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Vom Kriege

Vom Kriege

Titel: Vom Kriege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl von Clausewitz
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wahren Verwirrung und höchsten Unentschlossenheit geschah, noch den Namen eines individuellen Entschlusses beilegen kann.
    Sei es mit diesem Abwarten wie ihm wolle, so folgte daraus, daß man dabei:
    a) den Feind angreifen konnte, wenn er über die Saale kam., um die preußische Armee aufzusuchen, oder
    b) wenn er sie stehen ließ, auf seine Verbindungslinie wirken, oder
    c) wenn man es tunlich und ratsam fand, sich ihm durch einen schnellen Flankenmarsch noch bei Leipzig vorschieben konnte.
    Im ersten Fall befand sich die preußische Armee wegen des gewaltigen Saaletales in einer großen strategischen und taktischen Überlegenheit, im zweiten in einer ebenso großen rein strategischen, weil der Feind zwischen uns und dem neutralen Böhmen nur eine sehr schmale Basis hatte, während die unsrige außerordentlich breit war; selbst im dritten war sie, durch die Saale gedeckt, immer noch in keiner nachteiligen Lage. Alle diese drei Fälle sind auch im Hauptquartier, trotz der Verwirrung und Unklarheit desselben, wirklich zur Sprache gekommen, aber freilich ist es nicht wunderbar, daß, während eine Idee sich im Wirrwarr und der Unentschlossenheit noch aufrechterhält, die Ausführung in diesem Strudel zugrunde gehen mußte.
    In den beiden ersten Fällen wurde also die Stellung auf dem linken Ufer der Saale als eine wahre Flankenstellung betrachtet, und sie hatte unstreitig als solche sehr große Eigenschaften; aber freilich ist eine Flankenstellung mit einem Heere, das seiner Sache wenig gewiß war, gegen einen sehr überlegenen Feind, gegen einen Bonaparte eine sehr kühne Maßregel.
    Nach langer Unentschlossenheit wählte der Herzog am 13. die letzte der drei angegebenen Maßregeln, aber es war zu spät. Bonaparte war schon im Überschreiten der Saale begriffen, und die Schlachten von Jena und Auerstedt mußten geschlagen werden. Der Herzog in seiner Unentschlossenheit hatte sich zwischen zwei Stühle gesetzt; für das Vorschieben verließ er die Gegend zu spät und für eine zweckmäßige Schlacht zu früh. Nichtsdestoweniger hat die starke Natur dieser Stellung sich dermaßen bewährt, daß der Herzog den rechten Flügel seines Gegners bei Auerstedt vernichten, während der Fürst Hohenlohe mit einem blutigen Rückzugsgefecht sich aus der Schlinge ziehen konnte; aber bei Auerstedt wagte man nicht, auf dem Siege zu bestehen, der unfehlbar, und bei Jena glaubte man auf einen rechnen zu können, der ganz unmöglich war.
    In jedem Fall hatte Bonaparte ein solches Gefühl von der strategischen Bedeutung der Stellung an der Saale, daß er es nicht gewagt hat, ihr vorbeizugehen, sondern sich zu einem Übergang über die Saale im Angesicht des Feindes entschlossen hat.
    Durch das, was wir gesagt haben, glauben wir die Verhältnisse der Verteidigung zum Angriff im Fall des entscheidenden Handelns hinreichend [491] angegeben und die Fäden, woran sich die einzelnen Gegenstände der Verteidigungspläne anknüpfen lassen, ihrer Lage und ihrem Zusammenhang nach gezeigt zu haben. Die einzelnen Anordnungen noch bestimmter durchzugehen, kann nicht unsere Absicht sein, denn es führt in ein unerschöpfliches Feld individueller Fälle. Hat der Feldherr sich einen bestimmten Richtungspunkt vorgesetzt, so wird er sehen, wie die geographischen, statistischen, politischen Umstände, die materiellen und personellen Verhältnisse seines Heeres und des feindlichen dahineinpassen und wie sie das eine oder andere in der Verfahrungsweise bedingen.
    Um aber die Steigerung der Verteidigung, welche wir in dem Kapitel von den Widerstandsarten kennengelernt haben, hier bestimmter anzuknüpfen und dem Auge wieder näher zu bringen, wollen wir das, was sich in Beziehung auf dieselben uns Allgemeines aufdringt, hier angeben.
    1. Veranlassungen, dem Feinde mit einer Offensivschlacht entgegenzugehen, können folgende sein:
    a) Wenn wir wissen, daß der Angreifende mit sehr geteilter Macht vorgehen wird, und wir also, selbst bei großer Schwäche, noch die Aussicht auf einen Sieg haben.
    Ein solches Vorgehen des Angreifenden ist aber an sich sehr unwahrscheinlich und folglich jener Plan nur gut in dem Falle, daß wir bereits davon unterrichtet sind; denn darauf rechnen und alle seine Hoffnungen darauf stützen, in einer bloßen Voraussetzung ohne genügendes Motiv, führt gewöhnlich in eine nachteilige Lage. Die Umstände wollen sich dann nicht finden, wie man sie erwartet hat, man muß die offensive Schlacht aufgeben, ist zu einer defensiven nicht

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