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Vom Kriege

Vom Kriege

Titel: Vom Kriege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl von Clausewitz
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am zweiten 12 mehr als am ersten, am dritten 20 mehr als am zweiten.
    Daß dies nur eine Andeutung der Verhältnisse ist, versteht sich von selbst, denn es treten dabei viel beschränkende Umstände ein, wovon der hauptsächlichste ist, daß die Gegend, aus welcher das Heer eben kommt, nicht in dem Maße mitwirken kann wie die andern. Aber von der andern Seite muß man auch bedenken, daß die Lieferungsradien sich um mehr als 2 Meilen täglich erweitern können, vielleicht 3, 4 und an manchen Orten noch mehr.
    Daß diese ausgeschriebenen Lieferungen, wenigstens dem größeren Teile nach, wirklich erfolgen, dafür sorgt die exekutive Gewalt einzelner Detachements, welche den Beamten beigegeben sind, noch mehr aber die Furcht vor Verantwortlichkeit, Strafe und Mißhandlung, welche in solchen Fällen wie ein allgemeiner Druck auf die ganze Bevölkerung zu lasten pflegt.
    Übrigens kann es nicht unsere Absicht sein, die näheren Einrichtungen, das ganze Uhrwerk des Kommissariats- und Verpflegungswesens anzugeben, wir haben bloß das Resultat im Auge.
    Dieses Resultat, welches sich uns aus dem Blick des gesunden Menschenverstandes auf die allgemeinen Verhältnisse ergeben und durch die [318] Erfahrung der seit der Revolution geführten Kriege bewährt hat, ist also, daß auch das beträchtlichste Heer, wenn es auf einige Tage Lebensmittel mit sich führt, unbedenklich durch solche Ausschreibungen ernährt werden kann, welche erst im Augenblick des Eintreffens eintreten, zuerst die nächste Gegend treffen und dann, mit der Zeit in immer weiteren Kreisen ausgedehnt, von immer höheren Standpunkten angeordnet werden.
    Dieses Mittel hat keine anderen Grenzen, als die Erschöpfung, Verarmung und Zerstörung des Landes. Da nun bei einem längeren Aufenthalt die Anordnungen bis zu den höchsten Landesstellen hinaufsteigen, und diese natürlich alles tun werden, um die Last so gleichmäßig als möglich zu verteilen, durch Käufe den Druck der Lieferungen zu erleichtern, da auch selbst der fremde kriegführende Staat in diesem Fall nicht so roh und rücksichtslos zu sein pflegt, wenn er lange in unserm Lande verweilt, durchaus die ganze Last des Unterhaltes diesem aufzubürden, so pflegt das Lieferungssystem sich nach und nach von selbst dem Systeme der Magazine zu nähern, ohne darum ganz aufzuhören, noch den Einfluß, den es auf die kriegerischen Bewegungen hat, merklich zu ändern; denn es ist etwas ganz anderes, wenn die Kräfte der Gegend durch Vorräte, die man aus größeren Entfernungen herbeischafft, wieder ergänzt werden, das Land aber selbst das eigentliche Organ der Heeresverpflegung bleibt: oder wenn das Heer wie in den Kriegen des achtzehnten Jahrhunderts seinen ganz selbständigen Haushalt besorgt, und das Land der Regel nach gar nichts damit zu tun hat.
    Zwei Dinge machen den Hauptunterschied aus: nämlich die Benutzung des Landesfuhrwesens und der Landesbäckereien. Dadurch fällt jener ungeheure, sein eigenes Werk fast immer zerstörende Troß des Armeefuhrwesens weg.
    Zwar wird auch jetzt kein Heer ganz ohne Verpflegungsfuhrwesen sein können, allein dies ist unendlich viel geringer und dient gewissermaßen nur, den Überfluß des einen Tages auf den andern zu übertragen. Besondere Verhältnisse, wie die in Rußland 1812, haben auch in der neueren Zeit zu einem gewaltigen Wagentroß zwingen können, und auch Feldbäckereien hat man mitnehmen müssen; allein, teils sind dies Ausnahmen, denn wie selten wird der Fall vorkommen, daß 300000 Mann fast auf einer einzigen Straße 130 Meilen weit vordringen, und das in einem Land wie Polen und Rußland, und kurz vor der Ernte; teils werden auch in solchen Fällen die bei dem Heere getroffenen Anstalten nur als Aushilfen, und die Lieferungen der Gegend mithin immer als die Grundlage der ganzen Verpflegung betrachtet werden.
    Seit den ersten Feldzügen des französischen Revolutionskrieges ist also das Lieferungssystem bei den französischen Heeren beständig jene Grundlage gewesen, und auch die ihnen gegenüberstehenden Verbündeten haben darin übergehen müssen, und es ist schwerlich zu erwarten, daß man je davon zurückkommen könne. Kein anderes gibt solche Resultate, sowohl was die Energie der Kriegführung als ihre Leichtigkeit und Ungezwungenheit [319] betrifft. Weil man für die ersten 3 bis 4 Wochen gewöhnlich in keiner Verlegenheit ist, wohin man sich auch wendet, und später durch Magazine nachgeholfen werden kann, so kann man wohl sagen, daß der Krieg

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