Vom Kriege
Quartierbezirks. Gewöhnlich ist diese Form ein sehr gedehntes Oblongum, gleichsam eine bloße Vergrößerung der taktischen Schlachtordnung. Der Versammlungspunkt befindet sich vor demselben und das Hauptquartier dahinter. Diese drei Bestimmungen sind nun gerade der sicheren Versammlung des Ganzen vor der Ankunft des Feindes sehr hinderlich, fast entgegengesetzt.
Je mehr die Quartiere ein Quadrat oder gar einen Kreis bilden, um so schneller lassen sich die Truppen in einem Punkt, nämlich dem Mittelpunkt, vereinigen. Je weiter der Versammlungspunkt zurückgelegt wird, um so später erreicht ihn der Feind, um so längere Zeit verbleibt uns zur Versammlung. Ein Versammlungspunkt hinter den Quartieren kann niemals in Gefahr kommen. Je weiter aber umgekehrt das Hauptquartier vorgelegt wird, um so eher langen die Meldungen an, um so besser ist der Befehlshaber von allem unterrichtet. Indessen sind jene Bestimmungen nicht ohne Gründe, die mehr oder weniger Rücksicht verdienen.
Mit der Ausdehnung der Quartiere in die Breite beabsichtigt man die Deckung des Landes, welches sonst der Feind zu Lieferungen benutzen möchte. Allein dieser Grund ist weder völlig wahr noch sehr wichtig. Er ist nur wahr, wenn von den äußersten Flügeln die Rede ist und nicht von dem Zwischenraume, welcher zwischen zwei Armeeabteilungen entsteht, wenn sich ihre Quartiere mehr um ihren Versammlungspunkt herumziehen; denn in diesen Zwischenraum wird sich kein feindlicher Haufe hineinwagen. Er ist nicht sehr [307] wichtig, weil es einfachere Mittel gibt, die in unserer Nähe befindlichen Bezirke der Gegend den feindlichen Ausschreibungen zu entziehen, als das Verzetteln des Heeres selbst.
Das Vorlegen der Versammlungspunkte hat die Absicht, die Quartiere zu decken. Dies hängt so zusammen. Erstlich hinterläßt eine Truppe, die eiligst unter das Gewehr tritt, in ihrem Quartier immer einen Schweif von Nachziehenden, Kranken, Bagage, Vorräten u. dgl., die dem Feinde leicht in die Hände fallen könnten, wenn die Aufstellung rückwärts genommen wird. Zweitens muß man besorgen, daß der Feind, wenn er mit Kavallerieabteilungen der Avantgarde vorbeigeht, oder diese überhaupt gesprengt worden wäre, in die vereinzelten Regimenter und Bataillons fallen würde. Eine aufgestellte Truppe, auf die er stößt, wenn sie auch schwach ist und am Ende überwältigt werden muß, bringt ihn doch zum Stehen, und es wird Zeit gewonnen.
Was die Lage des Hauptquartiers betrifft, so hat man geglaubt, dasselbe könne niemals genug gesichert sein.
Nach diesen verschiedenen Rücksichten würden wir glauben, daß die beste Einrichtung der Quartierbezirke die wäre, wo sie ein dem Quadrat oder Kreis sich näherndes Oblongum einnehmen, den Versammlungspunkt in der Mitte haben und das Hauptquartier, bei einigermaßen beträchtlichen Massen in der vorderen Reihe.
Was bei der Aufstellung im allgemeinen von der Deckung der Flügel gesagt ist, bleibt auch hier wahr, daher werden von der Hauptmacht rechts und links abgesonderte Korps ihren eigenen Versammlungspunkt mit der Hauptmacht in gleicher Höhe, auch dann noch haben, wenn man ein gemeinschaftliches Schlagen beabsichtigt.
Wenn man übrigens bedenkt, daß die Natur der Gegend von der einen Seite durch vorteilhafte Abschnitte des Bodens den natürlichen Aufstellungspunkt, von der andern durch Städte und Ortschaften die Lage der Quartiere bestimmt, so wird man wohl einsehen, wie selten die geometrische Gestalt dabei entscheidet; nötig aber war es doch, darauf aufmerksam zu machen, weil sie, wie alle allgemeinen Gesetze, bald mehr, bald weniger vorherrschend sich durch die Allgemeinheit der Fälle fortzieht.
Was sich ferner noch über die vorteilhafte Lage der Quartiere sagen läßt, besteht in der Wahl eines deckenden Abschnitts der Gegend, um die Quartiere hinter demselben zu beziehen, während die feindliche Seite von kleinen, aber zahlreichen Haufen beobachtet wird, oder in dem Beziehen derselben hinter Festungen, die unter solchen Umständen, wo man die Stärke ihrer Besatzung nicht schätzen kann, dem Feinde weit mehr Achtung und Vorsicht einflößen.
Von den befestigten Winterquartieren behalten wir uns vor, in einem eigenen Artikel zu reden.
Verschieden von den Quartieren einer stehenden Truppe sind die einer marschierenden dadurch, daß sie zur Vermeidung der Umwege sich wenig [308] ausbreiten, sondern der Straße entlang ziehen, welches, wenn es das Maß eines kleinen Tagemarsches nicht überschreitet,
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