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Vom Kriege

Vom Kriege

Titel: Vom Kriege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl von Clausewitz
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daß man darin gar nicht überwältigt werden könne; der Feind ist also gezwungen, jedes andere Mittel zu versuchen, d. h. seinem Zweck ohne Rücksicht auf die Stellung nachzugehen oder sie einzuschließen und auszuhungern; soll er dazu nicht imstande sein, so müssen die strategischen Eigenschaften dieser Stellung sehr groß sein.
    b) Wenn man in dem Fall ist, Hilfe von außen zu erwarten.
    Dies war der Fall des sächsischen Heeres in seiner Stellung bei Pirna. Was man auch bei dem üblen Ausgang der Sache gegen diese Maßregel gesagt hat, so bleibt doch gewiß, daß 17000 Sachsen niemals auf eine andere Art 40000 Preußen hätten neutralisieren können. Wenn die österreichische Armee bei Lobositz keinen besseren Gebrauch von der dadurch erhaltenen Überlegenheit machte, so beweist das nur, wie schlecht die ganze Kriegführung und Kriegseinrichtung war, und es ist nicht zu bezweifeln, daß Friedrich der Große, wenn die Sachsen, anstatt in das Lager von Pirna zu gehen, nach Böhmen gegangen wären, Österreicher und Sachsen in demselben Feldzuge bis über Prag hinausgetrieben und diesen Ort genommen haben würde. Wer diesen Vorteil nicht gelten lassen will und immer nur an die Gefangennehmung der ganzen Armee denkt, der weiß überhaupt keine Rechnung der Art anzulegen, und ohne Rechnung gibt es kein sicheres Resultat.
    Weil aber die Fälle von a) und b) sehr selten sind, so ist die Maßregel der verschanzten Lager allerdings eine, die reiflich überlegt werden muß, und die nur selten eine gute Anwendung findet. Die Hoffnung, dem Feind durch ein solches Lager zu imponieren und dadurch seine ganze Tätigkeit zu lähmen, ist mit zu großer Gefahr verknüpft; nämlich mit der Gefahr, sich ohne Rückzug schlagen zu müssen. Wenn Friedrich der Große seinen Zweck bei Bunzelwitz damit erreichte, so muß man dabei die richtige Beurteilung seiner Gegner bewundern, aber freilich zugleich mehr, als in andern Fällen gestattet ist, auf die Mittel geben, die er im letzten Augenblick gefunden [494] haben würde, sich mit den Trümmern eines Heeres einen Weg zu bahnen, und auf die Nichtverantwortlichkeit eines Königs.
    5. Befindet sich eine oder befinden sich mehrere Festungen in der Nähe der Grenze, so entsteht die Hauptfrage, ob der Verteidiger seine Entscheidung vor oder hinter ihnen geben soll. Das letztere wird motiviert:
    a) durch die Überlegenheit des Feindes, die uns zwingt, seine Macht zu brechen, ehe wir sie bekämpfen;
    b) durch die Nähe dieser Festungen, damit das Opfer an Land nicht größer sei, als wir gezwungen sind, es zu bringen;
    c) durch die Verteidigungsfähigkeit der Festungen.
    Eine der Hauptbestimmungen der Festungen ist es unstreitig oder sollte es sein, die feindliche Macht in ihrem Vorgehen zu brechen und denjenigen Teil, welchem wir die Entscheidung abfordern, beträchtlich zu schwächen. Wenn wir von den Festungen diesen Gebrauch so selten machen sehen, so rührt es daher, daß der Fall, wo eine Entscheidung von einem der beiden Teile gesucht wird, so selten vorkommt. Von diesem Fall aber handeln wir hier allein. Wir sehen es also als einen ebenso einfachen als wichtigen Grundsatz an, in allen Fällen, wo der Verteidiger eine oder mehrere Festungen in der Nähe hat, diese vor sich zu nehmen und die entscheidende Schlacht hinter denselben zu liefern. Wir wollen zugeben, daß eine Schlacht, die wir diesseits unserer Festungen verlieren, uns etwas weiter in unser Land zurückwirft, als wenn wir sie mit eben den taktischen Resultaten jenseits verloren hätten, wiewohl die Ursachen dieses Unterschiedes mehr in der Einbildungskraft als in materiellen Dingen ihren Grund haben; wir wollen uns auch selbst daran erinnern, daß eine Schlacht jenseits der Festungen in einer gutgewählten Stellung geliefert werden kann, während eine Schlacht diesseits in vielen Fällen eine Angriffsschlacht werden muß, nämlich, wenn der Feind die Festung belagert und diese also in Gefahr ist, verloren zu werden; aber was sind diese feinen Nuancen gegen den Vorteil, daß wir den Feind in der Entscheidungsschlacht um ein Viertel oder ein Dritteil seiner Macht schwächer finden werden, oder, wenn es mehrere Festungen sind, vielleicht gar um die Hälfte?
    Wir glauben also, daß in allen Fällen einer unvermeidlichen Entscheidung, sei es, daß der Gegner oder unser eigener Feldherr sie sucht, und wo wir unsers Sieges über die feindliche Macht nicht ohnehin schon ziemlich sicher sind, oder wo die Gegend nicht eine dringende

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