Vom Kriege
nichts weniger als der schnellen Versammlung ungünstig ist.
In allen Fällen, wo man sich vor dem Feinde befindet, wie der Kunstausdruck ist, d. h. in allen Fällen, wo kein beträchtlicher Zwischenraum zwischen den gegenseitigen Avantgarden ist, bestimmt die Ausdehnung der Quartiere und die Zeit, welche zur Versammlung der Truppen erforderlich ist, die Stärke und Stellung der Avantgarde und Vorposten, oder wo diese durch den Feind und die Umstände bedingt sind, wird umgekehrt die Ausdehnung der Quartiere von der Zeit abhängen, welche der Widerstand der Vorhut uns gewährt.
Wie man sich diesen Widerstand im Fall vorgeschobener Korps denken muß, haben wir im dritten Kapitel dieses Buches gesagt. Von der Zeit desselben muß man die Zeit der Benachrichtigung und des Ausrückens der Truppen abziehen, und nur was übrig bleibt, ist die Zeit, welche zum Vereinigungsmarsch verwendet werden kann.
Um auch hier am Schluß unsere Vorstellungen in einem Resultat zu fixieren, wie es sich unter den gewöhnlichsten Bedingungen ergibt, wollen wir bemerken, daß, wenn die Quartiere die Entfernung der Avantgarde zum Radius hätten, und der Versammlungspunkt ziemlich in der Mitte der Quartiere läge, die durch den Aufenthalt des feindlichen Vorrückens gewonnene Zeit zur Benachrichtigung und zum Ausrücken übrigbleiben würde, welches in den meisten Fällen zureichend sein dürfte, wenn auch die Benachrichtigung nicht durch Fanale, Signalschüsse u. dgl., sondern durch bloße Ordonnanzrelais geschieht, was allein die gehörige Sicherheit gibt.
Man würde also bei einer drei Meilen weit vorgeschobenen Avantgarde einen Raum von etwa 30 Quadratmeilen mit den Quartieren einnehmen können. In einem mäßig bevölkerten Lande findet man auf diesem Raum etwa 10000 Feuerstellen, welches für ein Heer von 50000 Mann nach Abrechnung der Avantgarde etwa 4 Mann auf die Feuerstelle, also sehr bequem, und bei einem doppelt so starken Heer 9 Mann auf die Feuerstelle, also immer noch nicht ganz enge Quartiere geben würde. Dagegen wird man, wenn die Avantgarde nicht mehr als eine Meile hätte vorgeschoben werden können, nur einen Raum von 4 Quadratmeilen bekommen; denn obgleich der Zeitgewinn nicht in eben dem Maße abnimmt wie die Entfernung der Avantgarde, und man bei der Entfernung einer Meile noch etwa auf 6 Stunden Zeit würde rechnen können, so muß doch auch die Behutsamkeit bei solcher Nähe des Feindes zunehmen. Es würde ein Heer von 50000 Mann in solchem Raum aber nur in einem sehr bevölkerten Landstrich einigermaßen Unterkommen finden.
Man sieht wohl, welche entscheidende Rolle große oder wenigstens bedeutende Städte hierbei spielen, welche Gelegenheit geben, 10000 bis 20000 Mann fast auf einem Punkt unterzubringen.
Aus diesem Resultat würde sich ergeben, daß, wenn man dem Feinde nicht zu nahe steht und bei einer gehörigen Avantgarde, man selbst gegen einen versammelten Feind in Quartieren bleiben könnte, wie auch Friedrich der Große im Anfang des Jahres 1762 bei Breslau, und Bonaparte 1812 bei Witebsk getan hat. Allein wenn man auch selbst gegen einen versammelten Feind bei gehöriger Entfernung und zweckmäßigen Anstalten für die Sicherheit des Zusammenkommens nichts zu besorgen hätte, so muß man doch nicht vergessen, daß ein Heer, welches beschäftigt ist, sich eiligst zu versammeln, in dieser Zeit nichts anderes tun kann, daß es also nicht imstande ist, die sich ergebenden Umstände augenblicklich zu benutzen, wodurch ihm der größere Teil seiner Wirkungsfähigkeit genommen wird. Die Folge ist, daß ein Heer sich nur in den folgenden drei Fällen vollständig in Quartieren verlegen wird:
1. wenn der Feind es gleichfalls tut;
2. wenn der Zustand der Truppen es durchaus notwendig macht;
3. wenn die nächste Tätigkeit desselben sich durchaus auf die Verteidigung einer starken Stellung beschränkt, und es also auf nichts anderes ankommt, als die Truppen zur rechten Zeit in derselben zu versammeln.
Ein recht merkwürdiges Beispiel von der Versammlung eines kantonierenden Heeres gibt der Feldzug von 1815. General Zieten stand mit der Avantgarde Blüchers von 30000 Mann bei Charleroi, nur 2 Meilen von Sombreffe, wo die Versammlung des Heeres beabsichtigt war. Die weitesten Quartiere des Heeres waren von Sombreffe etwa 8 Meilen, nämlich auf der einen Seite über Ciney hinaus, auf der anderen bis gegen Lüttich hin. Gleichwohl waren die über Ciney hinaus verlegten Truppen mehrere Stunden vor dem Anfang der
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