohnen, die den Jubilar gut leiden können, wird der Danebrog
hochgezogen. Wenn du durch Dänemark fährst, kannst du immer an den fröhlichen
rot-weißen Fahnen erkennen, ob jemand Geburtstag hat. Wir haben uns schon am
frühen Nachmittag getroffen. Es fing mit einem kleinen Umtrunk an. Alle haben
zusammen gesungen. Der Spielmannszug hat dem Großvater ein Ständchen gebracht.
Und dann haben wir mit der Familie, den Bewohnern des Seniorenheim und der
halben Stadt gefeiert, bis keiner mehr gerade stehen konnte«, setzte er seinen
Bericht fort. »Solche Veranstaltungen enden bei uns für viele Beteiligten im
Koma.«

SECHS
    Die Verwaltung des Kreises Nordfriesland lag am Ende
der »Neustadt«, kurz bevor diese an der »großen Kreuzung« in die Landesstraße
nach Bredstedt überging. Welche Behörde dort untergebracht war, so wurde
gespottet, dokumentierte der kreisrunde Anbau. So könne jedermann erkennen,
dass in diesem Gebäudekomplex die Kreisverwaltung residiert, die gemeinsam mit
anderen Einrichtungen des öffentlichen Dienstes der größte Arbeitgeber in Husum
war. Da war kein Geld mehr übrig für einen vernünftigen Parkplatz. Deshalb
konnte man die Behörde auch nur bei gutem Wetter aufsuchen, da sich das Gelände
zwischen dem Wasserturm und dem Amtsgebäude bei Regen in eine unbegehbare
Schlammwüste verwandelte.
    An diesem herrlichen Frühsommertag hatte Christoph
Glück. Es war trocken und der Parkplatz passierbar.
    Am Eingang herrschte reger Verkehr. Christoph wunderte
sich über die vielen Menschen, die in diesem Amt Besorgungen zu erledigen
hatten.
    Ellens Freund Daniel Geerdsen war hier als Beamter im
Bau- und Umweltamt beschäftigt.
    Da der Empfang nicht besetzt war, musste Christoph
mehrere Beamte fragen, bis er schließlich das Büro fand, in dem Geerdsen
arbeitete.
    Eine Frau war mit dem Schälen eines Apfels
beschäftigt, während ein schlaksiger junger Mann mit rotblonden Haaren ihr
gegenüber saß und in den »Husumer Nachrichten« blätterte.
    »Herr Geerdsen? Könnte ich Sie einen Moment sprechen?«
    »Haben Sie einen Termin? Wir haben jetzt keine
Sprechstunde.«
    »Das ist privat.«
    Geerdsen machte keinen glücklichen Eindruck, als
Christoph ihn vor die Tür bat.
    »Hätte das nicht Zeit bis heute Abend gehabt?«, wollte
er wissen.
    Christoph bedauerte, aber die Ermittlungen in einem
Mordfall duldeten keinen Aufschub.
    »Mordfall?«, fragte Daniel Geerdsen verblüfft. »Und
was habe ich damit zu tun?«
    Sie hatten sich eine ruhige Ecke in der Kantine
gesucht. Im

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