Vom Mensch zum Vampir
Ardrics Wange und verriet es ihm mit keuchender Stimme.
„Ich habe euch gesehen, wie ihr in der Stadt angekommen seid. Und eigentlich hatte ich zuerst keinerlei Interesse an euch, bis ich deine seltene Augenfarbe gesehen hatte. Da wurde ich neugierig. Also bin ich deiner Mutter nachgeschlichen, als sie dich alleine zurück gelassen hat und in einem unbedachten Augenblick zog ich sie in eine Gasse und habe ihr das Genick gebrochen“, gestand er ihm voller Erregung.
„Sie ist tot?“, fragte Ardric ungläubig. Nun hatte er Gewissheit. Zwar hatte er es bereits vermutet, doch diese Erkenntnis brachte ihm die wenigen Erinnerungen, die er noch an seine Mutter hatte, schmerzlich zurück. Adam konnte den Schmerz in seinen Augen sehen, was ihn verärgerte.
„Deine Hure von Mutter hat dich doch gar nicht geliebt! Nicht so, wie ich dich liebe! Jetzt vergiss sie, schließlich ist sie nicht erst seit heute tot, sondern seit dem Tag unserer ersten Begegnung. Und so leistete sie zumindest mit ihrem verwesenden Korpus einen guten Dienst an der Natur, denn bei dir hatte sie völlig versagt. Als ich dich entdeckt hatte warst du ausgehungert, verdreckt und beinahe dumm wie Brot. Sei froh und erfreue dich an deinem neuen Leben“, meinte Adam gönnerhaft und versuchte dort fortzufahren, wo die beiden gerade noch beschäftigt zugange gewesen waren. Ardrics Augen loderten auf, wie noch niemals zuvor, während er den ungeschickten Liebkosungsbemühungen von Adam auswich. In ihm brodelte ein noch nie dagewesenes Gefühl von Hass und Mordlust auf, das ungeahnte Kräfte freisetzte.
„Gefällt es dir etwa nicht, mein Liebster?“, fragte Adam, als er bemerkte, dass Ardric nicht mehr bei der Sache war. Er sah ihm tief in die Augen und versuchte zu verstehen, was das flackernde Feuer darin zu bedeuten hatte. Ardric zog Adam dicht an sich heran, sodass seine Lippen sein Ohr berührten.
„Eines kann selbst Gott nicht. Vergangenes ungeschehen machen“, flüsterte er ihm zum Abschied ins Ohr. Noch bevor Adam bemerkte wie ihm geschah, gruben sich Ardrics Finger in seinen Brustkorb, um ihn sein Herz zu entreißen. Die Überraschung war ihm anzusehen. Mit weit aufgerissenen Augen sah Adam an sich herunter und betrachtete die klaffende Wunde, während er mit zitternden Händen versuchte, den Blutstrom zu stoppen. Doch es half nichts. Er konnte bereits fühlen wie der Zerfall begonnen hatte. Achtlos ließ Ardric den verkümmerten Fleischklumpen den er in seiner Hand hielt, auf den Boden fallen und sah zu, wie sein Macher starb. Mit der Aufwartung seiner letzten Kräfte sah er seinen blonden Engel zum letzten Mal an und verspürte trotz allem nichts als Liebe für ihn.
„Ich habe dich aufrichtig geliebt“, keuchte er, bevor er endgültig zu Boden sackte und Sekunden später zu Asche zerfiel. Im nächsten Moment verspürte Ardric ein kurzes und unangenehmes Ziehen in der Brust. Obwohl er nun keinen Macher mehr hatte, der ihn lehren konnte, was es bedeutete ein Vampir zu sein, so wusste er, dass mit dem Tod von Adam van Argyll die Schöpferbindung und der einhergehende Gehorsam hinfällig wurden. Wie eine gesprengte Fessel fiel sie von ihm ab und gab ihm seine Selbstbestimmung zurück. Endlich war er frei.
*****
Nachdem Ardric sämtliche Spuren beseitigt hatte, packte er nur das Nötigste ein. Ein paar Gewänder, Geld und Adams Spazierstock, den er als Andenken an seinen Macher bei sich wissen wollte.
So sehr er anfangs auch gehasst hatte, was Adam ihm angetan hatte, so wurde ihm nun bewusst, welch ungeahnte Möglichkeiten er mit seinem neuen Leben dargeboten bekommen hatte. Diese Chance wollte er nicht ungenutzt lassen. Zudem gewöhnte er sich ziemlich schnell an den Gedanken, für immer zu leben und seine neugewonnene Macht auszunutzen. Auch wenn er dazu verdammt war in der Dunkelheit zu leben, so hatte das Dasein als Vampir nicht nur seine Schattenseiten.
Um sein neues Leben gebührend einzuläuten, machte er auf seinem Weg hinaus in die Welt um Seinesgleichen aufzuspüren, einen Zwischenstopp. Denn zur Feier seiner Wiedergeburt, wollte er sich mit einem – sinnvollen - Geschenk belohnen. Er holte sich das, was ihm zustand. Ein Kuss von Bessy Bouvier.
THE END
© März 2013 T. J. Hudspeth
Bücher zur Kurzgeschichte:
Aus der Dark-Craving-Reihe Die Nachtwanderin Teil 1, 2 und 3
Aus der Blood-Force-Reihe Der Blutmond Teil 1, 2 und 3 (Fortsetzungsreihe)
Verlag:
BookRix GmbH & Co. KG
Einsteinstraße 28
81675
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