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Vom Kriege

Vom Kriege

Titel: Vom Kriege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl von Clausewitz
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diese Reaktionen durch den Gebirgsboden gesteigert.
    Es ist bei diesem Gegenstand wie in der Dioptrik, die Bilder nehmen an Stärke des Lichtes zu, wenn man den Gegenstand in einer gewissen Richtung fortbewegt; aber nicht so weit man will, sondern bis sie den Brennpunkt erreichen, über den hinaus alles umgekehrt wird.
    Ist die Verteidigung im Gebirge schwächer, so könnte dies eine Veranlassung für den Angreifenden sein, das Gebirge vorzugsweise zu seiner Richtungslinie zu nehmen. Dies wird aber nur selten geschehen, weil die Schwierigkeiten des Unterhaltes und der Wege, die Ungewißheit, ob der Gegner eine Hauptschlacht gerade im Gebirge annehmen und auch die, ob er seine Hauptmacht in demselben aufstellen wird, jenem möglichen Vorteil reichlich das Gleichgewicht halten.
Siebzehntes Kapitel: Fortsetzung
    Wir haben im fünfzehnten Kapitel von der Natur der Gefechte im Gebirge, im sechzehnten von dem Gebrauch gesprochen, den die Strategie davon machen kann; wir sind dabei öfter auf den Begriff einer eigentlichen Gebirgsverteidigung gestoßen, ohne uns bei der Form und den Einrichtungen einer solchen Maßregel zu verweilen. Wir wollen sie hier näher in Betrachtung ziehen.
    Da Gebirge häufig wie Streifen oder Gürtel über die Erdfläche hinziehen und die Teilung zwischen den rechts und links abfallenden Wässern, folglich die Scheidung ganzer Wassersysteme ausmachen, und da diese Form des Ganzen sich in seinen Teilen wiederholt, indem diese sich in Armen oder Rücken von dem Hauptstock absondern und dann später die Scheidung für [419] kleinere Wassersysteme bilden, so hat sich die Vorstellung von einer Gebirgsverteidigung ganz natürlich an die Hauptform eines mehr langen als breiten, folglich wie eine große Barriere hinziehenden Hindernisses zuerst festgesetzt. Obgleich unter den Geologen bis jetzt über die Entstehung der Gebirge und das Gesetz ihrer Gestaltung noch nichts ausgemacht ist, so zeigt in jedem Fall der Lauf des Wassers das System derselben am kürzesten und sichersten, sei es, daß seine Wirkungen an diesem System Anteil haben (durch den Spülungsprozeß), oder daß der Wasserlauf eine Folge jenes Systems ist. Es war daher auch wieder natürlich, bei dem Gedanken einer Gebirgsverteidigung den Wasserzug zum Führer anzunehmen. Der Wasserzug ist nicht allein als ein natürliches Nivellement zu betrachten, wodurch man die allgemeine Erhöhung, also das allgemeine Profil der Erdoberfläche vollkommen kennenlernt, sondern es sind auch die vom Wasser gebildeten Täler als die zugänglichsten Wege zu den höchsten Punkten zu betrachten, weil in jedem Fall so viel von der Wasserspülung feststeht, daß sie strebt, die Ungleichheiten der Abhänge in eine regelmäßige Kurbe auszugleichen. Es würde hieraus also die Vorstellung der Gebirgsverteidigung sich so gestalten, daß man das Gebirge, wenn es der Verteidigungsfront ungefähr parallel liefe, als ein großes Hindernis des Zuganges, als eine Art Wall betrachtete, dessen Eingänge durch die Täler gebildet werden. Die eigentliche Verteidigung würde also an der Krete dieses Walles, d. h, an dem Rande der auf dem Gebirge befindlichen Hochebene, stattfinden und die Haupttäler quer durchschneiden. Wäre der Hauptzug des Gebirges mehr senkrecht auf die Verteidigungsfront, so würde einer seiner Hauptarme die Verteidigung bilden, die einem Haupttal parallel und bis zum großen Teilungsrücken hinaufliefe, welcher als der Schlußpunkt betrachtet werden müßte.
    Wir haben diesen Schematismus einer Gebirgsverteidigung nach der geologischen Struktur hier angedeutet, weil er wirklich der Theorie eine Zeitlang vorgeschwebt und in der sogenannten Terrainlehre die Gesetze des Spülungsprozesses mit der Kriegführung amalgamiert hat.
    Aber hier ist alles so voll falscher Voraussetzungen und ungenauer Substitutionen, daß von dieser Ansicht in der Wirklichkeit zu wenig übrigbleibt, um daraus irgendeinen systematischen Anhalt machen zu können.
    Die Hauptrücken sind bei eigentlichen Gebirgen viel zu unwirtbar und unwegsam, um auf ihnen bedeutende Truppenmassen aufzustellen; mit den Nebenrücken ist es oft ebenso, oft sind sie zu kurz und unregelmäßig. Hochebenen auf dem Rücken der Gebirge finden sich nicht auf allen, und wo sie sich finden, sind sie meistens schmal und dabei sehr unwirtbar; ja, es gibt sogar wenige Gebirge, die, genauer angesehen, einen ununterbrochenen Hauptrücken und an ihren Seiten einen solchen Abhang bilden, der einigermaßen für eine

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