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Vom Kriege

Vom Kriege

Titel: Vom Kriege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl von Clausewitz
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verwandt werden. In Kriegen ohne große Kraft und Bewegung wird dieser Zustand vielfältig vorkommen; aber die Bedingung ist dann immer, daß man weder die Absicht habe, eine Hauptschlacht in dieser Gebirgsstellung anzunehmen, noch dazu gezwungen werden könne.
    d) Überhaupt ist eine Gebirgsgegend zu allen Aufstellungen geschickt, in denen man kein Hauptgefecht annehmen will, denn alle einzelnen Teile sind darin stärker, und nur das Ganze als solches ist schwächer; außerdem kann man nicht so leicht darin überrascht und zu einem entscheidenden Gefecht gezwungen werden.
    [414] e) Endlich sind Gebirge das eigentliche Element der Volksbewaffnungen. Volksbewaffnungen aber müssen immer durch kleine Abteilungen des Heeres unterstützt werden; dagegen scheint die Nähe des großen Heeres für sie nachteilig zu wirken: daher dieser Punkt in der Regel keine Ursach werden wird, das Gebirge mit dem Heere aufzusuchen.
    Soviel vom Gebirge in Beziehung auf die in demselben vorkommenden Gefechtsstellungen. -
    2. Der Einfluß des Gebirges auf andere Gegenden. Weil es, wie wir gesehen haben, so leicht ist, beim Gebirgsboden sich durch schwache Posten einer bedeutenden Länderfläche zu versichern, durch Posten, die in einer zugänglichen Gegend sich nicht halten könnten und beständigen Gefahren ausgesetzt wären; weil jedes Vorschreiten im Gebirge, wenn der Gegner es besetzt hat, viel langsamer geht als in der Ebene, also mit diesem nicht Schritt halten kann: so ist beim Gebirge viel mehr als bei einem andern gleich großen Landstrich die Frage wichtig: wer im Besitz desselben sei? In einer offenen Gegend kann dieser Besitz sich von einem Tage zum andern ändern; das bloße Vorgehen starker Haufen nötigt die feindlichen, uns die Gegend, welche wir brauchen, zu überlassen. So ist es aber nicht im Gebirge; hier ist auch bei viel geringeren Kräften ein merklicher Widerstand möglich, und deshalb sind, wenn wir einen Abschnitt der Gegend brauchen, welche das Gebirge einnimmt, immer eigene, dazu besonders angelegte, und oft eines merklichen Kraft- und Zeitaufwandes benötigte Unternehmungen erforderlich, um uns in den Besitz des Landstrichs zu setzen. Wenn also ein Gebirge auch nicht der Schauplatz der Hauptunternehmungen ist, so kann es doch nicht, wie das bei einer zugänglicheren Gegend der Fall sein würde, als von diesen abhängig, und seine Einnahme und sein Besitz wie eine sich von selbst ergebende Folge unseres Vorschreitens betrachtet werden.
    Die Gebirgsgegend hat also eine viel größere Selbständigkeit, ihr Besitz ist entschiedener und weniger veränderlich. Fügt man hinzu, daß ein Gebirgsstrich seiner Natur nach von den Rändern desselben gegen das offene Land eine gute Übersicht gewährt, während er selbst stets wie in die dunkelste Nacht gehüllt bleibt, so wird man begreifen, wie jedes Gebirge für den, welcher es nicht innehat und doch damit in Berührung kommt, immer wie ein unversiegbarer Quell nachteiliger Einflüsse, wie eine verhüllte Werkstätte feindlicher Kräfte zu betrachten ist, und daß dies am meisten der Fall sein wird, wenn das Gebirge vom Gegner nicht allein besetzt, sondern auch ihm zugehörig ist. Die kleinsten Haufen verwegener Partisanen finden in ihm Zuflucht, wenn sie verfolgt werden, und können dann ungestraft an einem andern Punkt wieder hervorbrechen, die stärksten Kolonnen können sich in ihm unbemerkt vorschieben, und immer müssen sich unsere Streitkräfte in einer merklichen Entfernung von ihm halten, wenn sie nicht in den Bereich [415] seines dominierenden Einflusses geraten und in einen ungleichen Kampf eingehen wollen von Anfällen und Stößen, die sie nicht erwidern können.
    Auf diese Weise übt jedes Gebirge bis auf eine gewisse Entfernung einen regelmäßigen Einfluß auf die niedriger liegende Gegend aus. Ob dieser Einfluß augenblicklich, zum Beispiel in einer Schlacht, wirksam sein kann (die Schlacht von Malsch am Rhein 1796) oder erst nach geraumer Zeit gegen die Verbindungslinien, hängt von den räumlichen Verhältnissen ab; ob er durch das, was im Tale oder in der Ebene Entscheidendes geschieht, mitüberwältigt und fortgerissen werden kann oder nicht, hängt von den Verhältnissen der Streitkräfte ab.
    Bonaparte ist 1805 und 1809 nach Wien gezogen, ohne sich viel um Tirol zu bekümmern; Moreau aber hat 1796 Schwaben verlassen müssen, hauptsächlich, weil er der höheren Gegenden nicht Herr war und zu viel Kräfte auf ihre Beobachtung verwenden mußte. In

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