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Vom Kriege

Vom Kriege

Titel: Vom Kriege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl von Clausewitz
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vorbereitet, muß mit einem unfreiwilligen Rückzug anfangen und fast alles dem Ungefähr überlassen.
    Ungefähr so war es mit der Verteidigung beschaffen, welche im Feldzug von 1759 die Armee unter Dohna gegen die Russen führte, und die unter dem General Wedel mit der unglücklichen Schlacht von Züllichau endigte.
    Nur zu sehr sind die Planmacher mit diesem Mittel bei der Hand, weil es die Sache so kurz abmacht, ohne viel zu fragen, inwieweit die Voraussetzungen, auf die es sich stützt, begründet sind.
    b) Wenn wir überhaupt zur Schlacht stark genug sind, und
    c) wenn ein sehr unbeholfener und unentschlossener Gegner dazu besonders einladet.
    In diesem Fall kann die Wirkung des Unerwarteten mehr wert sein als aller Beistand der Gegend in einer guten Stellung. Das ist das eigentlichste Wesen einer guten Kriegführung, die Macht moralischer Kräfte auf diese Weise ins Spiel zu bringen; - aber die Theorie kann es nicht laut genug, nicht oft genug sagen: es müssen objektive Gründe zu diesen Voraussetzungen vorhanden sein; ohne diese individuellen [492] Gründe immer nur von Überraschung, von dem Übergewicht eines ungewöhnlichen Angriffes zu reden, darauf Pläne, Betrachtungen, Kritiken zu bauen, ist ein ganz unzulässiges, grundloses Verfahren.
    d) Wenn die Beschaffenheit unseres Heeres sich zum Angriff vorzugsweise eignet.
    Es war sicher keine leere oder falsche Vorstellung, wenn Friedrich der Große glaubte, mit seinem beweglichen, mutigen, vertrauensvollen, an Gehorsam gewöhnten, in Präzision geübten, von Stolz beseelten und gehobenen Heere mit seiner eingeübten schrägen Angriffsart ein Instrument zu besitzen, was in seiner festen und dreisten Hand zum Angriff vielmehr geeignet sei als zur Verteidigung; alle jene Eigenschaften gingen seinen Gegnern ab, und er hatte gerade in dieser Beziehung die entschiedenste Überlegenheit; davon Gebrauch zu machen, konnte ihm in den meisten Fällen mehr wert sein, als Schanzen und Hindernisse des Bodens zu Hilfe zu rufen. - Aber eine solche Überlegenheit wird immer selten sein; ein gut exerziertes, in großen Bewegungen wohlgeübtes Heer ist nur ein Teil davon. Wenn Friedrich der Große behauptet, die preußischen Truppen seien vorzüglich zum Angriff geschickt, und ihm das seit dem unaufhörlich nachgesprochen worden ist, so muß man doch nicht zu viel auf eine solche Äußerung geben; in den meisten Fällen fühlt man sich im Kriege beim Angriff leichter und mutiger als bei der Verteidigung; dies ist aber ein Gefühl, was alle Truppen haben, auch gibt es kaum ein Heer, von dem seine Feldherren und Führer nicht dieselbe Behauptung aufgestellt hätten. Man soll also hier nicht leichtsinnig dem Schein einer Überlegenheit nachgeben und darüber reelle Vorteile versäumen.
    Eine sehr natürliche und sehr gewichtige Veranlassung zur Angriffsschlacht kann die Zusammensetzung der Waffen sein, nämlich viel Reiterei und wenig Geschütz.
    Wir fahren in Aufzählung der Gründe fort:
    e) wenn man durchaus keine gute Stellung finden kann;
    f) wenn wir mit der Entscheidung eilen müssen;
    g) endlich das gesamte Einwirken mehrerer oder aller dieser Gründe.
    2. Das Abwarten des Gegners in einer Gegend, in der man ihn dann selbst anfallen will (Minden 1759), hat seine natürlichste Veranlassung darin:
    a) daß kein so großes Mißverhältnis der Macht zu unserm Nachteil vorhanden sei, um eine starke und verstärkte Stellung zu suchen;
    b) daß sich eine Gegend finde, die dazu vorzüglich geschickt ist. Die Eigenschaften, welche dies bestimmen, gehören in die Taktik; wir wollen nur erwähnen, daß sie vorzüglich in einem leichten Zugang von unserer Seite und in allerhand Hindernissen von der feindlichen Seite her bestehen werden.
    [493] 3. Eine Stellung, um darin wirklich den feindlichen Angriff abzuwarten, wird man nehmen:
    a) wenn das Mißverhältnis der Macht uns nötigt, in Hindernissen des Bodens und hinter Schanzen Schutz zu suchen;
    b) wenn die Gegend eine vorzügliche Stellung der Art darbietet.
    Die beiden Widerstandsarten 2. und 3. werden mehr Rücksicht verdienen in dem Grade, als wir die Entscheidung selbst nicht suchen, uns mit einem negativen Erfolg begnügen und von unserm Gegner erwarten können, daß er zögere, unentschlossen sei und zuletzt in seinen Plänen steckenbleiben werde.
    4. Ein verschanztes, unangreifbares Lager erfüllt den Zweck nur:
    a) wenn es auf einem ganz vorzüglichen strategischen Punkte liegt.
    Der Charakter einer solchen Stellung ist,

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