Vom Himmel hoch
auch Davor Bardolic auf einem der Bilder?«,
fragte Christoph weiter.
Sie suchte in dem Packen, bis sie mit spitzen Fingern
ein Foto aus dem Stapel hervorkramte und es den Beamten hinhielt.
Etwas abseits vom Trubel stand ein mittelgroßer Mann
mit derben Gesichtszügen. Er schien fast unbeteiligt an der Kamera vorbei ins
Nichts zu blicken.
»Dürfen wir das Bild mitnehmen?«
Sie nickte. »Von mir aus.«
Es tauchten auch Bilder auf, die eine ausgelassene
Gesellschaft rund um das gestohlene Fahrzeug zeigten.
Im engen Arbeitskorb, der eigentlich nur für zwei
Personen zugelassen war, drängten sich der Hausmeister, Ellen Heckert und
Banzer. Schädlich hatte die Hände an den Bedienungselementen, während in einem
seitlichen Ausschnitt Carsten Fröhlich zu erkennen war, der am unteren
Bedienfeld stand.
Auf der nächsten Abbildung waren Doris Landwehr und
der Däne im Korb zu sehen, wie sie sich oben über die Brüstung beugten und nach
unten winkten, während niemand die Bedienung am Boden wahrnahm.
»Die Bilder sind für uns sehr aufschlussreich«, merkte
Christoph an. »Es hat den Anschein, als wären alle Mitarbeiter Ihres Betriebes
mit der Handhabung bestens vertraut.«
»Das ist nicht weiter kompliziert. Einige wenige
Handgriffe reichen aus, um den Schwenkarm und den Korb zu bedienen. Dazu bedarf
es keiner besonderen Geschicklichkeit, schon gar nicht weitergehender
Kenntnisse. Und wie Sie unschwer den fröhlichen Gesichtsausdrücken der Leute
entnehmen können, hat es allen einen Riesenspaß gemacht.«
»Gab es nicht Bedenken hinsichtlich der Sicherheit?
Schließlich ist es nicht ungefährlich, sich im eventuell angeheiterten Zustand
bis zu vierzig Meter in die Höhe zu hieven.«
»Unter normalen Umständen gebe ich Ihnen Recht. Ich
glaube, das Ganze konnte auch nur im Rahmen eines Betriebsfestes stattfinden.«
»Und der Herr Roth hat das gebilligt?«, hakte
Christoph nach. »Schließlich hätte er bei einem Unfall in der Verantwortung
gestanden.«
»Nein«, entgegnete sie. »Roth hat uns aufgefordert, es
zu unterlassen. Natürlich wollte er es nicht dulden. Dagegen stand aber der
Widerstand von Banzer, der Roths Anweisung schlicht ignoriert hat. Er hat sich
darüber hinweggesetzt und damit natürlich Pluspunkte bei den Leuten gesammelt.
Roth sei ein Spielverderber, hatten die Kollegen gemurrt, was dem Chef auch
nicht verborgen geblieben ist. So hat er trotz seines Verbotes das Tun dann stillschweigend
hingenommen. Wohl war ihm nicht bei der Sache. Der Unmut war ihm deutlich
anzumerken. Ich erinnere mich, wie er mit skeptischem Blick auf den sich in der
Höhe drehenden Arbeitskorb anmerkte, dass ein Absturz aus dieser Höhe fatale
Folgen hätte.«
Christoph tauschte bei dieser Bemerkung einen
schnellen Blick mit Große Jäger.
»Danke. Sie haben uns sehr geholfen. Das wär’s erst
einmal«, sagte er dann.
Gemeinsam mit ihr verließen sie Banzers Büro und
stießen im Flur auf Hausmeister Schädlich.
»Ist Schönborn heute nicht da?«, fragte Schädlich.
Ehe Doris Landwehr reagieren konnte, antwortete Große
Jäger: »Den haben wir vorhin auf dem Marktplatz gesehen.«
Schädlich grinste breit. »Der hat für diesen Monat
genug Geld und geht jetzt spazieren. Ich verstehe überhaupt nicht, wie man
einem Externen so viel nachwerfen kann. Die eigenen Mitarbeiter hingegen werden
kurz gehalten. Da knausert die Firma an jeder Ecke.«
Doris Landwehr holte Luft, um zu antworten, doch
Christoph war schneller.
»Was geht Sie das an, welche zeitliche Disposition
Herr Schönborn trifft? Es wäre angebracht, wenn Sie sich um Ihre eigenen
Belange kümmern würden. Hätten Sie Ihre Aufgaben gewissenhafter erfüllt, wäre
das Fahrzeug nicht gestohlen worden.«
Schädlich klappte den Mund auf, schnappte ein paar Mal
nach Luft wie ein Fisch auf dem Trockenen und drehte sich dann abrupt um. Mit
einem unverständlichen Protestgemurmel zog er davon.
»Dem haben Sie eine gründliche Lektion erteilt. Das
war notwendig. Auf dem Marktplatz sind Sie Schönborn begegnet? Der Chef sucht
ihn. Kurt Schönborn wird dringend benötigt. Er hat sich nicht abgemeldet und
auch niemanden von uns über seine Abwesenheit informiert. So etwas hat er schon
öfter gemacht. Dafür ist er von Banzer gemaßregelt worden.«
Christoph sah die Frau fragend an.
»Anscheinend hat Banzer dem Herrn Schönborn mit einer
ganzen Palette von Sanktionen gedroht, von der Kürzung des Honorars über die
Vertragskündigung bis zu sonst etwas. Sicher
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