Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Vom Himmel in Die Traufe

Titel: Vom Himmel in Die Traufe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
Vom Netzwerk:
Kartenskizze die wichtigsten Standorte der aufständischen Truppen.
    »Im Raum Tampere gibt es unserer Ansicht nach die meisten Aufstandswilligen, aber auch in den anderen großen Siedlungszentren wie Turku, Jyväskylä, Lahti und natürlich im Bereich der Hauptstadt sind hohe Zahlen zu verzeichnen. Eine besonders schwierige Arbeitslosensituation haben wir in Kymenlaakso, ebenso hier in Satakunta. In Vantaa konzentrieren sich möglicherweise noch gewaltigere Arbeitslosenmassen als in Tampere.«
    Der Filzstift bewegte sich rasch über das Papier. Ragnar kreiste die größten Ortschaften ein und zeichnete Pfeile, die von den kleineren zu ihnen hinführten, etwa von Pieksämäki, Mikkeli, Heinola, Riihimäki und Hyvinkää.
    Nun schlug er das erste Blatt um und skizzierte auf dem nächsten die Karte Nordfinnlands. Gerade als er beginnen wollte, über die Chancen für einen Aufstand bei den nordfinnischen Arbeitslosen zu referieren, setzte sich ein Vogel oben auf den Rand des Flipcharts. Er war ganz zahm, flötete mit leiser Stimme und bettelte um Futter. Der Vogel hatte einen leuchtend grünen Sterz. Erstaunt über seine Frechheit, erkundigte sich Lena Lundmark, ob es ein Eichelhäher sei. Hermanni erwiderte, dass es sich um einen Unglückshäher handle, das Maskottchen der Holzfäller.
    Ragnar scheuchte das neugierige Tier von der Tafel und fuhr in seinem Vortrag fort. Er informierte über die Arbeitslosensituation in den nördlichen Regionen und kam zu der Einschätzung, dass der Norden zwar dünn besiedelt sei, dass es hier aber relativ mehr Arbeitslose gebe als im bevölkerungsreichen Süden. Er zitierte Hermanni und erklärte, dass sich hier mehr Aufständische rekrutieren lassen würden als einst zu den Zeiten der Fleischrevolte von Salla oder der Pferderevolte von Nivala.
    Ragnar Lundmark ging bereits ganz in der Rolle des Oberst auf, als er die Fragen der Kampfausbildung und Bewaffnung der Aufständischen darlegte. Was die Männer betraf, so gab es keine Probleme, denn sie hatten im Allgemeinen die Wehrpflicht absolviert. Die Frauen sollten nach Hermannis Plänen nicht bewaffnet, sondern in der Aufklärung und der Logistik oder als Krankenschwestern eingesetzt werden.
    »Die heutigen Frauen besitzen Autos, sie beherrschen die Datentechnik ebenso wie die Männer, für sie finden sich genug passende Aufgaben, wenn erst mal der Aufstand begonnen hat.«
    Als er einmal in Fahrt gekommen war, sprach Ragnar Lundmark anderthalb Stunden ohne Pause, und in dieser Zeit gab er einen recht detaillierten Einblick in Hermanni Heiskaris Aufstandspläne. Er war ein geschickter Referent, und obwohl der Vortrag lang war, hörte Lena ihm zu, ohne dass ihr Interesse auch nur einen Augenblick erlahmte.
    Ragnar beendete seinen Vortrag mit einem großartigen Geistesblitz:
    »Die Mobilmachung vollziehen wir mithilfe der landesweiten Arbeitslosenkartei. Die Arbeitsämter haben von jeder Person die Angaben zur Ausbildung und zu früheren Arbeitsstellen, ferner die Adresse, Informationen über den Gesundheitszustand, einfach alles! Ich nehme an, dass nicht mal unsere reguläre Armee eine bessere Stammkartei besitzt. Jeder x-beliebige Werbefachmann kann hingehen und sich bei Bedarf diese Datenlisten kaufen.«
    Erneut flatterte der Unglückshäher mit dem grünen Sterz herbei und flötete. Die Teilnehmer beschlossen, das Kriegsseminar zunächst zu unterbrechen und einen kleinen Spaziergang zu machen, bevor Hermanni Heiskari mit seinem Beitrag an die Reihe kam. Lena und Ragnar nahmen Angeln mit und warfen die Köder im Junttijoki aus. Keiner von beiden rechnete damit, etwas zu fangen, aber siehe da, bald biss an Lenas Angel eine Grauforelle von gut einem Kilo Gewicht an. Sie zappelte wild, ehe sie sich herausholen ließ, und bald fing auch Ragnar einen Fisch, es war eine etwas kleinere Äsche. Glücklich über den Fang, kehrten Onkel und Nichte zum Feuer zurück, wo Hermanni sich bereits auf seinen Vortrag vorbereitete.
    Lena Lundmark dachte über die betriebswirtschaftlichen Konsequenzen eines Bürgerkrieges nach. Was hier geplant wurde, war ganz eindeutig ein Aufstand, und die Idee stammte von einem gewöhnlichen Holzfäller aus den nördlichen Wäldern. Der gute Hermanni war ganz offensichtlich verliebt in seinen Gedanken, so wie es die echten Rebellen immer gewesen sind, er wollte bestimmt ein romantischer Held sein und mit Leib und Seele für das einfache Volk kämpfen. Alles schön und gut, aber in der knallharten Geschäftswelt war

Weitere Kostenlose Bücher