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Vom Himmel hoch

Vom Himmel hoch

Titel: Vom Himmel hoch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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einmal schnell und gründlich gearbeitet.
Ich weiß nicht, ob irgendjemand in dieser Behörde zu schätzen weiß, welches
Juwel dort wirkt.«
    Mommsen seufzte. »Gibt es überhaupt jemanden, der
unsere Arbeit zu würdigen versteht?«
    Jetzt musste Christoph lachen. »Es gibt Schlimmeres,
Harm. Wir werden zwar nicht gerade fürstlich entlohnt, sind dafür aber sicher
bis ans Ende unserer Tage versorgt.«
    Er rückte seine Brille zurecht und las. »Hmmmh«,
»Interessant« und »Hätte ich auch vermutet«, brummte er dabei vor sich hin.
    »Der Tod ist einwandfrei durch Verbluten eingetreten«,
sagte er schließlich. »Der Pathologe hat eine sehr ausführliche Begründung zu
Papier gebracht. Bemerkenswert ist, dass sich in Schönborns Blut eine
außergewöhnlich große Menge Diphenhydraminhydrochlorid befand.«
    Mommsen sah ihn mit großen Augen an. »Was ist das?«
    Christoph griff wieder zum ausgedruckten Laborbericht.
»Dieses Diphen-Dingens, na, du weißt schon, gehört zu den Antihistaminika und
ist ein Wirkstoff, der bei Schlafstörungen oder akuten Angstzuständen
eingenommen wird. Wir beide würden vereinfacht sagen, es ist ein Schlaf- und
Beruhigungsmittel. Schönborn hatte eine außergewöhnliche Menge davon intus,
allerdings nicht akut lebensbedrohlich. Das heißt«, sprach er jetzt mehr zu
sich selbst, »es war eine Menge, die absolute Ruhigstellung und Entspannung
gewährleistete, aber nicht tödlich wirkte. Das spricht dafür, dass die
Bemessung der eingenommenen Arzneimenge nicht zufällig war, sondern ausgewogen
dosiert und zweckorientiert erfolgte.«
    »Was heißt denn zweckorientiert?«, warf Mommsen ein.
    »Man könnte vermuten, dass Schönborn ruhig gestellt
werden wollte – oder sollte –, um das Ausbluten nach der Schnittverletzung an
der Halsschlagader nicht nachhaltig zu stören.«
    Christoph hielt kurz inne. Er hatte selbst bemerkt,
welch unglückliche Formulierung er eben gewählt hatte.
    »Um es zusammenzufassen: Schönborns Mörder oder er
selbst haben die Tat vorbereitet. Die toxikologische Untersuchung hat weiter
ergeben, dass Kurt Schönborn dieses Präparat schon länger eingenommen hat. Und
die Kollegen haben in Schönborns Wohnung ein Medikament gefunden, auf das der
in seinem Blut gefundene Wirkstoff passt. Der genaue Nachweis benötigt noch
etwas Zeit, weil jetzt auch die Sekundärbestandteile der Arznei im Blut des
Toten analysiert und nachgewiesen werden müssen. Aber es spricht vieles dafür.
Außerdem fanden sich in der Wohnung Fingerabdrücke von Schönborn und von der
alten Dame, der Vermieterin.«
    Christoph unterbrach sich kurz und schmunzelte. »Klaus
Jürgensen hat mir zwischendurch berichtet, dass sich die Alte mit Händen und
Füßen dagegen gewehrt hatte, dass ihr die Fingerabdrücke abgenommen werden. Sie
wollte nicht verstehen, dass diese zur Negativkontrolle erforderlich sind, um im
Deltaverfahren die übrig bleibenden und nicht zugeordneten Spuren weiter
verfolgen zu können. Erst als Jürgensen sie mit Miss Marple verglich, war die
Frau ruhig und ließ alles über sich ergehen. Darüber hinaus haben wir weitere
Abdrücke gefunden, die wir noch nicht identifizieren konnten. Jedenfalls sind
sie in keiner unserer Datensammlungen enthalten.«
    »Also ein Neukunde«, warf Mommsen ein.
    »Richtig. Bei den Fingerprints, die sich an der Tür,
am Lichtschalter, auf dem Flur, aber auch im Badezimmer fanden, handelt es sich
um männliche Fingerkuppen. Dessen ist sich Jürgensen sicher. Weitere Spuren
haben die Kollegen nicht gefunden, schon gar nicht von der Frau, die von der
Vermieterin als letzte Besucherin gesehen wurde.«
    Christoph nahm die Brille ab und hielt sie gegen das
Licht. »Ich verstehe nicht, warum die Gläser verschmieren, kaum hat man die
geputzte Brille aufgesetzt.«
    »Das ist also ein noch zu lösendes Rätsel, ich meine –
die letzte Besucherin«, lachte Mommsen.
    »Ja, Harm – beides. Im Badezimmer lag übrigens eine
Packung mit vier Rasierklingen. Aus der im Handel verkauften Packungsgröße mit
fünf Klingen fehlte eine. Es ist vermutlich die, mit der Schönborn die
Halsschlagader aufgeschlitzt wurde. Die haben die Kollegen allerdings in der
ganzen Wohnung nicht gefunden, auch nicht rund ums Haus oder im Müll, den sie
akribisch auseinander genommen haben.«
    Beim Gedanken daran zog Christoph die Nase kraus. Er
hatte nie mit den Beamten des Erkennungsdienstes tauschen wollen.
    »Das Ganze ist merkwürdig, da Schönborn kein
Nassrasierer war. Unter

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