Vom Mondlicht berührt
sogar bereit sind, das geheim zu halten und für ihn zu arbeiten.«
»Mit jemandem Geschäfte zu machen, ist eine Sache. Ihn davon zu überzeugen, dass es in Ordnung ist, wenn die eigene Enkelin eine Beziehung mit einem untoten – und nicht mal echten – Neffen führen will, ist eine ganz andere Nummer«, sagte Georgia, zog sich die Stiefel aus und pellte sich aus ihrer Strumpfhose, um sich zu mir aufs Bett zu setzen.
»Schon klar«, murmelte ich entmutigt. »Aber einen Versuch ist es wert. Was soll ich denn sonst machen? Und bei allem anderen, was gerade passiert, ist das ohnehin nicht von oberster Priorität.«
»Was denn dann? Was hast du vor und wie kann ich dir dabei helfen?«, fragte Georgia, ihre Augen glänzend vor Eifer. Meine Schwester konnte extrem gut zuhören, aber noch besser war sie darin, Hand anzulegen.
»Also, pass auf. Zunächst muss ich herausfinden, wer den Numa Infos über mich zuträgt. Wenn Vincent und seine Anverwandten dieses Problem lösen können, bin ich wenigstens erst mal aus dem Schneider, was die Numa angeht. Dass ich Lucien umgebracht habe, scheint für sie keine große Rolle zu spielen, besonders, weil ich es ja nicht alleine war. Der Numa hat ›früherer Anführer‹ gesagt, das heißt wohl, dass sie einen neuen haben. Darin sind sich alle einig. Sie wurden zu mir geschickt, um herauszufinden, was ich beim guérisseur in Erfahrung gebracht habe. Da stecken also keine persönlichen Gründe dahinter, sie werden mich nicht bis an mein Lebensende verfolgen.
Mal ganz davon abgesehen: Wenn Arthur wirklich derjenige ist, der mit den Numa gemeinsame Sache macht ...« Georgias Augen wurden groß. Sie sah mich an, als hätte ich jetzt völlig den Verstand verloren. Ich machte eine Warte-doch-mal-Geste mit der Hand. »Wenn er der Informant ist, schweben alle Bewohner von La Maison in Gefahr. Aber als ich Vincent erklären wollte, weshalb ich Arthur verdächtige, hat er nicht mal zugehört.«
»Das liegt wahrscheinlich daran, dass du spinnst. Und nur nebenbei erwähnt ist Arthur außerordentlich umwerfend –«
»Mit deinem Geschmack lagst du ja letztes Mal schon goldrichtig«, fiel ich ihr ins Wort.
»Touché«, gestand Georgia mir zu. »Aber diesmal hab ich recht. Wir waren heute Nachmittag zusammen Kaffee trinken.« Sie lächelte mich mit ihrem listigen Katzengrinsen an und fächelte sich übertrieben Luft zu, wohl um zu verdeutlichen, wie heiß sie ihn fand.
»Wie bitte?«, rief ich. »Er hat sich mit dir verabredet?«
»Na, nicht direkt«, sagte Georgia. »Ich bin ihm zufällig im Café Sainte-Lucie begegnet, woraufhin er mich gefragt hat, ob ich mich zu ihm setzen möchte. Und weil dieser nervige Grummelzwerg nicht dabei war, hab ich das auch gemacht.«
»Heute nach der Schule?«, fragte ich.
»Hmhm«, stimmte Georgia zu, musterte mich dabei aber misstrauisch.
»Genau zu der Zeit sind die Numa in Papys Laden gekommen. Arthur hat wahrscheinlich nur dort gesessen und darauf gewartet, dass seine Jungs wiederkommen, um ihm Bericht zu erstatten.«
Georgia klappte die Kinnlade runter. »Na, wir sind ja heute mal wieder gar nicht paranoid. Erde an Kate: Du verlierst den Bezug zur Realität! Arthur ist ein ganz normaler und außerordentlich netter untoter Kerl. Ich finde Violette viel verdächtiger.«
Ich schüttelte den Kopf. »Ich vertraue Violette. Wenn Arthur – wissentlich oder unwissentlich – dahintersteckt, weiß sie garantiert nichts davon. Sonst hätte sie etwas gesagt. Wir sind mittlerweile sehr eng befreundet, Georgia. Ich weiß, du kannst sie nicht leiden. Aber ich mag sie.«
Sie tätschelte meinen Arm, als wollte sie ein Kind trösten. »Ich schätze, das Stichwort lautet ›unwissentlich‹. Wenn Arthur wirklich mit irgendwelchen dubiosen Numa-Leuten abhängt, ist es natürlich möglich, dass er irgendwas ausgeplaudert hat. Obwohl ich mir nicht vorstellen kann, dass er was mit der bösen Seite zu tun hat. Ich kann mir nicht mal vorstellen, dass Arthur einer Fliege was zuleide tun könnte. Er ist fast ängstlich zurückhaltend und er ist so ein unglaublich netter Kerl, dass ich allmählich glaube, er ist zu nett für mich. Er wirkte aufrichtig betrübt darüber, dass er dich verärgert hat.«
»Aha, also hat er sogar von mir gesprochen. Wahrscheinlich tut er nur so reumütig, um euch alle auf die falsche Fährte zu locken.«
»Jetzt reicht’s aber, Kate. Ich hol gleich die Männer mit den hübschen Zwangsjacken.«
»Ich werde euch beweisen, dass er es
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