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Vom Kriege

Vom Kriege

Titel: Vom Kriege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl von Clausewitz
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Schlacht von Ligny dort versammelt, und die gegen Lüttich hin verlegten (das Bülowsche Korps) würden es ohne Zufall und fehlerhafte Einrichtung in der Benachrichtigung auch gewesen sein.
    Unstreitig war für die Sicherheit des preußischen Heeres nicht gehörig gesorgt; man muß aber zur Erklärung sagen, daß jene Verhältnisse angenommen worden waren, als das französische Heer selbst noch in weitläuftigen Quartieren stand, und daß der Fehler nur darin bestand, sie nicht in dem Augenblick geändert zu haben, als man die erste Nachricht von Bewegungen im feindlichen Heer und der Ankunft Bonapartes bei demselben erhielt.
    Immer bleibt es merkwürdig, daß das preußische Heer möglicherweise noch hätte bei Sombreffe vor dem Angriff des Feindes vereinigt sein können. Zwar erhielt Blücher den 14. nachts, also 12 Stunden, ehe der General Zieten wirklich angegriffen wurde, Nachricht vom Vorrücken des Feindes und fing seine Versammlung an; allein den 15. früh 9 Uhr stand General Zieten schon in vollem Feuer, und in diesem Augenblick kam dem General Thielemann in Ciney erst der Befehl zu, nach Namur zu marschieren. Er [310] mußte also sein Korps erst in Divisionen versammeln und dann 6½ Meilen bis Sombreffe zurücklegen, welches in 24 Stunden geschah. Auch General Bülow hätte um diese Zeit eintreffen können, wenn ihn der Befehl gehörig getroffen hätte.
    Bonaparte aber kam nicht vor 2 Uhr mittags am 16. dazu, seinen Angriff auf Ligny zu machen. Die Besorgnis, Wellington auf der einen, Blücher auf der andern Seite gegen sich zu haben, mit andern Worten: das Mißverhältnis der Macht trug zu dieser Langsamkeit bei; man sieht aber, wie selbst der entschlossenste Feldherr durch das behutsame Herumtasten aufgehalten wird, welches bei einigermaßen verwickelten Fällen immer unvermeidlich ist.
    Ein Teil der hier aufgestellten Betrachtungen ist offenbar mehr taktischer als strategischer Natur; wir haben aber lieber etwas hinübergreifen wollen, als uns in der Gefahr befinden, nicht klar zu sein.
Vierzehntes Kapitel: Der Unterhalt
    Dieser hat in den neueren Kriegen eine viel größere Wichtigkeit bekommen, und zwar aus zwei Gründen: einmal, weil die Heere im allgemeinen doch sehr viel größer sind, als die des Mittelalters und selbst die der alten Welt; denn wenn auch ab und zu Heere vorkommen, die den neueren an Umfang gleichen oder sie auch weit übertreffen, so sind das doch seltene, vorübergehende Erscheinungen, während in der neueren Kriegsgeschichte seit Ludwig XIV. die Heere immer sehr zahlreich gewesen sind. Der zweite Grund aber ist noch viel wichtiger und der neueren Zeit eigentümlicher. Er besteht nämlich in dem stärkeren inneren Zusammenhang unserer Kriege, in der beständigen Schlachtfertigkeit der Streitkräfte, die sie führen. Die meisten älteren Kriege bestehen aus einzelnen, unzusammenhängenden Unternehmungen, welche durch Pausen voneinander getrennt waren, in denen der Krieg faktisch entweder ganz ruhte und nur politisch noch vorhanden war, oder wo die Streitkräfte wenigstens sich so weit voneinander entfernt hatten, daß jede ohne Rücksicht auf die ihr entgegenstehende nur ihren Bedürfnissen nachging.
    Die neueren Kriege, d. h. die Kriege seit dem Westfälischen Frieden, haben durch das Bestreben der Regierungen eine regelmäßige, zusammenhängendere Gestalt bekommen, der kriegerische Zweck herrscht überall vor und fordert auch in Rücksicht des Unterhalts solche Einrichtungen, daß ihm [311] überall Genüge geschehen könne. Zwar haben die Kriege des siebzehnten und achtzehnten Jahrhunderts auch große Pausen der Waffenruhe, die einem gänzlichen Aufhören des Krieges nahekommen, nämlich die regelmäßigen Winterquartiere, allein immer bleiben doch auch diese dem kriegerischen Ziel untergeordnet; es ist die schlechte Jahreszeit, aber nicht der Unterhalt der Truppen, welche dazu veranlaßt, und da sie regelmäßig mit dem eintretenden Sommer aufhören, so ist wenigstens während der guten Jahreszeit die ununterbrochene kriegerische Handlung erforderlich.
    Wie überall die Übergänge von einem Zustand und einer Verfahrungsweise zur anderen stufenweise stattgefunden haben, so ist das auch hier der Fall. In den Kriegen gegen Ludwig XIV. pflegten die Verbündeten ihre Truppen während der Winterquartiere noch in entfernte Provinzen zu versenden, um sie leichter unterhalten zu können; in den Schlesischen Kriegen kommt das schon nicht mehr vor.
    Diese regelmäßige und

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