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Vom Kriege

Vom Kriege

Titel: Vom Kriege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl von Clausewitz
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Mutes betrachtet werden muß.
    Nach dieser abstrakten Betrachtung wollen wir nur noch sagen, daß die Erfahrung, weit entfernt, ein anderes Resultat zu geben, vielmehr die einzige Ursache ist, welche uns in diese Richtung hineingedrängt und zu solchen Betrachtungen veranlaßt hat.
    Wer die Geschichte unbefangen liest, wird sich der Überzeugung nicht enthalten können, daß von allen kriegerischen Tugenden die Energie der Kriegführung stets am meisten zum Ruhm und Erfolg der Waffen beigetragen hat.
    Wie wir unsern Grundsatz, die Vernichtung der feindlichen Streitkräfte nicht nur im ganzen Kriege, sondern auch im einzelnen Gefecht als die Hauptsache zu betrachten, durchführen und allen den Formen und Bedingungen anpassen werden, welche die Verhältnisse, aus denen der Krieg hervorgeht, notwendig fordern, wird die Folge lehren.
    Vorderhand war es uns nur darum zu tun, ihm seine allgemeine Wichtigkeit zu erkämpfen, und mit diesem Resultat kehren wir zu dem Gefecht zurück.
Viertes Kapitel: Fortsetzung
    Wir sind im vorigen Kapitel dabei stehengeblieben, die Vernichtung des Gegners sei der Zweck des Gefechts, und haben durch eine besondere Betrachtung zu beweisen gesucht, daß dies in der Mehrheit der Fälle und bei den größeren Gefechten wahr sei, weil die Vernichtung der feindlichen Streitkraft immer das Vorherrschende im Kriege sei. Die andern [207] Zwecke, welche dieser Vernichtung der feindlichen Streitkraft beigemischt sein und mehr oder weniger vorwalten können, werden wir im nächsten Kapitel allgemein charakterisieren und in der Folge nach und nach näher kennenlernen; hier entkleiden wir das Gefecht von ihnen ganz und betrachten die Vernichtung des Gegners als den völlig genügenden Zweck des einzelnen Gefechts.
    Was ist nun unter Vernichtung der feindlichen Streitkraft zu verstehen? Eine Verminderung derselben, die verhältnismäßig größer ist als die unserer eigenen. Wenn wir eine große Überlegenheit der Zahl über den Feind haben, so wird natürlich dieselbe absolute Größe des Verlustes für uns kleiner sein als für ihn und folglich schon als ein Vorteil betrachtet werden können. Da wir das Gefecht hier als von allen Zwecken entkleidet betrachten, so müssen wir auch den davon ausschließen, wo es zu einer größeren Vernichtung der feindlichen Streitkräfte nur mittelbar gebraucht wird; mithin kann auch nur jener unmittelbare Gewinn, den wir in dem gegenseitigen Zerstörungsprozeß gemacht haben, als der Zweck betrachtet werden; denn dieser Gewinn ist ein absoluter, der durch die Rechnung des ganzen Feldzuges durchläuft und am Schluß desselben sich immer als ein reiner Gewinst erweist. Jede andere Art des Sieges über unseren Gegner aber würde entweder ihren Grund in anderen Zwecken haben, von denen wir hier ganz absehen, oder nur einen einstweilen relativen Vorteil geben; ein Beispiel soll uns klar machen.
    Wenn wir unsern Gegner durch eine geschickte Anordnung in eine so nachteilige Lage versetzt haben, daß er das Gefecht ohne Gefahr nicht fortsetzen kann, und er sich nach einigem Widerstand zurückzieht, so können wir sagen, daß wir ihn auf diesem Punkt überwunden haben; haben wir aber bei dieser Überwindung gerade in demselben Verhältnis an Streitkräften eingebüßt als er, so wird bei der Schlußrechnung des Feldzuges von diesem Siege, wenn man einen solchen Erfolg so nennen könnte, nichts übrigbleiben. Es kommt also das Überwinden des Gegners, d. h. die Versetzung desselben in einen solchen Zustand, daß er das Gefecht aufgeben muß, an und für sich nicht in Betrachtung und kann deshalb auch nicht in die Definition des Zweckes aufgenommen werden; und so bleibt denn, wie gesagt, nichts übrig als der unmittelbare Gewinn, den wir in dem Zerstörungsprozeß gemacht haben. Es gehören aber dahin nicht bloß die Verluste, welche im Verlauf des Gefechts vorkommen, sondern auch die, welche nach dem Abzug des besiegten Teils als unmittelbare Folge desselben eintreten.
    Nun ist es eine bekannte Erfahrung, daß die Verluste an physischen Streitkräften im Laufe des Gefechts selten eine große Verschiedenheit zwischen Sieger und Besiegten geben, oft gar keine, zuweilen auch wohl eine sich verkehrt verhaltende, und daß die entscheidendsten Verluste für den Besiegten erst mit dem Abzug eintreten, nämlich die, welche der Sieger nicht mit ihm teilt. Die schwachen Reste schon erschütterter Bataillone werden von [208] der Reiterei zusammengeworfen, Ermüdete bleiben liegen,

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