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Vom Himmel hoch

Vom Himmel hoch

Titel: Vom Himmel hoch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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Firma?«, wollte Große Jäger
wissen.
    »Ein Familienunternehmen. Eine Privatbank. Wir haben
massive Probleme mit einer Umstellung unserer Datenverarbeitung gehabt. Das
führte dazu, dass bei einem Teil der bei uns geführten Konten die Salden nicht
korrekt gebucht werden konnten. Das trifft auch auf das Konto unseres Sohnes
zu. Und da er aus pädagogischen Gründen nur eine limitierte
Verfügungsberechtigung für sein Konto hat, wurde bei der erheblichen
Überschreitung des Limits die Karte automatisch eingezogen. Natürlich komme ich
für alle Verbindlichkeiten meines Sohnes auf. Aber sagen Sie, was treibt ihn
eigentlich in die norddeutsche Provinz?«
    Das fragte sich Große Jäger auch.
    »Ich hab im Internet ein Mädchen kennen gelernt«,
gestand der junge Mann, »und bin hierher gereist. Wir haben uns getroffen, aber
dann fand sie mich doch nicht so toll, wie sie es mir im Chat vorgegaukelt hat.
Ich habe gedacht, sie würde ihre Meinung noch ändern. Das ist aber in die Hose
gegangen. Und dass meine Flöhe alle waren … das haben Sie … das hast du ja
mitbekommen«, stammelte er.
    Große Jäger angelte nach seinem Portemonnaie und zog
eine Hand voll Euroscheine hervor. »Hier«, meinte er, »das sollte für Hotel und
Rückfahrt reichen. Ich halte dich für eine ehrliche Seele. Du wirst es mir
bestimmt zurückzahlen.«
    Dann drehte er sich zu Christoph um und gähnte dabei
mit offenem Mund. »Ich habe vorgestern vergeblich versucht, in Bredstedts
Kneipen herauszufinden, wer mit Banzer am fraglichen Abend unterwegs war und
dem Mann so viel Alkohol eingeflößt hat, dass er sich widerstandslos aus dem
Arbeitskorb des Hubsteigers stürzen ließ. Niemand erinnerte sich an den Mann,
trotz der Bilder, die ich diesmal vorlegen konnte. Vereinzelt glaubte man, ihn
flüchtig zu kennen oder ihm schon einmal begegnet zu sein. Wer sagt denn, dass
Banzer an einem öffentlichen Orten betrunken gemacht wurde? Das hat sich ebenso
in privaten Räumen abspielen können. Und dann haben wir keine Zeugen dafür.«
    Christoph war sichtlich genervt. Große Jäger hatte
Recht. Sie drehten sich im Kreis und fanden nicht das Ende des Fadens, der sie
zur Lösung der Rätsel hätte führen können. Man musste auch an ungewöhnliche
Varianten denken. Er sprach seinen Gedanken laut aus:
    »Ich schlage vor, dass Harm sich noch mal Volker
Schwarz vornimmt. Wenn jemand solche Demütigungen ertragen muss wie er, kann
die lange ertragene Ohnmacht in Hass und Gewalt umschlagen. Außerdem ist mir
sein Alibi zu dünn. Dafür, dass er zu Hause war, konnte er keine Zeugen
benennen. Fast genauso wenig wissen wir von Geerdsen, Ellens eifersüchtigem
Freund. Viele haben uns bestätigt, dass er ein Hitzkopf ist. Und die öffentlich
gewordene Affäre zwischen seiner Lebenspartnerin und Harald Banzer mit all
ihren schmutzigen Begleiterscheinungen hat ihn auch nicht als strahlenden Held
erscheinen lassen. Zusätzlich zu der an ihm nagenden Eifersucht, die immer
wieder ein starkes Motiv für Gewalttaten ist, wurde auch noch eine Unmenge Hohn
und Spott über ihn ausgeschüttet. Allein das hätte in anderen Kulturkreisen
ausgereicht, eine ganze Großfamilie auszulöschen. Ich werde mich selbst um
Geerdsen kümmern.«
    Er sah Große Jäger an. »Da gibt es noch etwas. Wir
haben dem Dossier Banzers entnommen, dass Doris Landwehr angeblich einen
Selbstmordversuch unternommen hatte. Könntest du dich einmal darum kümmern,
Wilderich? Vielleicht ergeben sich daraus Anhaltspunkte, die für uns von
Interesse sein könnten. Und schließlich wissen wir immer noch nicht, was es mit
dem untergetauchten Luftsportler Axel Fricke auf sich hat. Um die Frage, ob der
Mord in einem Zusammenhang zur Spielleidenschaft, für die wir keine konkreten
Anhaltspunkte haben, steht, kümmert sich die Mordkommission.«
    Christoph kannte den Oberkommissar gut genug, um
dessen Reaktion als Zustimmung aufzufassen.
    Große Jäger hatte den Kopf gesenkt und bohrte
hingebungsvoll mit seinen schwarz geränderten Fingernägeln in der Nase, dabei
parkte er wie üblich seine Füße mit den ungeputzten Schuhen auf einer
herausgezogenen Schreibtischschublade.
    *
    Es war nur ein kurzer Weg bis zum schmucken Reihenhaus
der Familie Geerdsen in der Matthias-Claudius-Straße.
    Daniels Mutter war eine untersetzte Frau von etwa Ende
fünfzig. Sie bat Christoph in das Wohnzimmer und bot ihm Platz an.
    »Mögen Sie ‘nen Kaffee?«, fragte sie.
    »Nein, danke. Können Sie mir etwas über Ihren

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