Vom Himmel in Die Traufe
Kriegsjahr hatte er zwölftausend Kilo Kiefernzapfen, zweiundzwanzigtausend Kilo Tannenzapfen und sogar tausend Kilo Birkenzapfen gesammelt, wobei gut zweihundert Kilo der Letzteren von Krüppelbirken stammten. Dann, als der Krieg zu Ende war und sich die Waldgardisten wieder unter Menschen wagten, tauchte der Schmucke Jussi im nächsten Dorf auf und erkundigte sich, wer ihm zwei, drei Pferde und einen Schlitten leihen könnte. So holte er denn seine Beute aus dem Wald und verfrachtete sie mit dem Zug zur Sammelstelle der Forstverwaltung in Keuruu, von wo ihm alsbald eine hübsche Summe Geld überwiesen wurde.
22
Anfang August reisten die Männer nach London, denn Hermanni hatte inzwischen seinen Pass erhalten, und die Maßanzüge waren fertig. Sie waren anprobiert und bezahlt. Ragnar besorgte für Hermanni vierzig Schachteln grüner North State und packte ihrer beider Koffer.
Als sie sich in einem kleinen Hotel in einer Nebenstraße der Sloane Street einquartiert hatten, gingen sie zum Lunch aus und besuchten anschließend das Kriegsmuseum, um sich anzusehen, wie die Briten ihr eigenes Vorgehen im Zweiten Weltkrieg darstellten. Hinsichtlich der Guerillataktik war der Besuch nicht ergiebig, denn auf diesem Gebiet waren die Engländer nicht gerade fortschrittlich. Hermanni erinnerte sich, dass die Murmansker Legion der Briten Anfang des Jahrhunderts etliche geflüchtete finnische Rotgardisten in ihren Reihen aufgenommen hatte, weil sie ansonsten mit den Bedingungen dort oben im Norden nicht klargekommen wären. Am Ende zeigte sich, dass jene Intervention für den Verlauf der Geschichte keinerlei Bedeutung gehabt hatte.
Am nächsten Tag fuhren sie in die Provinz, nach Hampshire, wo sie in einem Dorf nahe New Alresford Station machten. Dort gab es ein kleines Hotel mit nur zwanzig Zimmern, das Ragnar aus seiner Jugendzeit kannte. In ebendiesem Hotel hatte er nämlich bald nach dem Krieg zu Beginn der Fünfzigerjahre gewohnt, als sein Vater ihn zur Vervollständigung seiner Sprachkenntnisse nach England geschickt hatte. Das Gebäude war zweistöckig, verputzt und gelb angestrichen. Es lag fast gänzlich hinter großen Ahornbäumen versteckt. Beiderseits des Haupteingangs gab es hohe Säulen, und eine breite Treppe führte auf einen Kiesweg hinunter. Hinter dem Haus befand sich ein Garten mit einem künstlichen Teich und einem Springbrunnen. Im Teich paddelten fünf Enten.
Man hielt auf Traditionen, und obwohl das Hotel bereits ein wenig heruntergekommen war, hatte es doch einen gewissen Stil. Hermanni fand Gefallen an dem Ort, zumal er seine Sprachstudien in unmittelbarer Nachbarschaft betreiben konnte, in einer privaten Sprachschule, in der auch Ragnar in den Fünfzigerjahren Schüler gewesen war. Es handelte sich um ein Einfamilienhaus, das ein wenig größer als üblich war, es war im vorigen Jahrhundert vermutlich ursprünglich als Villa erbaut worden. Auch dieses Haus hatte einen Garten, und es war in der gleichen Farbe gestrichen wie das Hotel, in dem die Schüler der Sprachschule wohnten. Es waren Geschäftsleute aus verschiedenen Ländern, auch zwei französische Pfarrer und ein russischer General waren darunter. Letzterer war der Typ des vierschrötigen stalinistischen Offiziers, den man sich gut dabei vorstellen konnte, wie er in einer südrussischen Garnisonsstadt die Parade abnahm. Er erzählte, dass er im Zusammenhang mit dem Tschetschenienkrieg seine Militärlaufbahn aufgegeben hatte und nun beabsichtigte, in Westeuropa Geschäfte zu machen. Anzubieten hatte er Panzerwagen und Wattejacken. Auch U-Boote konnte er zu günstigen Preisen aus Sewastopol, Wladiwostok oder Murmansk besorgen, ganz wie der Käufer es wünschte. Kernwaffen verkaufte er nicht, denn solche Aktivitäten hielt er für unmoralisch. Der General sprach überraschend offen über seine Vorhaben. Hermanni und Ragnar vermuteten, dass er ein Spion oder einfach nur ein Schwindler war.
Gänzlich unbeleckt ging Hermanni nicht in den Englischunterricht. Er hatte nicht nur einst ein Fernstudium absolviert und an der christlichen Volksbildungsanstalt von Nivala an entsprechenden praktischen Übungen teilgenommen, sondern er hatte auch hin und wieder in den Take-It-Easy- Büchern geblättert. Trotzdem war er sehr aufgeregt, als er zusammen mit Ragnar die Sprachschule betrat, wo er als finnischer Künstler und Holzfachmann vorgestellt wurde, der seine eingerosteten Sprachkenntnisse ein wenig auffrischen wollte.
Im Haus wohnte eine ganz normale
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