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Vom Kriege

Vom Kriege

Titel: Vom Kriege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl von Clausewitz
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um so mehr ist dies wahr.
    Aber auch der absolut kleine Posten, d. h. der, welcher einen nicht stärkeren Feind gegen sich hat, also an einen absoluten Widerstand, an einen [409] eigentlichen Sieg denken dürfte, wird sich im Gebirge unendlich viel besser befinden als ein großes Heer, und von der Stärke des Bodens mehr Nutzen ziehen als dieses, wie wir das weiter unten zeigen werden.
    Unser Resultat ist also, daß ein kleiner Posten im Gebirge eine große Stärke hat. Wie das in allen Fällen, wo es auf einen relativen Widerstand ankommt, von entscheidendem Nutzen sein wird, ist an sich klar; wird es aber für den absoluten Widerstand eines Heeres von ebenso entscheidendem Nutzen sein? Auf die Untersuchung dieser Frage kommt es uns jetzt an.
    Zuerst fragen wir weiter: ob eine Frontlinie, von mehreren solchen Posten zusammengesetzt, eine verhältnismäßig ebenso große Stärke haben wird wie jeder einzelne, welches man bisher anzunehmen pflegte. Gewiß nicht, und zwar weil man mit diesem Schlusse, von zwei Irrtümern den einen oder andern begehen würde.
    Zuerst verwechselt man oft eine unwegsame Gegend mit einer unzugänglichen. Wo man nicht mit einer Kolonne, nicht mit Artillerie und Kavallerie marschieren kann, da kann man meistens doch mit Infanterie vorgehen, da kann man auch wohl Artillerie vorschieben, denn die sehr angestrengten, aber kurzen Bewegungen im Gefecht sind nicht mit dem Maßstab des Marsches zu messen. Die sichere Verbindung der einzelnen Posten untereinander beruht also geradezu auf einer Illusion, und die Flanken derselben sind dadurch bedroht.
    Oder man glaubt die Reihe der kleinen Posten, welche auf ihrer Front sehr stark sind, deswegen auch auf ihren Flanken von ebensolcher Stärke, weil eine Schlucht, ein Felsenriff usw. ganz gute Anlehnungspunkte für einen kleinen Posten sind. Warum aber sind sie es? – nicht, weil sie das Umgehen unmöglich machten, sondern weil sie mit demselben einen der Wirkung des Postens angemessenen Zeit- und Kraftaufwand verbinden. Der Feind, welcher einen solchen Posten trotz der Schwierigkeit des Bodens umgehen will und muß, weil die Front unangreifbar ist, braucht vielleicht einen halben Tag, um dies Manöver auszuführen, und wird es dennoch nicht können, ohne Menschen dabei aufzuopfern. Ist nun ein solcher Posten auf Unterstützung angewiesen oder darauf berechnet, nur eine Zeitlang Widerstand zu leisten, oder endlich, ist er dem Feinde an Stärke ganz gewachsen: so hat die Flügelstützung das ihrige getan, und man konnte also sagen, er hatte nicht allein eine starke Front, sondern auch starke Flügel. So ist es aber nicht, wenn von einer Reihe von Posten die Rede ist, die zu einer ausgedehnten Gebirgsstellung gehören. Da findet keine jener drei Bedingungen statt. Der Feind fällt mit sehr überlegener Macht auf einen Punkt, die Unterstützung von hinten ist höchst unbedeutend, und doch kommt es auf ein absolutes Abwehren an. Unter diesen Umständen ist die Flügelanlehnung solcher Posten für nichts zu achten.
    Auf diese Blöße hat der Angriff seine Stöße gerichtet. Ein Anfall mit vereinigter, also sehr überlegener Kraft auf einem der Frontpunkte hat [410] einen für diesen Punkt sehr heftigen, für das Ganze aber sehr unbedeutenden Widerstand hervorgebracht, nach dessen Überwindung das Ganze gesprengt und der Zweck erreicht war. -
    Es geht hieraus hervor, daß der relative Widerstand im Gebirge überhaupt größer ist als in der Ebene, daß er verhältnismäßig am größten ist bei kleinen Posten, und nicht in dem Maße steigt, wie die Massen zunehmen. -
    Wenden wir uns nun zu dem eigentlichen Zweck allgemeiner großer Gefechte, zu dem positiven Sieg, der auch das Ziel bei einer Gebirgsverteidigung sein muß, sobald das Ganze oder die Hauptmacht dazu verwendet wird: so verwandelt sich eo ipso die Gebirgsverteidigung in eine Verteidigungsschlacht im Gebirge. Eine Schlacht, d. h. die Anwendung aller Streitkräfte zur Vernichtung der feindlichen, wird jetzt die Form, ein Sieg wird der Zweck des Gefechtes. Die Gebirgsverteidigung, welche dabei vorkommt, wird untergeordnet, ist nicht mehr Zweck, sondern Mittel. Und wie wird sich nun in diesem Fall der Gebirgsboden zu diesem Zweck verhalten?
    Der Charakter der Defensivschlacht ist eine passive Reaktion in der Front und eine potenzierte aktive in unserm Rücken, dabei ist aber ein Gebirgsboden ein tötendes Prinzip. Zwei Dinge machen ihn dazu. Erstens sind keine Wege da, um in allen Richtungen von

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