Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vom Kriege

Vom Kriege

Titel: Vom Kriege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl von Clausewitz
Vom Netzwerk:
der Rationen drei-, vier- oder fünfmal so groß wie das der Portionen; darum suchte man dies Bedürfnis gerade auf die allerunmittelbarste Weise zu befriedigen, nämlich durch Fouragierungen. Diese Fouragierungen nun legten der Kriegführung auf eine andere Art einen großen Zwang an; einmal, indem sie einen Hauptgegenstand daraus machte, daß der Krieg auf feindlichem Gebiet geführt werde, zweitens, indem sie nicht verstatteten, zu lange in einer Gegend zu verbleiben. [313] Indessen hatten doch die Fouragierungen zur Zeit der Schlesischen Kriege schon sehr abgenommen; man fand darin eine viel größere Verwüstung und Anstrengung der Gegend, als wenn man das Bedürfnis durch Lieferungen und Beitreibungen aus der Gegend befriedigte.
    Als die französische Revolution mit einemmal wieder eine Volkskraft auf die Kriegsbühne führte, zeigten sich die Mittel der Regierungen nicht mehr genügend, und das ganze Kriegssystem, welches aus der Beschränktheit dieser Mittel entsprang und in dieser Beschränktheit wieder seine Sicherheit fand, wurde gesprengt, und mit dem Ganzen denn auch der Teil, von dem wir hier handeln, nämlich das System des Unterhalts. Ohne sich viel um Magazine zu bekümmern, und noch weniger an eine Einrichtung dieses künstlichen Uhrwerks denkend, welches die verschiedenen Abteilungen des Fuhrwesens wie ein Räderwerk umlaufen ließ, sandten die Revolutionsführer ihre Soldaten ins Feld, trieben ihre Generale in die Schlacht, ernährten, stärkten, belebten, reizten alles durch Beitreiben, Rauben und Plündern dessen, was sie brauchten.
    Zwischen diesen beiden Extremen ist der Krieg unter und gegen Bonaparte in der Mitte geblieben, d. h. er hat von den Mitteln jeder Art das benutzt, was ihm zusagte; und so wird es auch für die Folge wohl bleiben.
    Auch bei der neueren Verpflegungsart der Truppen, d. h. indem man alles, was die Gegend nur irgend darbietet, ohne Rücksicht auf mein und dein benutzt, gibt es vier verschiedene Wege, nämlich: die Ernährung durch den Wirt, durch Beitreibungen, welche die Truppen selbst besorgen, durch allgemeine Ausschreibungen und durch Magazine. Alle vier gehen gewöhnlich miteinander, wobei denn eine vorzuherrschen pflegt, doch kommt auch der Fall vor, daß nur eine ganz allein angewendet wird.
    Die Ernährung durch den Wirt oder die Gemeinde, welches dasselbe ist
    Bedenkt man, daß in einer Gemeinde, selbst wenn sie wie die großen Städte nur aus Konsumenten besteht, doch immer Lebensmittel mehrere Tage vorrätig sein müssen, so sieht man wohl ein, daß auch die volkreichste Stadt imstande sein wird, eine Einquartierung, die ihrer Volkszahl nahekommt, auf einen Tag zu ernähren, und wenn die Einquartierung viel schwächer ist, auf mehrere Tage, ohne daß besondere Voranstalten nötig wären. Dies gibt bei beträchtlichen Städten ein sehr genügendes Resultat, weil man eine beträchtliche Truppenmasse auf einem Punkte ernähren kann. Bei kleineren Städten aber, oder gar bei Dörfern, aber würde das Resultat sehr ungenügend sein; denn eine Bevölkerung von 3000 bis 4000 Menschen auf die Quadratmeile, die schon sehr beträchtlich ist, würde nur die Ernährung von 3000 bis 4000 Mann geben, was bei beträchtlichen Massen eine so weitläuftige [314] Verteilung der Truppen erfordern würde, daß die andern Bedingungen dabei schwerlich bestehen könnten. Allein auf dem flachen Lande und selbst in kleinen Städten ist die Masse derjenigen Lebensmittel, auf die es im Kriege ankommt, sehr viel größer; der Brotvorrat eines Bauern reicht für seine Familie, eins ins andere gerechnet, gewöhnlich auf 8 bis 14 Tage hin, Fleisch kann täglich beschafft werden, Gemüse sind gewöhnlich bis zur nächsten Ernte vorhanden. Es hat daher in Quartieren, die noch nicht belegt gewesen sind, keine Schwierigkeit, das Drei- bis Vierfache der Bevölkerung auf einige Tage zu ernähren, welches denn wieder ein sehr genügendes Resultat gibt. Eine Kolonne von 30000 Mann würde hiernach bei einer Bevölkerung von 2000 bis 3000 Seelen, wenn keine beträchtliche Stadt mitbelegt werden kann, etwa 4 Quadratmeilen Raum nötig haben, dies würde eine Seitenausdehnung von 2 Meilen geben. Man würde also mit einer Armee von 90000 Köpfen, die man etwa auf 75000 Kombattanten rechnen könnte, wenn sie in drei Kolonnen nebeneinander marschierte, nur eine Breite von 6 Meilen einzunehmen haben, im Fall sich auf dieser Breite drei Straßen fänden.
    Folgen sich in einem solchen Quartiere mehrere

Weitere Kostenlose Bücher