Vom Internet ins Ehebett (German Edition)
hinter der Grenze zu Österreich fahren. Österreich ist für Ihr Buch doch auch interessant, oder darf der Brunnen nur in Deutschland stehen?«
Claudia schüttelte den Kopf: »Nein, nein. Österreich ist auch möglich. Ist ja auch im deutschsprachigen Raum, sozusagen.«
Bea grinste.
»Welche Besonderheit hat denn dieser Brunnen?«
»Dort gibt es gleich zwei Madonnenstatuen. Sie stehen mit dem Rücken zueinander. Wenn ich mich nicht irre, dann fließt das Brunnenwasser direkt aus ihren Brüsten.«
»Das ist natürlich interessant. Sozusagen«, rief Claudia enthusiastisch. Ihre Augen begannen zu leuchten, und ihre Erscheinung wirkte mit einem Mal nicht mehr ganz so unscheinbar. Sie kramte einen zerfledderten Notizblock aus ihrer breiten Umhängetasche.
»Das ist ja ungeheuerlich«, meinte Carla. Und setzte mit einem kleinen, bösartigen Grinsen hinzu: »Sozusagen.«
Claudia beachtete sie nicht. Eifrig kritzelte sie eine kurze Notiz aufs Papier. »Jetzt brauche ich nur noch jemanden, der mich dorthin chauffiert.« Sie seufzte: »Mein Auto hat vor einer Woche den Geist aufgegeben, und in der Werkstatt wissen sie nicht, wann sie es wieder fahrbereit haben werden.«
»Keine Sorge, wir finden jemanden. Wozu habe ich so viele Freunde?« Bea legte ihre Hand auf den Unterarm ihrer Cousine. »Wie ihr wisst, ist Claudia noch nicht lange in der Stadt. Und sie hat sich erst vor wenigen Monaten scheiden lassen.«
»Mein Mann und ich sind weiterhin gute Freunde«, beeilte sich Claudia zu versichern.
»Das war ja wahrscheinlich das Problem eurer Ehe, dass ihr beide nur gute Freunde gewesen seid. Ihr müsst wissen, dass Claudias Ex einige Jahre jünger ist als sie. Und durch ihre vielen Reisen …«
»Wer von den Damen bekommt das Saltimbocca à la Romana?«, fragte der Kellner. Gerade rechtzeitig, bevor Bea uns Claudias Lebensgeschichte erzählt hätte.
Wir aßen einige Minuten schweigend, bevor Bea abermals das Wort ergriff. An Claudia gewandt erklärte sie in bestimmtem Tonfall: »Jetzt muss ich dir aber einmal meine Freundinnen genauer vorstellen. Ich habe dir schon viel von ihnen erzählt. Sie sind ja quasi meine zweite Familie. Schließlich kennen wir uns schon seit dem Studium. Seit ich vor fast zwanzig Jahren aus dem Ruhrpott in die Gegend gezogen bin.«
»Wie schmecken denn deine Spaghetti Carbonara?« Carla spießte ein Stück Thunfisch aus ihrem Salat. »Die sehen ja verlockend aus.«
Doch Bea ließ sich nicht ablenken: »Hervorragend. Carla mag es nicht, wenn man über sie spricht.« Sie grinste breit. »Aber schließlich muss meine Cousine wissen, mit wem ich verkehre. Sie ist doch meine letzte lebende Verwandte.«
»Du vergisst meine Eltern und Onkel Hermann aus Osnabrück«, korrigierte Claudia gewissenhaft.
»Außer deinen Eltern und Onkel Hermann«, verbesserte sich Bea ungerührt. »Doch nun lasst mich beginnen. Das istalso Carla Martens. Sie hat Jura studiert. Aber das hast du aus ihrem klassisch strengen Outfit sicherlich bereits geschlossen.«
»Bea …«
Carlas drohender Tonfall beeindruckte Bea nicht im Geringsten. »Carla ist sehr erfolgreich. Sie arbeitet bei Moosburger. Du hast doch schon von Moosburger gehört? Die Maschinenfabrik am Stadtrand. Carla leitet dort den Verkauf.«
»Nur den Verkauf innerhalb Europas.«
»Schon wieder so ein ›nur‹«, ereiferte sich Bea und stahl eine Gurkenscheibe von Carlas Salatteller. »Wo bleibt denn euer Selbstbewusstsein? Europa ist doch groß genug. In Kürze soll Carla zudem Mitglied der Geschäftsleitung werden. Du kannst ihr schon gratulieren.«
Claudia kannte die Firma Moosburger offensichtlich nicht. Sie gratulierte trotzdem.
»Carla war mit Oliver Martens verheiratet. Den kennst du aber sicher. Na, du weißt schon, der bekannte und in der Schickimicki-Szene so beliebte Schönheitschirurg. Der, der Sibylle Segler den Busen vergrößert hat. Sibylle Segler – das blonde Topmodel. Das ist doch durch alle Zeitschriften gegangen. Die beiden haben eine achtjährige Tochter.«
»Der Doktor und das Topmodel?« Claudia war sichtlich verwirrt.
»Der Doktor und Carla natürlich. Marie heißt sie. Und ist ausgesprochen hübsch. Eine richtige …«
»Bea, deine Spaghetti werden kalt«, unterbrach sie Carla in mühsam beherrschtem Tonfall.
Wie zu befürchten war, wandte sich Bea nun mir zu: »Und diese elegante Dame hier ist Rosalind Steinberg. Dr. med. dent., um genau zu sein. Leider trägt sie diese altmodische Hochsteckfrisur. Ich kann reden, so
Weitere Kostenlose Bücher