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Vom Kriege

Vom Kriege

Titel: Vom Kriege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl von Clausewitz
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werden.
    3. Zum Sieg gehört das Treffen der feindlichen Hauptmacht mit der eigenen. Dies hat beim Angriff weniger Zweifel als bei der Verteidigung, denn der Angreifende sucht den Verteidiger, welcher ja gewöhnlich schon steht, in seiner Stellung auf. Allein wir haben behauptet (bei der Verteidigung), er solle ihn, wenn der Verteidiger sich falsch gestellt hat, nicht aufsuchen, weil er sicher sein könne, daß dieser ihn aufsuchen würde und er dann den Vorteil hätte, ihn unvorbereitet zu treffen. Es kommt hierbei alles auf die wichtigste Straße und Richtung an, und diesen Punkt haben wir bei der Verteidigung unerörtert gelassen und auf dieses Kapitel verwiesen. Wir wollen also hier das Nötige darüber sagen.
    4. Welches die näheren Gegenstände des Angriffs und also die Zwecke des Sieges sein können, haben wir schon früher gesagt; liegen nun diese innerhalb des Kriegstheaters, welches angegriffen wird und innerhalb der wahrscheinlichen Siegessphäre, so sind die Wege dahin die natürlichen Richtungen des Stoßes. Aber wir müssen nicht vergessen, daß der Gegenstand des Angriffs gewöhnlich erst seine Bedeutung mit dem Sieg erhält, daß der Sieg also immer in Verbindung damit gedacht werden muß; es kommt also dem Angreifenden nicht so sehr darauf an, den Gegenstand bloß zu erreichen, sondern als Sieger, und so wird denn die Richtung seines Stoßes nicht sowohl auf den Gegenstand selbst, als auf den Weg treffen müssen, den das feindliche Heer dahin zu nehmen hat. Dieser Weg ist uns das nächste Objekt. Die feindliche Armee zu treffen, ehe sie jenen Gegenstand erreicht, sie davon abzuschneiden und in dieser Lage zu schlagen, gibt den potenzierten Sieg. - Wäre also die feindliche Hauptstadt das Hauptobjekt des Angriffs, und der Verteidiger hätte sich nicht zwischen ihr und dem Angreifenden aufgestellt, so hätte dieser unrecht, gerade auf die Hauptstadt loszugehen, sondern er tut besser, auf die Verbindung zwischen [545] der feindlichen Armee und der Hauptstadt seine Richtung zu nehmen und dort den Sieg zu suchen, der ihn dahin bringen soll.
    Liegt in der Siegessphäre des Angriffs kein großes Objekt, so ist die Verbindung der feindlichen Armee mit dem nächsten großen Objekt der Punkt, welcher die vorherrschende Wichtigkeit hat. Es wird sich also jeder Angreifende fragen: wenn ich in der Schlacht glücklich bin, was fange ich mit dem Siege an? Das Eroberungsobjekt, worauf ihn dieses führt, ist dann die natürliche Richtung des Stoßes. Hat der Verteidiger sich in dieser Richtung aufgestellt, so ist er im Recht, und es bleibt nichts übrig, als ihn da aufzusuchen. Wäre seine Stellung zu stark, so müßte der Angreifende das Vorbeigehn versuchen, d. h. aus der Not eine Tugend machen. Ist der Verteidiger aber nicht auf der rechten Stelle, so wählt der Angreifende diese Richtung und wendet sich, sobald er in die Höhe des Verteidigers kommt und dieser sich unterdes nicht seitwärts vorgeschoben hat, in die Richtung seiner Verbindungslinie mit dem Gegenstand, um die feindliche Armee dort aufzusuchen; wäre sie ganz stehengeblieben, so würde der Angreifende gegen dieselbe umkehren müssen, um sie von hinten anzugreifen.
    Unter allen Wegen, deren Wahl der Angreifende zum Objekt hat, sind die großen Handelsstraßen immer die besten und natürlichsten. Wo sie eine zu starke Biegung machen, muß man freilich für diese Stellen die geraderen, wenn auch kleineren Wege wählen, denn eine von der geraden Linie stark abweichende Rückzugsstraße hat immer große Bedenklichkeiten.
    5. Zu einer Teilung der Macht hat der Angreifende, der auf eine große Entscheidung ausgeht, durchaus keine Ursache, und es ist meistens, wenn es dennoch geschieht, als ein Fehler der Unklarheit zu betrachten. Er soll also mit seinen Kolonnen nur in solcher Breite vorrücken, daß alle zugleich schlagen können. Hat der Feind selbst seine Macht geteilt, so wird das dem Angreifenden um so mehr zum Vorteil gereichen, nur können dabei freilich kleine Demonstrationen vorkommen, die gewissermaßen die strategischen fausses attaques sind und die Bestimmung haben, jene Vorteile festzuhalten; die dadurch veranlaßte Teilung der Macht wäre dann gerechtfertigt.
    Die ohnehin notwendige Teilung in mehrere Kolonnen muß zur umfassenden Anordnung des taktischen Angriffs benutzt werden, denn diese Form ist dem Angriff natürlich und darf nicht ohne Not versäumt werden. Aber sie muß taktischer Natur bleiben, denn ein strategisches Umfassen,

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