Vom Kriege
auf dem linken Ufer der Elbe wieder nach Sachsen zurückzukehren, so daß ohne die Schlacht von Kesselsdorf kein bedeutender Erfolg eingetreten wäre.
1758 überfällt der Herzog Ferdinand die französischen Quartiere; der nächste Erfolg ist der Verlust von einigen tausend Mann, und daß die Franzosen ihre Aufstellung hinter der Aller nehmen müssen. Der moralische Eindruck mag wohl etwas weiter gereicht und auf die spätere Räumung ganz Westfalens Einfluß gehabt haben.
Wenn wir aus diesen verschiedenen Beispielen ein Resultat über die Wirksamkeit eines solchen Angriffs ziehen wollen, so sind nur die beiden ersten gewonnenen Schlachten gleich zu achten. Hier waren aber die Korps nur klein und der Mangel an Vorposten in der damaligen Kriegführung ein sehr begünstigender Umstand. Die vier anderen Fälle, obgleich sie zu den vollkommen gelungenen Unternehmungen gezählt werden müssen, sind in ihrem Erfolg einer gewonnenen Schlacht offenbar nicht gleichzustellen. Der allgemeine Erfolg konnte hier nur bei einem Gegner von schwachem Willen und Charakter eintreten, und daher blieb er in dem Fall von 1741 ganz aus.
[559] Im Jahre 1806 hatte die preußische Armee den Plan, die Franzosen in Franken auf diese Weise zu überfallen. Der Fall war wohl zu einem genügenden Resultat geeignet. Bonaparte war nicht gegenwärtig, die französischen Korps in sehr ausgedehnten Quartieren; unter diesen Umständen durfte die preußische Armee bei großer Entschlossenheit und Schnelle wohl darauf rechnen, sie mit mehr oder weniger Verlust über den Rhein zu treiben. Dies war aber auch alles; hätte sie auf mehr gerechnet, z. B. ein Verfolgen ihrer Vorteile über den Rhein, oder ein solches moralisches Übergewicht, daß die Franzosen es in demselben Feldzug nicht gewagt hätten, wieder auf dem rechten Rheinufer zu erscheinen, so wäre diese Rechnung ganz ohne genügenden Grund gewesen.
1812, anfangs August, wollten die Russen von Smolensk her die französischen Quartiere überfallen, als Napoleon in der Gegend von Witebsk seine Armee einen Halt hatte machen lassen. Es verging ihnen aber in der Ausführung der Mut dazu und das war ein Glück für sie, da der französische Feldherr mit seinem Zentro dem ihrigen nicht allein um mehr als das Doppelte überlegen war, sondern auch der entschlossenste Feldherr, der je dagewesen ist, da der Verlust von einigen Meilen Raum gar nichts entscheiden konnte, gar kein Terrainabschnitt nahe genug lag, um ihre Erfolge bis an denselben zu treiben und dadurch einigermaßen sichern zu können; da es auch nicht etwa ein Feldzug war, der sich matt zu seinem Ende hinschleppt, sondern der erste Plan eines Angreifenden, der seinen Gegner vollkommen niederwerfen will. - So können die kleinen Vorteile, welche ein Überfall der Quartiere gewähren kann, nicht anders als im äußersten Mißverhältnis mit der Aufgabe erscheinen - sie konnten unmöglich soviel Ungleichheit der Kräfte und Verhältnisse gutmachen. - Dieser Versuch zeigt aber, wie eine dunkle Vorstellung von diesem Mittel zu einer ganz falschen Anwendung desselben verleiten kann.
Das bisher Gesagte stellt den Gegenstand als strategisches Mittel ins Licht. Es liegt aber in der Natur desselben, daß seine Ausführung nicht bloß taktisch ist, sondern zum Teil der Strategie selbst wieder angehört, insofern nämlich ein solcher Angriff gewöhnlich in einer beträchtlichen Breite geschieht und die Armee, welche ihn ausführt, zum Schlage kommen kann und meistens kommen wird, ehe sie vereinigt ist, so daß das Ganze ein Agglomerat einzelner Gefechte wird. Wir müssen also nun auch ein paar Worte über die natürlichste Einrichtung eines solchen Angriffs sagen.
Die erste Bedingung also ist: die feindliche Quartierfront in einer gewissen Breite anzugreifen, denn nur so wird man mehrere Quartiere wirklich überfallen, andere abschneiden und überhaupt die Desorganisation, die man sich vorgesetzt hat, in das feindliche Heer bringen können. - Die Anzahl und Entfernung der Kolonnen hängt dann von den individuellen Umständen ab.
Zweitens. Die Richtung der verschiedenen Kolonnen muß konzentrisch gegen einen Punkt gehen, auf dem man sich vereinigen will; denn der Gegner [560] endet mehr oder weniger mit einer Vereinigung, und so müssen wir es auch. Dieser Vereinigungspunkt wird womöglich der feindliche Verbindungspunkt sein oder auf der Rückzugslinie des feindlichen Heeres liegen, natürlich am besten da, wo diese irgendeinen Terrainabschnitt
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