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Vom Kriege

Vom Kriege

Titel: Vom Kriege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl von Clausewitz
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während ein großer Schlag geschieht, ist vollkommene Kraftverschwendung. Es wäre also nur zu entschuldigen, wenn der Angreifende so stark wäre, daß der Erfolg gar nicht als zweifelhaft betrachtet werden könnte.
    6. Aber auch der Angriff hat seine Vorsicht, denn der Angreifende hat auch einen Rücken, hat Verbindungen, die gesichert werden müssen. Diese Sicherung muß aber womöglich durch die Art geschehen, wie er sich [546] vorbewegt, d. h. also eo ipso durch die Armee selbst. Wenn dazu besondere Kräfte bestimmt werden müssen, also eine Teilung der Kräfte hervorgerufen wird, so kann dies natürlich der Kraft des Stoßes selbst nur schaden. - Da eine beträchtliche Armee immer in der Breite von wenigstens einem Marsch vorzurücken pflegt, so wird, wenn die Rückzugsverbindungslinien nicht zu sehr von der senkrechten abweichen, die Deckung derselben meistens schon durch die Front der Armee erreicht.
    Die Gefahren dieser Art, welchen der Angreifende ausgesetzt ist, müssen hauptsächlich nach der Lage und dem Charakter des Gegners abgemessen werden. Wo alles unter dem Atmosphärendruck einer großen Entscheidung ruht, bleibt dem Verteidiger für Unternehmungen dieser Art wenig Spielraum; der Angreifende wird also in den gewöhnlichen Fällen nicht viel zu fürchten haben. Aber wenn das Vorschreiten vorüber ist, der Angreifende nach und nach selbst in den Zustand der Verteidigung mehr und mehr übergeht, dann wird die Deckung des Rückens immer notwendiger, immer mehr eine Hauptsache. Denn da der Rücken eines Angreifenden der Natur der Sache nach schwächer ist als der des Verteidigers, so kann dieser schon lange vorher, ehe er zum wirklichen Angriff übergeht, und sogar indem er selbst noch immer Land einräumt, angefangen haben, auf die Verbindungslinien des Angreifenden zu wirken.
Sechzehntes Kapitel: Angriff eines Kriegstheaters ohne Entscheidung
    1. Wenn auch der Wille und die Kraft nicht zu einer großen Entscheidung hinreichen, so kann doch noch die bestimmte Absicht eines strategischen Angriffs vorhanden sein, auf irgendein geringes Objekt gerichtet. Gelingt der Angriff, so kommt mit der Erreichung dieses Objekts das Ganze in Ruhe und Gleichgewicht. Finden sich einigermaßen Schwierigkeiten, so tritt der Stillstand des allgemeinen Fortschreitens schon vorher ein. Nun tritt eine bloße Gelegenheitsoffensive oder auch ein strategisches Manövrieren an die Stelle. Dies ist der Charakter der meisten Feldzüge.
    2. Die Gegenstände, welche das Ziel einer solchen Offensive ausmachen, sind:
    a) Ein Landstrich. Vorteile der Verpflegung, allenfalls auch Kontributionen, Schonung des Landes, Äquivalent beim Frieden sind die Vorteile, welche daraus fließen. Zuweilen knüpft sich auch der Begriff der Waffenehre daran, wie in den Feldzügen der französischen Feldherren unter Ludwig XIV, unaufhörlich vorkommt. Einen sehr [547] wesentlichen Unterschied macht es, ob der Landstrich behauptet werden kann oder nicht. Das erstere ist gewöhnlich nur der Fall, wenn er sich an das eigene Kriegstheater anschließt und ein natürliches Komplement desselben ausmacht. Nur solche können beim Frieden als Äquivalent in Betrachtung kommen, die andern sind gewöhnlich nur für die Dauer eines Feldzugs eingenommen und sollen im Winter verlassen werden.
    b) Ein bedeutendes feindliches Magazin. Wenn es nicht bedeutend ist, so kann es auch nicht wohl als der Gegenstand einer den ganzen Feldzug bestimmenden Offensive angesehen werden. Es bringt zwar an und für sich dem Verteidiger Verlust und dem Angreifenden Gewinn, indessen ist der Hauptvorteil des letzteren dabei doch, daß der Verteidiger dadurch genötigt wird, ein Stück zurückzugehen und einen Landstrich aufzugeben, den er sonst gehalten hätte. Die Eroberung des Magazins ist also eigentlich mehr das Mittel und wird hier nur als Zweck angeführt, weil sie das nächste bestimmte Ziel des Handelns wird.
    c) Die Eroberung einer Festung. Wir haben von der Eroberung der Festungen ein eigenes Kapitel handeln lassen und verweisen darauf zurück. Aus den daselbst entwickelten Gründen ist es begreiflich, wie die Festungen immer den vorzüglichsten und erwünschtesten Gegenstand derjenigen Angriffskriege und Feldzüge ausmachen, die auf ein völliges Niederwerfen des Gegners oder auf die Eroberung eines bedeutenden Teils seines Landes ihre Absicht nicht richten können; und so ist es denn leicht erklärlich, wie in den festungsreichen Niederlanden sich alles immer um die Besetzung

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