Vom Internet ins Ehebett (German Edition)
viel ich will, sie weigert sich strikt, ihre Haare abschneiden zu lassen. Ich kann mir meine Worte genauso gut sparen.«
»Und nicht nur diese«, murmelte Carla.
»Nicht jeder steht eine orangerote Zipfelfrisur«, konnte ich mir nicht verkneifen zu bemerken.
Bea lachte schallend: »Da hast du sicher Recht.« Sie winkte dem Kellner: »Noch ein Glas von dem hervorragenden Chianti, bitte!« Sie wandte sich wieder ihrer Cousine zu: »Roli ist Zahnärztin. Sie ist Partnerin in einer großen Gemeinschaftspraxis, die sehr gut läuft. Obwohl es nicht immer leicht für sie war. Auch deshalb, weil sie auch zwei Kinder aufzuziehen hat. Allein. Ihr Mann Peter war Rechtsanwalt. Ein Studienkollege von Carla. Habe ich dir schon erzählt, dass Peter vor fast drei Jahren bei einem Autounfall ums Leben kam? Eine absolut schreckliche Sache.«
»Schrecklich«, bestätigte Claudia errötend. Sie blickte kurz von ihrem Teller auf und warf mir einen mitleidigen Blick zu. Auf solche Blicke konnte ich liebend gern verzichten. Bea war manchmal wirklich unerträglich. Wenn Carla jetzt die Nerven verlor und sie aufforderte, endlich still zu sein, ich hätte nicht schlichtend eingegriffen. Hilfe suchend blickte ich zu ihr hinüber, aber sie widmete sich schweigend den letzten Bissen ihres Essens.
Bea fuhr ungehindert fort: »Nun sind die Jungs – ich habe doch schon erwähnt, dass Roli Zwillinge hat? Tim und Sebastian. Sie sind eineiige Zwillinge und gleichen sich fast aufs Haar.«
»Das ist bei eineiigen Zwillingen so üblich«, warf Carla ein.
»Sie sind jetzt sechzehn. Da kannst du dir die Probleme vorstellen, mit denen sich Roli tagtäglich auseinander setzen muss«, sprach Bea unbeirrt weiter.
Claudia, die, wie ich wusste, kinderlos war, konnte sich die Probleme offensichtlich nicht vorstellen. Sie nickte jedoch tapfer lächelnd.
»Oh, vielen Dank!« Bea nahm einen tiefen Schluck aus dem Glas, das der Kellner soeben vor sie hingestellt hatte. »Carla hat übrigens einen sehr interessanten Freund. Den solltest du unbedingt kennen lernen. Vielleicht kann er einen deiner Lichtbildvorträge sponsern. Er ist ein hohes Tier bei der Bank …«
Sie schwieg erschrocken. Carla hatte es nun doch für angebracht gehalten, ihre damenhaften Manieren zu vergessenund Bea einen kräftigen Stoß gegen das Schienbein zu versetzen. Es war ja wirklich nicht zu fassen. Was war denn in Bea gefahren? Der dummen Nuss war doch glatt zuzutrauen, dass sie Konrads Namen erwähnte. Und prompt kannte die unscheinbare Cousine Konrads Frau. Und ehe Carla sich’s versah, hatte sie Probleme am Hals, die sie sich bei Gott nicht wünschte. Und ich ihr auch nicht.
Bea rieb sich unter dem Tisch die schmerzende Stelle. Sie hatte den Grund des Kicks verstanden und warf ihrer Freundin nun einen um Verzeihung heischenden Blick zu.
»Und Sie kommen auch aus dem Ruhrgebiet?«, fragte ich, um die so plötzlich eingetretene Stille mit einem unverfänglichen Thema zu füllen.
Wir blieben nicht mehr lange sitzen. Obwohl sich Bea in der Folge sehr zurückhielt und der Abend nunmehr in harmonischem Geplauder ausklang. Wir begleiteten Claudia zum Taxistand, der die Straße hinunter nur wenige Meter von »Roberto« entfernt lag.
»Komm gut nach Hause, Cousinchen«, Bea küsste sie auf beide Wangen, »und mach dir keine Sorgen. Ich treibe jemanden auf, der mit dir durch die Lande fährt.«
Mit hochgeschlagenen Mantelkrägen eilten wir schweigend zu meinem Auto, das ich in einer der Seitenstraßen geparkt hatte. Der Schneefall, der den ganzen Tag über angedauert hatte, hatte aufgehört. Dafür war der Wind unangenehm stark und blies uns unfreundlich ins Gesicht. Carla hatte ein breites, schwarzes Stirnband über ihren rötlich blonden Pagenkopf gezogen. Ich trug meine wohlig warme Fellkappe, von der Carla fand, sie würde mir nicht stehen. Bea fror hutlos.
Endlich waren wir allein! Der geeignete Zeitpunkt, die beiden in meine Pläne einzuweihen! Was sie wohl von meiner Idee hielten? Fanden sie es noch zu früh? Vielleicht war Carla der Meinung, es sei ohnehin aussichtslos. Sie hatte ja selbst einige Erfahrung … Ich hätte mich wohler gefühlt, hätte ich nicht selbst so viele Zweifel gehabt.
Ich atmete tief durch.
»Was ich euch schon den ganzen Abend sagen wollte«, ich hatte den Wagen mit ein paar zügigen Schwüngen aus der Parklücke manövriert, »ich habe einen Beschluss gefasst.«
»Uijuijui«, Bea rollte mit den Augen, »merkst du das, Carla? Ihre Stimme klingt
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