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Vom Liebesleben der Stechpalme: Roman (German Edition)

Vom Liebesleben der Stechpalme: Roman (German Edition)

Titel: Vom Liebesleben der Stechpalme: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Kolenda
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vorbei.«
    Neidisch
seufzte ich: »Männer sind einfache und dankbare Wesen, allein die Aussicht auf Sex
macht sie glücklich.«
    »Das ist
nicht wahr! Es geht doch um meine Gesundheit.« Das Käsebrötchen ließ er auf den
Teller fallen, so groß war seine Empörung.
    Just in
diesem Moment läutete es an der Eingangstür, und bevor Kurt seinen Gesichtsausdruck
auf Vordermann bringen konnte, kam Alix herein, begrüßte mich flüchtig und fragte:
»Wollen wir rausgehen, Kurt?«
    »Aber gerne.«
    Die Verliebten
gingen in den Garten und ich holte meine Liste mit Aufgaben, die ich mir für heute
vorgenommen hatte. Die abgearbeiteten Punkte strich ich, es blieb nur noch die Herr-Pech-Geschichte
übrig.
    Also rief
ich ihn an.
    »Ein Volltreffer«,
eröffnete ich munter das Gespräch. »Haben Sie jemals von der Burg Chojnik und Kunigunde
gehört, lieber Herr Pech?«
    »Nein«,
antwortete er nach langem Zögern und kein bisschen neugierig.
    »Eine wunderschöne
Sage und – halten Sie sich fest – ich schreibe sie gerade um. Die moderne Version
wird Sie buchstäblich umhauen.«
    »Worum geht’s
diesmal?«, seine Stimme klang ängstlich.
    Und ich
erzählte: »Burg Kynast, heute Chojnik, liegt in Niederschlesien unweit der Schneekoppe.
Der Sage nach lebte dort ein Ritter, der eine wunderschöne Tochter hatte. Das Schönste
an ihr war womöglich ihre Mitgift, die olle Burg. Wie dem auch sei, es mangelte
nicht an Bewerbern. Burgprinzessin Kunigunde dachte sich ein Auswahlverfahren aus:
Bevor die Ritter unter ihre Augen treten durften, mussten sie eine Prüfung ablegen.
Hoch zu Pferd sollten sie eine Runde im Galopp oder Trab auf der schmalen und hohen
Burgmauer reiten.
    Dumm war
nur: Alle stürzten mit tödlicher Folge die Burgmauer hinunter. Eines Tages erschien
ein schwarzer Ritter, umrundete auf vorgeschriebene Weise die Burg. Die Schlossbewohner
waren baff, Kunigunde ebenso. Sie lief mit wehendem, inzwischen leicht ergrautem
Haar dem Ritter entgegen. Endlich ein Mann, der die gewünschte Geschicklichkeit
vorweisen konnte. Die Prinzessin weinte vor Freude und Erleichterung, das Warten
hatte endlich ein Ende. Der schwarze Ritter erblickte die aufgeregte Prinzessin,
klappte das Visier hoch, beklagte dies und das, insbesondere ihre Grausamkeit und
galoppierte davon.«
    »Na schön«,
sagte Herr Pech. »Aber wo ist das Happy End, Frau Lem?«
    »Gut, dass
Sie danach fragen. Das Happy End gibt’s nämlich in meiner Fassung. Hören Sie zu:
Auf der Burg Chojnik, früher Kynast, arbeitete vor einem Jahr als Eintrittskartenverkäufer
ein verarmter Adeliger, der eine Tochter namens Kasia hatte. Die lebenslustige Kasia
verkaufte selbstgebastelte Zwerge, Postkarten und anderen Plunder an Touristen.
Von manchen Besuchern wurde Kasia wegen ihres mittelalterlichen, tief ausgeschnittenen
Kleides bewundert und über die Geschichte der Burg ausgefragt. Auch Touristen aus
der Tschechei, Slowakei, Weißrussland, eine ganze Palette osteuropäischer Männer
stellten ihr nach. Aber Kasia ließ sich von keinem anbaggern, lächelte tapfer und
verkaufte ihren Krimskrams weiter. Bis eines Tages Gerard aus Frankreich erschien,
der selbst als Pförtner in einem der berühmten Schlösser an der Loire arbeitete.
Und der Mann stellte die richtigen Fragen zur Burg. Kasia war sofort bereit, an
die Loire mit Sack und Pack überzusiedeln, um dort Postkarten zu verkaufen. Burgen
abmalen konnte sie inzwischen ziemlich gut. Leider gab es da ein Problem. Die Stelle
der Postkartenverkäuferin an der Loire war von einer gewissen Madeleine besetzt,
Gerards Exfrau. Und, Sie werden nicht glauben, was …«
    »Nein«,
schrie er. »Nicht weitererzählen! Verschonen Sie mich mit dem wirren Zeug!«
    »Also, Herr
Pech, ich habe Stunden daran getüftelt.«
    Der Mann
war unverbesserlich, er wiederholte sein schmerzhaftes Aufschreien. Langsam machte
ich mir Sorgen um seine geistige Verfassung.
    Schließlich
sagte er: »Sie sind da, um von vor Ort zu berichten, Frau Lem. Warum schicken sie
diese verfluchte Kasia nach Frankreich?«
    »Der Liebe
wegen natürlich. Wissen Sie, Herr Pech, unter uns, im Vertrauen: Osteuropäer sind
miserable Liebhaber.«
    Zaghaft
fragte er: »Wollen Sie etwa nach Frankreich aufbrechen? Auf meine Kosten?«
    »Aber nein.
Freunde und Feinde von Gerard kommen scharenweise hierher, auf die Burg Chojnik.
Und da ergeben sich zwangsläufig weitere Liebeskomplikationen. Was halten Sie davon,
wenn ich einen Fortsetzungsroman schreibe mit dem Titel ›Die

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