Vom Himmel hoch
Werkzeug, auch
schon einmal ein paar Fotokopien.«
»Von Kundenaufträgen oder vertraulichen
Betriebsinterna«, warf ihr Große Jäger an den Kopf.
Sie stritt dies energisch ab. »Auf keinen Fall. So
weit ging das Verständnis für Arnos Sorgen nicht. Auch wurden nie Material oder
technische Unterlagen zugunsten von Arno gestohlen.«
»Und wie war das mit dem Hubsteiger, den Bardolic
fährt?«
»Darum ging es zuletzt. Schon früher hat Bardolic ihm
gelegentlich geholfen und dafür einen Zusatzlohn unter der Hand eingestrichen.
Damit war beiden gedient. Arno hat jetzt eine dringende Montagearbeit zu
erledigen, für die er unbedingt die Arbeitsbühne benötigt. Er wollte von mir
wissen, ob ich ihm behilflich sein könne.«
»Warum leiht er sich nicht ein Spezialfahrzeug?«
Christoph traf ein mitleidiger Blick von Doris
Landwehr.
»Sie haben gut reden. Woher denn? Kleinwächter ist mit
seiner Kapitalschwäche dank der Propaganda Banzers in ganz Nordfriesland
bekannt. Der bekommt nirgendwo mehr irgendwas. Ein Fahrzeug würde ihm nur gegen
Vorkasse und Stellung einer Kaution überlassen werden. Und da schließt sich der
Kreis. Die Konten sind leer. Und so kann er die Endmontage nicht ausführen.
Danach könnte er seine Rechnung stellen und hätte wieder ein wenig Luft. Aber
so … Das ist der letzte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt.«
»Und nun wollte er in seiner Verzweiflung, dass Sie
ihm bei der Gestellung des Hubwagens behilflich sind?«
»Richtig. Und er schien mir überrascht, dass der Wagen
in der Zwischenzeit gestohlen worden ist.«
»Kann Kleinwächter das Spezialfahrzeug bedienen?«,
fragte Große Jäger.
»Selbstverständlich. Er hat sich den Wagen früher
schon ein-, zweimal ausgeborgt, wenn ich es so umschreiben darf. Dafür hat
Schädlich, der Hausmeister, die Hand aufgehalten. Außerdem gibt es viele
Mitarbeiter, die mit dem Wagen umgehen können. Vor drei Wochen hatten wir ein
Fest im Betrieb. Es sollte der Förderung der Gemeinschaft dienen. Roth hatte
Banzer mit der Organisation beauftragt. Und der hat es allen zeigen wollen.«
Sie hüstelte, wie es starke Raucher häufig tun.
»Es war ein schöner Frühlingsabend. Auf dem Hofplatz
waren Zelte aufgebaut, am Grill wurden ganze Schweine zubereitet, die
Bierfässer schienen ein Loch zu haben, so schnell wurden sie geleert. Dazu
hatte Banzer eine Band engagiert. Aber die Attraktion waren die Rundfahrten,
wie Banzer es nannte. Im fortgeschrittenen Stadium der Party wurde der
Hubsteiger herbeigeholt, und viele der Kollegen sind damit bis ganz nach oben
gefahren, um den Rundblick über Bredstedt und die Marsch zu genießen. Mit einer
Maximalhöhe von über vierzig Metern haben Sie einen guten Überblick. Den
Arbeitskorb können Sie sowohl von unten wie auch vom Korb selbst bedienen,
sodass die Männer mit lautem Gejohle oben im Korb gehockt haben und sich wie in
einem Karussell im Kreise drehten. Ich habe Bilder von dieser Veranstaltung im
Schreibtisch. Möchten Sie die sehen?«
Die beiden Beamten bejahten.
Kurz darauf kam sie mit mehreren Papiertüten zurück,
in denen sich unsortierte Fotografien befanden.
Schnell blätterte sie die Bilder durch, auf denen die
gewerblichen Mitarbeiter abgebildet waren. Die Motive wiederholten sich. Man
sah die Leute beim Essen, beim Zuprosten, beim Lachen, Gestikulieren.
Über Kopf sah Christoph, dass bunt gemischt unter den
Bildern auch die ihm bekannten Angestellten vertreten waren.
Fröhlich tauchte häufig auf, jedes Mal in einer
anderen Runde, dabei immer etwas Trinkbares in der Hand haltend. Es hatte den
Anschein, als wäre er stets der Mittelpunkt einer munteren Gesellschaft.
Der Hausmeister war ebenfalls häufig abgelichtet
worden. Die junge Ellen Heckert sah man in kollegialen Umarmungen. Bilder, die
typisch für Betriebsfeierlichkeiten waren.
Während der kaufmännische Leiter, korrekt mit Krawatte
und dunklem Anzug bekleidet, einen distanzierten Eindruck vermittelte, tat
Banzer in Hemdsärmeln jovial. Wenn man sich nur die Fotografien betrachtete,
fiel es schwer, bei dem Ermordeten etwas anderes als Fröhlichkeit und
sympathische Umgangsformen im Kreise der Kollegen und Mitarbeiter zu erkennen.
»Ich habe Kurt Schönborn auf keinem Bild entdecken
können«, sagte Christoph zu Doris Landwehr.
»Der hat an diesem Fest nicht teilgenommen. Zum einen,
weil er nicht in diesem Betrieb angestellt ist, zum anderen aber auch, weil ihm
Zusammenkünfte dieser Art nicht zusagen.«
»Haben Sie
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