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Vom Himmel hoch

Vom Himmel hoch

Titel: Vom Himmel hoch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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würde
sich aber darum kümmern.
    Mommsen kam mit der Teekanne zu Christophs
Schreibtisch. Ȇbrigens hat sich Werner Matthiesen von der Luftsportgruppe
Husum gemeldet. Der Fallschirm ist wieder da. Axel Fricke hatte ihn an sich
genommen. Er hatte bei einem vorhergehenden Lehrgang eine Kollegin kennen
gelernt und mit ihr angebandelt. Das wollte er nun fortsetzen und der Frau mit
seiner Fliegerei imponieren. Leider war aber der Ehemann der Angebeteten
gegenwärtig. Ein kräftiger Handwerker, dem ein Beamter aus der Husumer
Kreisverwaltung nichts entgegenzusetzen hatte.« Mommsen konnte seine
Schadenfreude nicht verbergen.
    Mit einem Ruck wurde die Tür aufgerissen, mit dem
gleichen Schwung anschließend wieder ins Schloss geworfen.
    Große Jäger war da.
    Ohne für seine Kollegen einen Morgengruß übrig zu
haben, hockte er sich hinter seinen Schreibtisch, parkte in gewohnter Manier
seine Füße auf der herausgezogenen Schublade, wühlte auf der Arbeitsplatte
herum und entdeckte den verklebten Kaffeebecher.
    Dann gähnte er herzhaft.
    »Ist der Kaffee schon gekocht?«, fragte er in den Raum
hinein.
    »Wir sind Teetrinker«, erwiderte Mommsen, »der ist
fertig.«
    »Und?«, grummelte Große Jäger. »Ist das ein Grund,
dass der Kaffee nicht auch schon aufgebrüht sein kann, wenn ich ins Büro
komme?«
    Mommsen wollte keinen Unfrieden.
    »Ist ja schon gut«, gab er klein bei, »ich setze
welchen für dich auf.«
    »Warum nicht gleich so«, kommentierte der
Oberkommissar und benutzte dann die übliche Litanei von Schimpfwörtern, mit der
er die Wartezeit überbrückte, bis sein Computer einsatzbereit war.
    Christoph wühlte auf seinem Schreibtisch herum, fand
eine handgeschriebene Notiz und räusperte sich.
    »Ich habe mir heute Nacht einmal die Unterlagen
angesehen, die du aus Münster mitgebracht hast«, sagte er zu Große Jäger und
ließ dabei unerwähnt, dass er nicht sofort hatte einschlafen können, als er von
Anna Bergmann heimgekommen war.
    Der Oberkommissar zog den Mundwinkel herab und
brummte: »Da habe ich eine Wette mit mir selbst verloren. Ich hätte schwören
mögen, dass du heute Nacht einen medizinischen Fortbildungskursus bei der
Rothaarigen von Dr. Hinrichsen belegt hast.«
    Christoph ließ den Einwurf unbeantwortet und fuhr
fort: »Ich bin alles andere als ein Steuerexperte, aber die Widersprüche in den
einzelnen Bescheiden des Finanzamtes sind sogar mir aufgefallen. Da bezieht man
sich auf einen Paragraphen der Abgabenordnung, übrigens der berühmte
Gummiparagraph, nach dem der Fiskus immer Recht hat, und genau diese Ansicht
widerruft das Finanzamt später. Die haben ihre Auffassung um genau
einhundertachtzig Grad gedreht. Das war zu einem Zeitpunkt, als Schönborn sich
keinen Steuerberater mehr leisten konnte, weil ihm die Behörde die gesamte
Existenzgrundlage weggepfändet hatte. Selbst unserem unbedarften Opfer ist
diese Diskrepanz aufgefallen. Es gibt Schriftwechsel, wo dies moniert wird.
Doch das Amt hat sich stur gestellt. Und es kommt noch ärger. In zwei anderen
Fällen hat das Finanzamt einwandfrei gelogen.«
    »Das kann ich mir kaum vorstellen«, warf Mommsen ein,
»dass eine Behörde die Unwahrheit sagt.«
    Christoph sah ihn über den Brillenrand an. »Das hätte
ich auch nicht geglaubt, schon gar nicht von einem Finanzamt. Die haben nicht
einmal davor zurückgeschreckt, bei einem Verfahren vor dem Finanzgericht zu
lügen. Das nennt der Jurist versuchten Prozessbetrug.«
    »Das ist ja der Hammer«, staunte jetzt auch Große
Jäger. »Bist du dir sicher?«
    Christoph nickte. »Ja! Ich habe heute Morgen mit dem
Oberstaatsanwalt in Schleswig gesprochen, mit Dr. Breckwoldt. Zuerst wollte er
mir keine Auskunft geben, weil es unerlaubte Rechtsberatung wäre. Als ich ihm
aber die Hintergründe schilderte, hat auch der erfahrene Jurist gestaunt. So
viel Dreistigkeit, wie das Finanzamt bei der Jagd auf Kurt Schönborn an den Tag
gelegt hat, ist ihm selten begegnet.«
    »Poooh!«, kommentierte der Oberkommissar, während
Mommsen das Gehörte sprachlos aufgenommen hatte.
    »Schönborn ist durch diese unwürdige und auch zum
großen Teil rechtswidrige Treibjagd einiger verbohrter Finanzbeamter und die
zusätzlichen Erpressungen und Nötigungen Banzers in den Tod getrieben worden.«
    Sowohl Mommsen als auch Große Jäger hatten die
Zwischentöne mitbekommen. Beide setzten gleichzeitig zu einer Frage an. Mommsen
ließ dann aber Große Jäger den Vortritt.
    »In den Tod getrieben? Das hört sich

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