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Vom Internet ins Ehebett (German Edition)

Vom Internet ins Ehebett (German Edition)

Titel: Vom Internet ins Ehebett (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Berg
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Suche nach einem Traumprinzen?« Die liebe Bea nahm mir das Wort aus dem Mund. »Bist du etwa nicht mehr zufrieden mit dem guten alten Konrad?«
    »Wann ist man schon zufrieden?«, entgegnete Carla vage.
    Natürlich war sie mit Konrad nicht zufrieden. Vor allem nicht mit der Tatsache, dass er verheiratet war und eine Tochter in Maries Alter hatte. Und damit, dass seine Frau erst kürzlich den Wunsch geäußert hatte, wieder schwanger zu werden. Konrad würde seine Familie nie verlassen. Und das war auch nicht wirklich das, was Carla sich wünschte. Wie ich sie kenne, machte es sie wütend, dass sie dennoch nicht in der Lage war, sich von ihm zu trennen. Aber Carla würde nicht mit Bea darüber sprechen. Schon gar nicht vor einer Lokaltür.
    »He, wie lang brauchst du denn noch da drinnen!« Eine ungeduldige Hand rüttelte an meiner Türklinke.
    »Ich denke, wir gehen jetzt auch hinein«, hörte ich Carla sagen.
    Höchste Zeit, dass ich meinen heimlichen Lauschplatz verließ.

    Ich lief meinen Freundinnen direkt in die Arme, als sie noch beim Eingang standen und versuchten, mich in der Menschenmenge ausfindig zu machen. Sie sahen auch nicht gerade begeistert aus. Mich jedenfalls hielt nichts mehr in dieser verrauchten Bude. »Gehen wir!«
    Carla bekam mich am Ärmel zu fassen: »Was ist geschehen? Du solltest doch an der Bar auf uns warten.«
    Unbeirrt trat ich ins Foyer hinaus. »An der Bar war kein Platz. Da standen sie schon in Dreierreihen.«
    »Na und? Das ist üblich heutzutage. Es gibt immer mehr Menschen auf dieser Welt. Und alle wollen sich amüsieren.«
    »Amüsieren!?« Also, die war wirklich gut. »Das kann doch keinen Menschen amüsieren. Weißt du eigentlich, wie alt die Leute dort drinnen sind? Die Mehrzahl ist nicht älter als siebzehn. Ich könnte ihre Mutter sein, und so habe ich mich auch gefühlt.« Ich kramte in meiner Tasche nach dem Autoschlüssel. »Und die laute Musik. Keiner kann sich dabei unterhalten.«
    »Niemand geht in so ein Lokal, um zu diskutieren, Roli. Man geht zum Tanzen, zum Flirten, zum Gesehenwerden …«
    »Ha, zum Flirten! Mit wem soll man denn dort flirten? Mit einem halben Kind, das mit offenem Mund in die Gegend glotzt? Halb taub vom Lärm, fast blind vom Rauch. Blöd vom Alkohol. Wenn ich mir vorstelle, dass es in letzter Zeit immer öfter vorkommt, dass sich meine Jungs in derartigen Lokalen herumtreiben, dann wird mir noch übler.«
    »Denk doch nicht immer an die Jungen, du Muttertier«, Carla stöhnte auf, »hier geht es um dich. Du willst ja schließlich einen neuen Partner finden. Solange du nur deine Kinder im Kopf hast, wirst du nie einen verführerischen Anblick abgeben. Und der ist nun einmal notwendig, wenn du Erfolg bei Männern haben willst.«
    »Möglich«, sagte ich, das Muttertier. Ich bemühte mich, meine Gelassenheit wieder zu finden, auf die ich sonst so stolz war. »Aber jetzt möchte ich erst einmal nach Hause.«

 
II
    Sonntag war der einzige Tag der Woche, an dem sich »die gesamte Familie« zu einem gemeinsamen Frühstück versammelte. Man traf sich in meinem Wohnzimmer, das groß genug war für einen überdimensionalen Buchenholztisch. An diesem fanden nicht nur sämtliche Hausbewohner, sondern auch gern gesehene Gäste ohne Mühe Platz. Im Sommer wurde die breite Tür mit den weißen Sprossen weit geöffnet, und der Blick war frei auf den kleinen Garten vor dem Haus, mit dem stets kurz geschnittenen saftigen Rasen und den von Tim liebevoll gepflegten Blumenbeeten. Dann waren die Hecken ringsum dicht belaubt, und kein neugieriger nachbarlicher Blick konnte die Idylle des Sonntagsfrühstücks stören.
    Doch noch war es nicht so weit. Noch war Anfang Februar. Der Morgen präsentierte sich grau und trüb wie die Tage zuvor. Und der Wetterbericht versprach keine Besserung für die kommende Woche. Die Büsche und Hecken waren zum großen Teil kahl. Und außer ein paar vereinzelten Schneeglöckchen war weit und breit noch nichts Blühendes zu entdecken.
    Das Frühstücksgeschirr war bereits abgeräumt. Ich hatte den linken Ellbogen auf den Tisch gestützt und blickte nachdenklich in die Runde. Und wie immer, wenn ich gedankenverloren vor mich hinstarrte, kaute ich an einem Daumennagel. Eine Angewohnheit, die Peter jedes Mal ein ärgerliches »Du bist doch kein Baby mehr, Linda« entlockt hatte. Peter. Natürlich hatte er mich bisweilen genervt. Und doch, es gab Tage, da vermisste ich ihn so sehr. Auch mehr als zwei Jahre nach seinem Tod fehlte mir sein

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