Vom Kriege
der Belagerung von Prag in drei Kolonnen zurückging, so geschah es nicht aus Wahl, sondern weil die Stellung seiner Streitkräfte und die Deckung Sachsens es nicht anders zuließ. Bonaparte ließ nach der Schlacht von Brienne Marmont auf die Aube zurückgehen, während er selbst über die Seine sich gegen Troyes wandte; daß ihm aber dies nicht schlecht bekam, lag bloß darin, daß die Verbündeten, anstatt zu verfolgen, sich gleichfalls trennten, sich mit einem Teil (Blücher) gegen die Marne wandten und mit dem andern (Schwarzenberg), aus Furcht, zu schwach zu sein, ganz langsam vorrückten.
Vierzehntes Kapitel: Das nächtliche Gefecht
Wie es geführt wird, und welches die Eigentümlichkeiten seines Verlaufes sind, ist ein Gegenstand der Taktik; wir betrachten es hier nur, insoweit das Ganze als ein eigentümliches Mittel erscheint.
Im Grunde ist jeder nächtliche Angriff nur ein gesteigerter Überfall. Auf den ersten Anblick erscheint nun ein solcher als ganz vorzüglich wirksam, denn man denkt sich den Verteidiger überfallen und den Angreifenden natürlich vorbereitet zu dem, was geschehen soll. Welche Ungleichheit! Die Phantasie malt sich auf der einen Seite das Bild der vollkommensten Verwirrung und auf der andern Seite den Angreifenden nur beschäftigt, die Früchte davon zu ernten. Daher die häufigen Ideen zu nächtlichen Überfällen bei denen, die nichts zu führen und zu verantworten haben, während sie in der Wirklichkeit so selten vorkommen.
Jene Vorstellungen finden alle unter der Voraussetzung statt, daß der Angreifende die Maßregeln des Verteidigers kennt, weil sie vorher genommen und ausgesprochen sind und seinen [251] Rekognoszierungen und Nachforschungen nicht haben entgehen können, daß dagegen die Maßregeln des Angreifenden, welche dieser erst im Augenblick der Ausführung trifft, dem Gegner unbekannt bleiben müßten. Aber schon das letztere ist nicht immer ganz der Fall, und noch weniger ist es das erstere. Wenn wir dem Gegner nicht so nahe stehen, daß wir ihn gerade unter den Augen haben, wie die Österreicher Friedrich den Großen vor der Schlacht von Hochkirch, so wird, was wir von seiner Aufstellung wissen, immer sehr unvollkommen sein, von Rekognoszierungen, Patrouillen, Aussagen von Gefangenen und Spionen herrühren und schon deswegen niemals recht feststehen, weil diese Nachrichten immer mehr oder weniger veraltet sind, und die Stellung des Gegners sich seitdem geändert haben kann. Übrigens war es bei der ehemaligen Taktik und Lagerungsart noch viel leichter, die Stellung des Gegners zu erforschen als jetzt. Eine Zeltlinie läßt sich viel leichter unterscheiden als ein Hüttenlager oder gar ein Biwak, und eine Lagerung in entwickelten, regelmäßigen Frontlinien auch leichter als in kolonnenartig aufgestellten Divisionen, wie sie jetzt oft vorkommt. Man kann die Gegend, in welcher eine Division auf solche Weise lagert, vollkommen unter Augen haben und doch zu keiner ordentlichen Vorstellung davon kommen.
Aber die Stellung ist wieder nicht alles, was wir wissen müssen; die Maßregeln, welche der Verteidiger im Verlaufe des Gefechts nimmt, sind ebenso wichtig und bestehen ja nicht in einem bloßen Losschießen. Auch diese Maßregeln machen die nächtlichen Überfälle in den neueren Kriegen schwieriger, als in den früheren, weil sie in diesen ein Übergewicht über die schon genommenen haben. In unseren Gefechten ist die Aufstellung des Verteidigers mehr eine vorläufige, als definitive, und darum kann in unseren Kriegen der Verteidiger seinen Gegner mehr mit unerwarteten Streichen überraschen, als er es ehemals konnte.
Es ist also das, was der Angreifende von dem Verteidiger beim nächtlichen Überfalle weiß, selten oder nie hinreichend, den Mangel der unmittelbaren Anschauung zu ersetzen.
Aber der Verteidiger hat auch seinerseits sogar noch einen kleinen Vorteil darin, daß er sich in der Gegend, die seine Stellung ausmacht, mehr zu Hause befindet als der Angreifende, wie der Bewohner eines Zimmers in demselben sich auch im Dunkeln leichter zurechtfindet als ein Fremder. Er weiß jeden Teil seiner Streitkräfte schneller zu finden und kann leichter zu ihm gelangen, als dies beim Angreifenden der Fall ist.
Es ergibt sich hieraus, daß der Angreifende bei nächtlichen Gefechten seiner Augen ebensogut bedarf, als der Verteidiger, und daß also nur besondere Ursachen zu einem nächtlichen Angriff bestimmen können.
Diese Ursachen beziehen sich nun meistens auf
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