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Vom Kriege

Vom Kriege

Titel: Vom Kriege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl von Clausewitz
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mit dem ersten, gewonnen wird, im Fall der feindliche Angriff wirklich statthat, so ist doch die Schlacht, welche im vorigen Fall gewiß war, nun schon weniger gewiß, es kann sein, daß der Entschluß des Feindes nicht bis zum Angriff reicht; der Vorteil des Abwartens ist also schon größer.
    3. Indem das Heer in einer solchen Stellung nicht bloß den Entschluß des Feindes zur Schlacht, d. h. das Erscheinen im Angesicht unserer Stellung, sondern auch den wirklichen Angriff abwartet. (Um bei demselben Feldherrn zu bleiben, Bunzelwitz.) In diesem Fall wird man also eine wahre Verteidigungsschlacht liefern, welche aber, wie wir früher schon gesagt haben, doch die offensive Bewegung mit dem einen oder andern Teil in sich schließen kann. Auch hier wird, wie vorher, der Zeitgewinn noch in gar keine Betrachtung kommen, der Entschluß des Feines aber wird auf eine neue Probe gestellt; mancher hat, nachdem er zum Angriff vorgerückt war, noch im letzten Augenblick oder bei dem ersten Versuch davon abgelassen, weil er die Stellung des Gegners zu stark fand.
    [364] 4. Indem das Heer seinen Widerstand in das Innere des Landes verlegt. Der Zweck dieses Rückzuges ist, bei dem Angreifenden eine solche Schwächung zu veranlassen und abzuwarten: daß er entweder in seinem Vorschreiten von selbst innehalten muß oder wenigstens den Widerstand, welchen wir ihm am Ende seiner Bahn leisten, nicht mehr überwinden kann.
    Am einfachsten und deutlichsten zeigt sich dieser Fall, wenn der Verteidiger eine oder mehrere seiner Festungen hinter sich lassen kann, die der Angreifende zu belagern oder einzuschließen gezwungen ist. Wie sehr seine Streitkraft dadurch geschwächt, und dem Verteidiger Gelegenheit gegeben wird, sie auf einem Punkt mit großer Überlegenheit anzugreifen, ist an sich klar.
    Aber auch wenn keine Festungen da sind, kann ein solcher Rückzug in das Innere dem Verteidiger nach und nach dasjenige Gleichgewicht oder die Überlegenheit verschaffen, die ihm nötig ist und an der Grenze fehlte, denn jedes Vorschreiten im strategischen Angriff schwächt teils absolut, teils durch die notwendig werdende Teilung, wovon wir beim Angriff mehr sagen werden. Wir antizipieren hier diese Wahrheit, indem wir sie als ein durch alle Kriege hinlänglich bewiesenes Faktum betrachten.
    In diesem vierten Fall nun ist vor allen Dingen der Zeitgewinn als ein bedeutender Vorteil zu betrachten. Belagert der Angreifende unsere Festungen, so haben wir Zeit bis zu ihrem wahrscheinlichen Fall, welches doch mehrere Wochen, in einigen Fällen mehrere Monate sein können; ist aber seine Schwächung, d. h. die Erschöpfung seiner Angriffskraft, bloß durch das Vorgehen und die Besetzung der notwendigen Punkte, also bloß durch die Länge seiner Bahn erhalten, so wird der Zeitgewinn in den meisten Fällen noch größer, und unser Handeln nicht so an einen bestimmten Zeitpunkt gebunden sein.
    Außer dem veränderten Machtverhältnis, welches am Ende dieser Bahn zwischen Verteidiger und Angreifendem eintritt, müssen wir für jenen auch wieder den gesteigerten Vorteil des Abwartens in Rechnung bringen. Wenn auch wirklich der Angreifende durch dieses Vorgehen noch nicht in dem Maße geschwächt worden wäre, daß er nicht unsere Hauptmacht da, wo sie Halt macht, noch angreifen könnte, so wird es ihm doch vielleicht an Entschluß dazu fehlen, denn dieser Entschluß wird hier immer stärker sein müssen, als er es an der Grenze zu sein brauchte; teils sind die Kräfte geschwächt und nicht mehr frisch, und die Gefahr gesteigert, teils reicht bei unentschlossenen Feldherren der Besitz des Landes, in den sie gekommen sind, oft hin, den Gedanken an eine Schlacht ganz zu entfernen, weil sie entweder wirklich glauben oder den Vorwand nehmen, sie nicht mehr nötig zu haben. Durch diesen unterlassenen Angriff kann nun freilich nicht, wie an der Grenze, dem Verteidiger ein genügender negativer Erfolg werden, aber doch ein großer Zeitgewinn.
    [365] Es ist klar, daß in allen den vier angegebenen Fällen der Verteidiger den Beistand der Gegend genießt, und ebenso, daß er dadurch die Mitwirkung seiner Festungen und des Volkes in die Handlung bringen kann, und zwar werden diese wirksamen Prinzipe mit jeder neuen Stufe der Verteidigung zunehmen, und diese Dinge sind es namentlich, welche bei der vierten Stufe die Schwächung der feindlichen Macht herbeiführen. Da nun die Vorteile des Abwartens in eben der Richtung zunehmen, so folgt von selbst, daß jene Stufen

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