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Vom Liebesleben der Stechpalme: Roman (German Edition)

Vom Liebesleben der Stechpalme: Roman (German Edition)

Titel: Vom Liebesleben der Stechpalme: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Kolenda
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ja«,
bestätigte ihre Gefährtin und ging schwer atmend zum Haus hinauf.
    »Was wollen
Sie von mir?«, fragte die junge Witwe.
    »Nichts,
ich wollte nur ihre Bulldogge besuchen.«
    »Sie gehörte
uns nicht. Ihr Besitzer, ein Freund von Roman, hat sie gestern abgeholt. Sie war
nur vorübergehend bei uns.« Sie rieb sich die Augen mit Fäusten. »Jetzt bin ich
ganz alleine.«
    »Bestimmt
nicht allzu lange. Die Welt ist voll von Lehrern, die nur darauf warten, Sie unter
ihre Fittiche zu nehmen. Und an schlauen Sprüchen gibt es eh keinen Mangel.«
    »Meinen
Sie das ernst?«
    »Aus mir
spricht die Erfahrung.«
    Sie runzelte
die Stirn. »Und Sie? Wie leben Sie?«
    »Oh, ganz
gut. Nach der Maxime: Carpe diem. Frei übersetzt – Nutze den Tag, morgen liegst
du vielleicht mit einer Darmgrippe im Bett.«
    »Sie sprechen
mir aus dem Herzen.« Sie sah mich so dankerfüllt an, dass ich schnell einen Schritt
zurückging, für den Fall, sie könnte auf die Idee kommen, meine Beine zu umarmen
oder meine Hände zu küssen. Stattdessen bückte sie sich in den Kofferraum und drehte
sich wenig später zu mir um, mit einem Flakon Chanel Nr. 5 in der Hand. »Jetzt bin
ich dran, stimmt’s, Frau Lem? Mit dem schönen Leben.« Sie hob das Fläschchen an
meinen Hals. »Möchten Sie?«
    »Aber nur
wenig.«
    »Keine Sorge.
Es reicht für uns beide. Ich habe gleich drei Flaschen gekauft.« Sie besprühte mich
bis hinunter zu den Schuhspitzen.
    »Was haben
Sie noch vor?«, fragte ich und trat vorsichtshalber zur Seite. Ich bin eine schlichte
Natur. Noch mehr Experimente mit Luxusartikeln würde ich nicht ertragen.
    »Ich will
weg von hier.«
    »Und wohin?«
    Sie zeigte
mit dem Finger gen Himmel.
    »Aber nicht
doch, Wanda. Sie wollen doch nicht Ihrem Ehegatten folgen. Wir sind in Polen, nicht
in Indien.«
    »Das weiß
ich selbst. Ich will nur dieses Haus verkaufen und umziehen. Nach da oben, wo die
Palmen wachsen, in die Siedlung. Ich werde nämlich alles erben. Dabei hatte Roman
für nächste Woche einen Termin wegen der Gütertrennung beim Rechtsanwalt vereinbart.
Wäre er sieben Tage später gestorben, dann …« Sie brach erschüttert ab.
    Hilfsbereit
beendete ich den Satz: »… dann hätten Sie nicht mal eine Kopfschmerztablette aus
seinem Medikamentenschrank geerbt, habe ich recht?«
    »Eben! Aber
jetzt: alles für mich und meine Kinder.«
    »Sie haben
Kinder?«
    Sie warf
mir einen scheuen Blick zu. »Ich werde eins bekommen. In acht Monaten.«
    Spontan
wünschte ich ihr alles erdenklich Gute, daraufhin sah sie mich irgendwie seltsam
an und zitterte leicht. War ja verständlich, ich hielt es für die freudige Erregung
einer zukünftigen Mutter.
     
    Am späten Nachmittag kam ich in
die Pension zurück. Kurt wartete auf mich in der Haustür. »Ich habe eine gute Nachricht
für dich, Valeska.«
    »Die kann
ich dringend gebrauchen.«
    »Ich habe
Ben gefunden, ich warte nur auf einen Anruf, dann können wir deinen Hund abholen.
Freust du dich?«
    Und ob ich
mich freute, ich fiel ihm um den Hals, er nahm mich fest in die Arme. Vielleicht
zu lange, aber es tat mir gut.
    Kurze Zeit
später klingelte das Telefon. Kurt unterhielt sich lange mit dem Anrufer und schielte
dabei verstohlen zu mir. Er legte die Hand über das Mikrofon des Telefonhörers und
flüsterte: »Dem Hund geht’s sehr gut. Der Bauer lässt fragen, ob Ben noch eine Weile
bei ihm bleiben darf. Es sei sehr wichtig. Du könntest den Hund jederzeit besuchen
kommen.«
    »Wenn ich
außer der Verpflegung auch die Kurtaxe bezahlen muss, dann nein. Meine Bank gibt
mir keinen Kredit mehr.«
    »Keine Angst,
Valeska, keine Unkosten für dich.«
    »Ich muss
nicht zahlen? Was will er denn mit dem Hund?«
    »Der Bauer
will ihn noch zwei Tage behalten, auf seiner Warteliste stehen ein paar Hundedamen
aus der Nachbarschaft. Der Nachwuchswunsch wird von ihren Besitzern unterstützt.
Du hast doch nichts dagegen, oder?«
    »Aber nein.
Soll sich Ben austoben. In Berlin würde mich doch jede reinrassige Dame samt Frauchen
für ein solches Techtelmechtel verklagen.«
    Kurt wünschte
dem Bauern viele Nachkommen, legte auf, setzte sich auf seinen Stuhl und lächelte.
    »Warum grinst
du denn?«, fragte ich grimmig.
    »Ich freue
mich des Lebens.«
    »Einfach
so oder wird dein Diätbier mit Aufputschmittel angereichert?«
    »Weniger
Kalorien sind meinem Körper zuträglich.« Demonstrativ langte er zu einem Teller
mit mickrigen Weißkäsebrötchen und fügte hinzu: »Alix hat angerufen, sie kommt

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