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Vom Mondlicht berührt

Titel: Vom Mondlicht berührt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Plum
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entdeckten wir Arthur, der sein Motorrad am Fuße der Rue-Foyatier-Treppen anschloss – eines der Wahrzeichen von Paris, das oft auf Schwarz-Weiß-Postkarten zu finden war. Die vielen Stufen wurden in regelmäßigen Abständen von eisernen, altmodischen Laternen geziert, die einen solchen Charme des alten Paris verströmten, dass man halb damit rechnete, jemand würde spontan anfangen, den fürs Moulin Rouge typischen Cancan zu tanzen.
    »Schnell!«, schrie ich. Georgia hielt unmittelbar hinter Arthurs Motorrad und schloss den Roller an eine Straßenlaterne.
    Es waren so viele andere Leute unterwegs, dass Arthur, selbst wenn er sich umgeschaut hätte, wahrscheinlich nicht erkannt hätte, dass wir nur wenige Stufen hinter ihm keuchend die Treppen hinaufliefen. Als er oben angekommen war, bog er nach rechts ab und joggte zur anderen Seite der Basilika. Die Sonne stand hoch über unseren Köpfen und die weiße Fassade der Kirche reflektierte die Mittagssonne so grell, dass es schwierig war, Arthurs Gestalt im Blick zu behalten, während er sich durch die Massen von Touristen und Pilgern schlug, die vor der Basilika Schlange standen.
    Er verschwand hinter dem Menschenschwarm um das Gotteshaus. Ich schob mich angestrengt durch die Menge, griff, ohne zu schauen, nach Georgia und bekam einen extrem behaarten Unterarm zu fassen. Ein großer Mann mit einer Baseballkappe, auf der »Heck Yeah Cowboys« stand, sah mich amüsiert an. »Na, wen haben wir denn da?«, sagte er mit einem texanischen Akzent.
    »Entschuldigung«, stieß ich hervor und blickte mich verzweifelt nach Georgia um. Ich entdeckte sie vor mir in etwa zehn Metern Entfernung. Sie war von einer Gruppe Touristen mitgeschwemmt worden, deren Reiseleiter eine italienische Fahne schwenkte. Ihr war gerade erst aufgefallen, dass wir uns verloren hatten, aber als sie sich nach mir umsah, wurde sie auch schon wieder weitergetrieben.
    Ich quetschte mich aus der Gruppe Amerikaner, folgte Arthurs Richtung und bog um dieselbe Ecke, hinter der er verschwunden war.
    Abrupt landete ich in der absoluten Dunkelheit eines überdachten steinernen Innenhofs, der seitlich an das Gebäude grenzte. Meine Augen brauchten einen Moment, bis sie sich an die Lichtverhältnisse dieses abgeschirmten Ortes gewöhnt hatten, der sich völlig menschenleer vor mir erstreckte und still war wie eine Gruft.
    Der Innenhof war riesig. Er hatte die Größe und Form eines Eisstadions. Begrenzt wurde er an einer Seite von einem steilen Abhang, der durch ein eisernes Geländer gesichert war. Wuchtige Skulpturen von Heiligen und Engeln säumten den Hof und warfen bizarre Schatten in das Halbdunkel, was die ausgesprochen unheimliche Stimmung nur noch verstärkte. Von Georgia keine Spur.
    Ich blinzelte, während meine Augen weiter fiebrig nach Arthur suchten. Schließlich entdeckte ich ihn nicht weit von mir; er hatte sich hinter einer Statue versteckt. Er beobachtete ein paar Personen, die von der Dunkelheit des Gebäudes fast verborgen wurden. Direkt vor mir stand die überlebensgroße Skulptur eines Racheengels: in kauernder Haltung, mit gezogenem Schwert im Kampf gegen einen unsichtbaren Widersacher. Ich folgte Arthurs Beispiel, blieb hinter dem Erzengel zurück und lugte vorsichtig unter seinem Schwert hindurch zu den Leuten auf der gegenüberliegenden Seite der Terrasse.
    Ein Mädchen in Jeans sprach herrisch mit zwei riesigen, bedrohlich aussehenden Männern. Kälte durchfuhr mich, als ich die beiden erkannte. Es waren die Numa, die mich in Papys Geschäft bedrängt hatten.
    Das Mädchen machte eine unwirsche Geste und drehte dabei leicht den Kopf zur Seite. Meine Hand flog zu meinem Mund, um ein entsetztes Keuchen zu unterdrücken. »Oh nein«, flüsterte ich vollkommen schockiert. Was machte Violette denn da? Sie sah nicht so aus, als würde sie von den beiden bedroht werden. Im Gegenteil, die Numa schienen ihr aufmerksam zuzuhören.
    Ich schielte zu Arthur hinüber. Er beobachtete dieselbe Szene wie ich und versteckte sich dabei. Ich verstand überhaupt nichts mehr.
    Und dann – plötzlich – alles.
    Als die Welle der Erkenntnis über mir hereinbrach, wurde mir augenblicklich fürchterlich schlecht. Ich presste mir die Hände auf den Bauch und betete, mich nicht an Ort und Stelle übergeben zu müssen.
    Ein dritter Mann trat aus den tieferen Schatten hinter der Basilika zu dem kleinen Grüppchen. Es war der Mann, der sich damals im La Palette mit Arthur unterhalten hatte. Da er jetzt einen langen

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