Vom Internet ins Ehebett (German Edition)
zunehmend ungeduldig, »aber ich weiß noch immer nicht, wie du Walter Stadler überreden konntest, dich neben mich zu stellen.«
»Deine größten Schwächen sind deine Neugier, Rosi, und deine Ungeduld. Jetzt warte doch einmal ab. Manchmal haben auch Männer ihre Geheimnisse.« Das war alles, was ich aus Greg herausbringen konnte.
Ich boxte ihn in die Seite. Ich schenkte ihm mein verführerischstes Lächeln. Ich drohte ihm Prügel an. Es nützte alles nichts. Greg lachte nur und schwieg. Er wusste natürlich, dass ich all meine Drohungen nicht wahr machen würde. Zumindest nicht hier in vornehmer Gesellschaft.
Vor dem Eingang zum Restaurant kamen wir neben Stefan und Donna Mariángela Forres y Alonsa zu stehen. Wir schüttelten einander die Hände, und niemand von uns vieren hielt es für angebracht, uns gegenseitig vorzustellen.
»Eine sehr schöne Trauungszeremonie, nicht wahr«, sagte ich, um irgendetwas zu sagen.
»Sicherlich«, stimmte mir Stefan zu.
»Ja, es war wunderschön«, erklärte die Gräfin, und kein Lächeln trat auf ihre Lippen. »Me gusta mucho. Auch ihr Deutschen versteht es, Feste zu feiern.«
Das sollte wohl ein Kompliment sein, und daher zwang ich mich zu lächeln.
Die Contessa ergriff Gregs Unterarm: »Wann hast du Zeit für mich, Gregor? Ich habe ein Buch gelesen über Feng Shui, über das ich mit dir möchte sprechen. Außerdem will ich schon lange, dass du kommen in mein Haus, um es dir anzusehen. Ich spüre, das ›Chi‹ ist noch nicht optimal.« Sie unterstrich diese Aussage mit einer dramatischen Geste. »Ich erwarte dich noch vor dem Winter, Gregor. Hast du mich verstanden? Und akzeptiere nicht mehr länger ein ›Nein‹. Komme doch mit deiner Freundin. Sie ist eingeladen.«
Ich sah, wie aus Stefans Gesicht jegliche Farbe wich.
»Ich komme herzlich gern, vielen Dank«, ich lächelte betont freundlich, und jedes Wort war mir eine Genugtuung.
»Wie lange bist du noch im Lande, Mariángela?«, frage Greg.
Dann vereinbarten sie ein Treffen in der nächsten Woche.
»Meine Damen und Herren, bitte nehmen Sie Ihre Plätze ein«, Walter Stadler fuchtelte aufgeregt mit seinen Blättern Papier in der Luft herum, »wir wollen doch die Küche nicht warten lassen.«
Das Menü war vorzüglich, ich hatte es nicht anders erwartet. Auch wenn sich Hubert diesen Genuss nur selten gönnte, er war ein wahrer Feinschmecker. Ein Trio, wahrscheinlich Studenten des Konservatoriums, fiedelte zur Untermalung.
Nach dem »Gruß aus der Küche«, der Vorspeise und der Suppe hielt es der Brautvater für angebracht, eine Rede zu halten: »Liebe Gäste! Es freut mich ganz besonders, dass esmir wieder einmal gelungen ist, meine geliebte Tochter Claudia unter die Haube zu bringen.«
Die versammelte Gästeschar lachte. Die Braut errötete und kniff ihre Lippen zusammen. Aha, die beiden hatten wohl nicht das allerbeste Verhältnis.
»Und so bekomme ich einem Schwiegersohn, den ich beim besten Willen nicht ›Schwiegersohn‹ nennen kann. Denn, wie kann jemand mein Sohn sein, der nur zwei Jahre jünger ist als ich? Also mein Freund«, er klopfte dem Bräutigam wohlwollend auf die Schulter, »ich werde dich meinen ›Schwiegerfreund‹ nennen. Das macht mich weniger alt.«
Die versammelte Gästeschar lachte wieder, und nun hatten beide Brautleute verkniffene Lippen.
»Fragen Sie mich nichts über die Seele einer Frau«, setzte der Brautvater seine launige Rede fort, »ich werde die Frauen nie verstehen. Bei meiner Tochter habe ich diesen Versuch schon längst aufgegeben.« Er wartete, ob jemand lachte, doch diesmal blieb es ruhig im Saal. »Also, wenn Sie mich fragen, dann wäre die Reihenfolge folgende: Zuerst nehme ich die ältere Frau, um von ihr zu lernen und von ihren Erfahrungen zu profitieren. Und weil sie, wenn ich jung bin, ja noch nicht so alt ist, dass man sie nicht mehr anschauen kann. Und dann, wenn ich mich mit ihr nicht mehr verstehe, dann nehme ich eine junge.«
Jetzt hatte eine dritte Person am Tisch verkniffene Lippen. Seine Ehefrau. Wahrlich eine Prachtrede.
»Wobei ich natürlich nicht mich persönlich meine, versteht mich nicht falsch, liebe Gäste. Ich bleibe bei meiner Herta. Denn etwas Besseres kann mir im Leben nicht passieren.« Er zog die Hand seiner Frau an die Lippen und gab ihr einen schmatzenden Handkuss.
Herta war wieder besänftigt. Das Brautpaar hoffte nun, die Rede sei zu Ende, doch noch erfüllten sich diese Hoffnungen nicht.
»Und meine Claudia, was macht
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